Die Fachvorträge waren gut besucht – oft reichten die Sitzplätze für die interessierten Zuhörer nicht aus.

Die Fachvorträge waren gut besucht – oft reichten die Sitzplätze für die interessierten Zuhörer nicht aus. (Bild: werkzeug&formenbau)

Der Technologietag Hein ist inzwischen eine Institution für Formenbauer und Kunststoffverarbeiter – nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus waren Besucher gekommen, um sich über neueste Trends und Entwicklungen in der Branche zu informieren. Entsprechend gut besucht war die Ausstellung, auf der durchaus auch konkrete Projekte besprochen wurden. In den Vorträgen waren teilweise nur noch Stehplätze zu bekommen – das Interessse der Zuhörer war groß.

Ein großes Anliegen ist für Rudolf Hein, zusammen mit seinem Sohn Alexander Geschäftsführer des Konstruktionsbüros Hein, die seiner Ansicht nach dringend erforderliche Archivierung des Wissens aus den Fachbereichen in den Unternehmen: „Gerade aktuell gehen wieder viele Wissensträger in den Ruhestand, ohne ihr Wissen umfassend weitergegeben zu haben“, erklärte er. „Zusammen mit dem demografischen Wandel nimmt so das Wissen ständig ab.“ Er empfahl den Teilnehmern, sich zu Unternehmensnetzwerken und übergeordneten Netzwerken zu verbinden, das Wissen entsprechend zu sammeln und verfügbar zu halten und dieses gemeinsam archivierte Wissen ständig zu aktualisieren und zu pflegen. Ein Ansatzpunkt aus der Praxis etwa sind Datenbanken für Schwindungs- und Verzugsergebnisse, mit denen Simulationssysteme referenziert werden können.

Qualität entsteht auf Qualität

Ein weiterer Punkt war für Hein die oft so offenkundige Diskrepanz im Einkaufsverhalten der OEM: Hier sollen höchste Ansprüche mit möglichst billigen Werkzeugen erfüllt werden. Wer indes einen hohen Automatisierungsgrad an der Spritzgussmaschine realisieren will, ist zwingend auf Werkzeugkonzepte angewiesen, die eine hohe Prozesssicherheit bei konstanter hoher Produktqualität ermöglichen. „Ein Schlüssel dazu ist die Temperierung des Werkzeuges, die je nach Anforderung mit unterschiedlichen Medien und Temperierkonzepten konturnah oder sogar zyklusabhängig umgesetzt werden kann“, erklärte Hein. „Ist der konturgebende Bereich gegen den Rest des Werkzeuges isoliert, so kann eine Temperierung der Formkontur für Druckgussteile, Duroplaste, Elastomere und Thermoplaste präzise und nachhaltig umgesetzt werden.“

Über Fehlervermeidung beim Einsatz von Heißkanalsystemen referierte Dirk Langenohl von der PSG Plastic Service GmbH. Er zeigte unter anderem, wie wichtig der rechtzeitige Austausch von Informationen speziell bei Heißkanalwerkzeugen sein kann: Ist der Heißkanalhersteller rechtzeitig eingebunden, lassen sich Bauteilanforderung, Werkzeugkonzept und Spritzgießprozess optimal aufeinander abstimmen.

Jeanette Hantsch von der Brabender Messtechnik GmbH & Co. KG beleuchtete den Einfluss des Wassergehalts bei der Verarbeitung von hochwertigen technischen Kunststoffen: „Das ist ein wichtiger Parameter für die Qualität des hergestellten Produkts“, betonte die Expertin. „Die erforderliche Messung sollte schnell erfolgen und einfach durchzuführen sein.“ Sie stellte unter anderem das Aquatrac-Feuchtemessgerät, vor mit dem sich der Wassergehalt der Werkstoffe in der täglichen Praxis auf wenige hundertstel Prozent genau bestimmen lässt.

Trends µ-genau

Technologietag Hein 2017

Auch im kommenden Jahr lädt das ­Konstruktionsbüro Hein wieder zu der inzwischen fest etablierten Veranstaltung ein. Der 21. Technologietag Hein wird am 17. Februar 2017 wieder im Gebäude der Volkshochschule in Neustadt am Rübenberge ein Anziehungspunkt für die Branche. Mit diesem Event will der Veranstalter neben der Vermittlung aktuellen Wissens unter anderem dazu beitragen, dass sich die Branche stärker vernetzt. Nähere Informationen unter Tel. 05032/893791 oder unter www.kb-hein.de/technologietag/

Additives Verfahren für großvolumige Bauteile

Hein Fachgespraeche

Ein Netzwerk für die Branche – der Austausch zwischen den Besuchern, die aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus angereist waren, ist ein wichtiges Element des Technologietages.

Oliver Müller von der Hermle Maschinenbau GmbH präsentierte die MPA-Technologie – eine vielseitige additive Fertigungstechnologie, die auf einem thermischen Spritzverfahren für Metallpulver basiert. „Aufbauraten von mehr als 200 cm³ pro Stunde prädestinieren MPA für die Herstellung massiver großvolumiger Bauteile“, erläuterte Müller. „Mittels Materialauftrag auf Freiformflächen können auch vorgefertigte Halbzeuge flexibel um additiv gefertigte Komponenten ergänzt werden.“

Die Industrialisierung im Werkzeugbau war Thema des Vortrags von Volker Franke von der Harting Applied Technologies GmbH. „Lean Management und Automatisierung führen zu beachtlichen Erfolgen bei Effizienz, Durchlaufzeit und

Qualität“, betonte er. „Unter Industrie 4.0 werden erweiterte Konzepte zur vertikalen und horizontalen Vernetzung von Menschen, Maschinen, Objekten und Systemen verfügbar. Die Voraussetzung sind beherrschte Prozesse über die gesamte Wertschöpfungskette.“

Unter dem Motto „Welcher Stahl für welche Anwendung?“ führte Bernd-Ingolf Hentschel von der STM Stahl ServiceCenter GmbH in die Welt der Stahlqualitäten ein, die speziell für die Anforderungen in den Anwendungsgebieten Kunststoffspritzguss und Druckguss geschaffen wurden. „Eigenschaften wie Wärmeleitfähigkeit, Zähigkeit und Verschleißbeständigkeit sind genauso ein Thema wie Korrosionsbeständigkeit und Bearbeitbarkeit“, erklärte er. „Temperierung und prozesssichere Herstellung der Werkzeuge unter immer größerem Zeitdruck sowie Zykluszeit und Warmbrandrissbeständigkeit gehören zum täglichen Diskussionsfeld.“

Rudolf Hein,  Konstruktionsbüros Hein

„Gerade aktuell gehen wieder viele Wissensträger in den Ruhestand, ohne ihr Wissen umfassend weitergegeben zu haben.“
Rudolf Hein, Geschäftsführer des
Konstruktionsbüros Hein

Wie sich viele der bei Spritzgusswerkzeugen auftretenden Fehler mit einer Oberflächenbehandlung ganz vermeiden oder deutlich reduzieren lassen, zeigte Ewa Bienk von der CemeCon Scandinavia A/S: „Hierzu gehören Schäden wie Fressen der Gleitflächen, Verschleiß der Kontur, Korrosion im Werkzeug und den Kühlkanälen, Dieseleffekt in der Entlüftung, Tribokorrosion in der Trennung, Beschädigung des Produktes und Kavität durch Entformungsprobleme“, erklärte sie. „Je nach Schadensfall und -bild kann eine gezielte Beschichtung diese Fehler eliminieren und so Reparaturen, Ausschussquoten, Produktionsstops und Wartung deutlich reduzieren.“

Austausch unter den Teilnehmern als wichtiges Element

Zahlreiche weitere Vorträge und die umfassende Präsentation der rund 70 Aussteller boten auch in diesem Jahr einen interessanten Rahmen für den Austausch der Teilnehmer untereinander – denn letztendlich ist es der Netzwerkgedanke, der dem Technologietag Hein zugrunde liegt. Und von dieser Veranstaltung konnte wohl jeder der Teilnehmer neue Erkenntnisse und Anregungen für die Herausforderungen des Arbeitsalltags mitnehmen.

Kontakt: Konstruktionsbüro Hein GmbH, www.Kb-Hein.de

Weitere interessante Videos finden Sie auf dem Youtube-Kanal der werkzeug&formenbau.

Sie möchten gerne weiterlesen?