Erodieren

(Bild: werkzeug&formenbau)

Die Frage, was ein Werkzeugbauer selbst fertigen und was er zukaufen soll, wird höchst unterschiedlich beantwortet – je nachdem, wo die Verantwortlichen eines Unternehmens ihre Kernkompetenz sehen. Formaufbauten, aber auch Elektroden oder angearbeitete Teile zuzukaufen – das ist inzwischen Normalität. Vorausgesetzt, Preis, Qualität und Termintreue der Lieferanten stimmen.

Werkzeugbauer mit anspruchsvollen Kunden tun gut daran, ihre Partner sorgfältig auszusuchen. Ein Outsourcing-Partner, auf den sich inzwischen sehr viele Premium-Werkzeugbauer

Cimatron Werkstueckpalette Elektroden

Acht Werkstückpaletten und 72 Elek­troden fasst das Handlingsystem MultiChange performance. Rund 5 bis 10 Prozent der gefrästen Elektroden werden bei Gezea auf der Gantry Eagle 500 eingesetzt.

verlassen, ist Gezea in Eisenach. „Um es vorweg zu nehmen: Auch wir fertigen nicht alles selbst“, erklärt Henning Köllner, der das Unternehmen zusammen mit seinem Vater Frank leitet. „Aber alles, was wir zukaufen, muss die gleichen hohen Qualitätsstandards erfüllen, die wir an unsere eigene Arbeit anlegen. Unser Plattenmaterial etwa beziehen wir von Meusburger – da können wir sicher sein, dass es keine bösen Überraschungen gibt.“

Komplettdienstleister für den Werkzeugbau

Komplette Werkzeuge baut das Unternehmen nicht. Gezea sieht sich vielmehr als Komplettdienstleister für Werkzeugbauer, die exakt auf ihre

Gezea Elektroden

Auch sehr komplexe Elektroden werden bei Gezea gefräst.

Bedürfnisse zugeschnitte Leistungen aus einer sehr umfassenden Angebotspalette abrufen können: „Vom individuellen Anarbeiten der Platten über komplett montierte und abgestimmte Formaufbauten nach Kundenspezifikation bis zur maßgenauen Fertigung von Schiebern und ganzen Formeinsätzen reicht unser Spektrum, wir können die komplette Fertigungsabwicklung von der Konstruktion bis zur Einpassung übernehmen“, erklärt Köllner. „Dazu kommt die Elektrodenfertigung und das Draht- und Senkerodieren.“ Der Handel mit EDM-Graphiten von SGL Carbon – meist als zugeschnittene Rohlinge mit Bohrbild – rundet das Angebot des thüringischen Unternehmens ab.

Das sagt die Redaktion

Make or buy?

Gerade, wenn es gut läuft, sind Bearbeitungskapazitäten im Unternehmen Mangelware. Umso ärgerlicher, wenn dann hochspezialisierte Maschinen mit Routinearbeiten wie der Bearbeitung von Platten für Werkzeugaufbauten beschäftigt sind. Oder das hochgenaue 5-Achs-Bearbeitungszentrum anstatt mit dem Fräsen von Formeinsätzen wieder einmal mit der Herstellung von Graphitlektroden beschäftigt ist – Sauerei inklusive. Die Erkenntnis, dass man nicht alles selbst machen muss, setzt sich langsam durch. Bei Formaufbauten ist das inzwischen „gelernt“, bei Elektroden hingegen zieren sich viele Unternehmen noch und nehmen lieber einen „Mischbetrieb“ mit Graphit und Stahl auf ein und der selben Maschine in Kauf, als hier etwas fremd zu vergeben. Warum eigentlich? Hier wäre es sinnvoll, einmal genau nachzurechnen. Und sich gegebenenfalls nach einem verlässlichen Partner umzusehen.
Richard Pergler

Konstruiert und programmiert wird auf Cimatron. „Diese Software ist bei uns seit rund acht Jahren im Haus. Wir haben mehrere ,floating licenses‘, so sind wir flexibel“, berichtet Köllner. „Viele Kunden kommen direkt mit Cimatron-Daten zu uns. Und bei den meisten anderen Datenformaten stehen ausgereifte Schnittstellen zur Verfügung.“ Ab und zu kommt es vor, dass Daten, die von Kunden kommen, fehlerhaft sind. „Es kommt schon einmal vor, dass beispielsweise eine Fläche nicht richtig geschlossen wurde. Das zu reparieren ist mit Cimatron kein Problem.“

Die Software lässt sich intuitiv programmieren und besticht mit hoher Benutzerfreundlichkeit bei gleichzeitig sehr vielen Möglichkeiten. Zudem verfügt Cimatron über interessante Features, die die Arbeit der Konstrukteure und

Gezea Lautsprechergitter

Die Elektrode für ein Lautsprechergitter verlangt nach höchster Präzision. Eine ausgeklügelte Qualitätssicherung sorgt dafür, dass alle Vorgaben innerhalb der Toleranz sind.

Programmierer deutlich erleichtern. „Einem neuen Programmierer, der bisher mit einem der anderen im Werkzeug- und Formenbau sehr verbreiteten Systeme gearbeitet hatte, haben wir die Wahl gelassen, ob er künftig mit seinem gewohnten System weiterarbeiten will oder auf Cimatron wechselt.“ Er bekam einige Monate lang beide Systeme zur Verfügung gestellt. So lange dauerte es aber gar nicht, bis er sich entschieden hatte – für Cimatron. „Das Handling ist hier durchdacht“, erklärt Köllner. „So kann man in Cimatron mehrere Fenster offen halten. Das ist bei telefonischen Rückfragen von Kunden ein großer Vorteil, denn so muss man das gerade bearbeitete Projekt nicht erst umständlich schließen, um andere Daten aufrufen zu können.“

 

Präzision und Prozesssicherheit

Cimatron CAD/CAM

Das CAD/CAM-Paket von Cimatron ist intuitiv bedienbar. Sehr ausgereifte Schnittstellen erleichtern den Austausch mit anderen Systemen.

Beim Maschinenpark stehen Präzision und Prozessicherheit an erster Stelle. Deshalb läuft die Fräsbearbeitung der Platten, Schieber und anderer Werkzeugkomponenten auf Bearbeitungszentren von Hermle. „Hier stimmt nicht nur die Qualität der Maschinen, sondern auch der Service“, erläutert Köllner. „Die Hermle-Zentren werden bei uns ausschließlich für die Metallzerspanung genutzt, wir vermeiden konsequent einen Mischbetrieb mit Graphit.“

Trends µ-genau

Ausgefeilte Generatortechnik

Dank der mit dem OPS-Ingersoll-Generator Eagle Powertec verwirklichte adaptive Stromform erhält jeder Strom­impuls die für die Entladebedingung am Entladeort optimale Energie. So soll eine sehr gute Prozessqualität mit höherem Abtrag, kleinerem Untermaß und drastisch verringertem Elektrodenverschleiß erreicht werden. Mit einer weiteren Optimierung der adaptiven Stromform verspricht OPS-Ingersoll, die bisher schon sehr gute Leistung besonders im kritischen Bereich kleiner Untermaße nochmals steigern zu können.

Bei der Herstellung von Graphitelektroden, die den größten Teil der Aufträge ausmacht, setzen die Werkzeugbauexperten auf HSC-Maschinen des Burbacher Herstellers OPS-Ingersoll. „Diese Maschinen sind für die Graphitbearbeitung ausgelegt – hier haben wir exzellente Ergebnisse“, versichert Köllner. Bearbeitet werden höchst unterschiedliche Elektroden – auch kleinste Strukturen wie beispielsweise bei Elektroden für Düsen, die Elemente mit weniger als 0,5 mm Durchmesser bei einer Länge von mehr als 50 x D aufweisen können. „Wir legen auch bei der Elektrodenfertigung großen Wert auf Qualitätssicherung – jede einzelne wird exakt vermessen und geprüft. Natürlich inklusive Messprotokoll.“

Sehr vorteilhaft für das Know-how um die Elektrodenfertigung bei Gezea ist, dass im Unternehmen auch intensiv erodiert wird – zwischen 5 und 10 Prozent der gefertigten Elektroden sind für den Eigenbedarf. Eine neue Gantry Eagle 500

Gantry Eagle500

Die Gantry Eagle 500 ist mit OPS-Ingersolls neuester Generatorentechnik Eagle Powertec ausgestattet.

von OPS-Ingersoll steht seit kurzem im Betrieb. „Vorher waren dort zwei ältere Gantry-Maschinen von OPS-Ingersoll, die allerdings nicht automatisiert waren“, berichtet Köllner. „Das hatte zur Folge, dass mein Vater des Öfteren am Wochenende in den Betrieb kommen musste, um die Erodieranlagen mit neuen Werkstücken zu rüsten. Denn sonst war nach ein paar Stunden Schluss.“

Umfassende Automatisierung von Anfang an

Die neue Maschine wurde deshalb von vornherein mit einer umfassenden Automatisierungslösung ausgestattet: Ein MultiChange performance fasst bis zu acht Erowa-UPC-Werkstückpaletten mit Abmessungen von 320 x 320 mm und bis zu 70 Elektroden in Erowa-Haltern. „Damit ist es problemlos möglich, die Maschine über ein Wochenende auszulasten“, verrät Köllner. Trotzdem denkt er bereits über eine Erweiterung nach: „Es ist sehr einfach möglich, das System auszubauen. Da wir auf einer Werkstückpalette auch mehrere Werkstücke aufspannen können, denken wir darüber nach, eventuell die Zahl der Elektrodenplätze zu erhöhen – optional sind 154 Plätze möglich.“

Profil

Gezea Grafit, HSC-Fräs & Erodierzentrum Eisenach GmbH

Gezea in Eisenach versteht sich als leistungsfähiger und zukunftsorientierter Partner für den Werkzeug- und Formenbau. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 26 Mitarbeiter. Hohe Qualität und Kundenzufriedenheit sind das erklärte Ziel der Verantwortlichen. Dabei setzt das Unternehmen seit Gründung im Jahr 1994 auf leistungsfähige Maschinentechnik und CAD/CAM-Software sowie auf innovative Ideen. Das Kerngeschäft umfasst den Werkzeugbau, Formenbau und Modellbau: Die Bearbeitungsexperten erbringen Dienstleistungen im Bereich der Elektrodenfertigung, Senkerodieren, Drahterodieren sowie im HSC-Fräsen. Dabei können sie auf ein breites Verfahrensspektrum vom 3- und 5-Achs-Fräsen diverser Werkstoffe über Schleifen bis zum Draht- und Senkerodieren zurückgreifen.

Henning Köllner,  Gezea

„Wir legen bei der Elektrodenfertigung großen Wert auf Qualitätssicherung – jede einzelne wird exakt vermessen und geprüft. Natürlich inklusive Messprotokoll.“
Henning Köllner, Geschäftsführer bei
Gezea

Die Gantry Eagle 500 bietet Verfahrwege in X/Y/Z von 525 x 400 x 450 mm. Punkten konnte sie auch mit dem klaren Aufbau ihrer Steuerung: „Die Struktur ist bewusst sehr einfach gehalten, man kommt schnell zum Ziel“, berichtet Köllner. Dass die Entscheidung für eine Maschine von OPS-Ingersoll fiel, war nicht nur auf die sehr guten Erfahrungen mit den bisherigen Gantry-Maschinen zurückzuführen: „Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Kunden“, erklärt Köllner. „Und die berichten uns übereinstimmend, dass die Gantry-Eagle-Maschinen mit relativ großen Vorschüben bei gleichzeitig sehr guter Bearbeitungsqualität gefahren werden können. Dazu kommt, dass der Abbrand der Elektrode sehr gering ist. Beides können wir bei unserer neuen Maschine bestätigen.“

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