Geballte Kompetenz für die Kunden

Zahlreiche Auftraggeber schätzen die hohe Qualität der Werkzeuge für Stanz- und Spritzgussverfahren aus Geringswalde. (Bild: Fischer)

Ein perfektes Werkzeug abzuliefern, das µ-genau gearbeitet ist – das ist heute eine Selbstverständlichkeit. Wer im internationalen Wettbewerb erfolgreich sein will, muss mehr bieten. Mit den gewachsenen Anforderungen der Kunden verändern sich auch die Mitarbeiter – so sind zunehmend Fähigkeiten im Projektmanagement gefordert oder fundiertes Know-how aus Produktentwicklung und Produktion. Unternehmerisches Denken und der Blick fürs Ganze sind auf dem Shopfloor angekommen. Deshalb spielen Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie eine gezielte Personalentwicklung bei erfolgreichen Werkzeugbauunternehmen wie der Meissner AG in Biedenkopf-Wallau und der Fischer GmbH in Geringswalde – Sieger und Finalist in der Kategorie “Externer Werkzeugbau über 50 Mitarbeiter” – eine zentrale Rolle.

Meissner Tilman Löffelholz

Die klare Gliederung in die einzelnen Bereiche und die gemeinsame Nutzung der mechanischen Fertigung erlauben eine optimale Nutzung der Synergieeffekte.
Bild: Meissner

Gleich in drei Disziplinen aktiv ist die Meissner AG. “Eigentlich sind wir drei eigenständige Werkzeugbauten unter einem Dach, die sich die mechanische Fertigung teilen”, erklärt Vorstandsvorsitzender Tilman Löffelholz. “Mit dem Gießereiwerkzeugbau, der unter anderem Werkzeuge für Motorblöcke und Zylinderköpfe fertigt, dem Blasformenbau vornehmlich zur Herstellung von Werkzeugen für Kraftstoffbehälter und Einfüllrohre und den Werkzeugen für Fahrzeugauskleidungen sehen wir uns gut und krisensicher aufgestellt – wir sind in allen drei Bereichen sehr erfolgreich und gehören jeweils zu den großen Playern in jeder Disziplin. Wenn wir etwas anpacken, machen wir es richtig.”

Die klare Gliederung in die einzelnen Bereiche und die gemeinsame Nutzung der mechanischen Fertigung, die quasi die Rolle eines Dienstleisters für die drei autarken Werkzeugbauten übernimmt, erlauben jeweils die Fokussierung auf ein Kerngebiet bei gleichzeitig optimaler Nutzung der Synergieeffekte. Zusätzlich sorgt diese Aufstellung über mehrere Disziplinen für ein gutes Maß an Krisensicherheit – das Unternehmen, das einst aus einer Insolvenz wiedererstanden ist und dessen Haupkapitaleigner die eigenen Mitarbeiter sind, musste auch in der schwierigen Zeit 2008 bis 2010 so gut wie keine Kurzarbeit anmelden.

Sorgfältige Planung ist unerlässlich

Bei der Vielfalt der Prozesse im Unternehmen ist eine sorgfältige Planung das A und O: “Unser Fernziel ist Industrie 4.0 und damit der industrielle Werkzeugbau”, erklärt Löffelholz. “Davon sind wir heute freilich noch ein gutes Stück weit entfernt – aber wir arbeiten zielstrebig daran.”

Der kontinuierliche Veränderungsprozess erfordert, dass die Mitarbeiter ständig ihr Know-how erweitern. Deshalb hat bei Meissner die systematische Aus- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert. Deutlich wird, dass Werkzeugbauer immer stärker in die Prozesskette ihrer Kunden eingebunden sind. “Das versetzt uns auch in die Lage, bessere Werkzeuge zu bauen”, ist Löffelholz überzeugt. “Wenn sich mit besseren und effizienteren Werkzeugen nachweislich in der Produktion Vorteile ergeben, sind inzwischen auch wieder mehr Kunden bereit, für Werkzeuge mehr Geld auszugeben.” Meissner sieht sich auch zunehmend in der Rolle eines Ingenieurdienstleisters: Speziell bei Kunden in Schwellenländern ist die Kompetenz der Werkzeugbauexperten gefragt. Der große Bedarf an Ingenieurwissen erklärt, warum es bei Meissner inzwischen allein in der Konstruktion annähernd 60 Arbeitsplätze gibt.

Meissner Werkzeug

Mit dem Gießereiwerkzeugbau, dem Blasformenbau und den Werkzeugen für Fahrzeugauskleidungen
sieht sich die Meissner AG gut und krisensicher aufgestellt.
Bild: Meissner

Kunden fordern globale Präsenz

“Wir stellen uns global auf, auch wenn wir bislang sehr gut mit einem einzigen Produktionsstandort auskommen”, ergänzt Löffelholz. “Inzwischen fordern nicht nur OEM, sondern auch die Tier-1-Zulieferer eine weltweite Präsenz ihrer Zulieferpartner. Deshalb müssen wir in der Lage sein, unser Leistungsspektrum überall auf der Welt abzurufen.”

Fischer Hartnut

Die Experten des Unternehmens decken die Prozessketten ihrer Kunden ab. Zunehmend ist ihre Expertise bereits bei der Gestaltung der Kundenbauteile gefordert.
Bild: Fischer

Die Globalisierung geht Meissner durchaus strategisch an. Das beginnt bei den Auszubildenden – hier haben die Verantwortlichen aus dem Mangel an Fachkräften und geeigneten Auszubildenden eine Tugend gemacht: “Unter unseren Auszubildenden sind erstmals zwei junge Männer aus Spanien”, verrät Löffelholz. “Die Sprachbarriere wurde erstaunlich schnell überwunden, und beide schlagen sich bislang sehr gut.” Für die Meissner AG ein interessanter Nebeneffekt: “Wir haben in den spanischsprachigen Ländern Mittel- und Südamerikas immer mehr Kunden – da sind zwei Muttersprachler natürlich ein großer Vorteil.”

Ebenfalls eine Erfolgsgeschichte steckt hinter der Fischer GmbH in Geringswalde: Bei der Unternehmensgründung im Jahr 1991 übernahm Hartmut Fischer den Werkzeugbau jenes Betriebs, in dem er bereits zu DDR-Zeiten gelernt und gearbeitet hatte, mit der Maßgabe, auch die insgesamt 15 Mitarbeiter des Bereichs komplett weiter zu beschäftigen. “Was für viele Investoren vielleicht zunächst wie ein Manko erscheint, war für unser junges Unternehmen sehr positiv – denn wir hatten von Anfang an genügend Arbeit und konnten jede Hand gebrauchen”, erinnert sich der Geschäftsführer.

Investieren in Maschinen und Köpfe

Auch aus den alten Bundesländern schätzten zahlreiche Auftraggeber die hohe Qualität aus Geringswalde. So wuchs das Unternehmen schnell und verfügt heute über mehr als 80 Mitarbeiter.

Sie fertigen im Dreischichtbetrieb Werkzeuge für Stanz- und Spritzgussverfahren. Der Maschinenpark ist auf dem aktuellen Stand, und Fischer achtet darauf, dass regelmäßig investiert wird – übrigens nicht nur in die Maschinen, sondern auch in die Mitarbeiter. Großes Augenmerk legen die Verantwortlichen auch auf die organisatorischen Abläufe im Unternehmen: So sorgt nun beispielsweise eine sehr durchgängige Kalkulationssoftware, die die Werkzeugbauer in Zusammenarbeit mit der TU Bergakademie Freiberg entwickelten, für Transparenz bei den Werkzeugkosten.
Standardisiert werden Abläufe mit dem Ziel, alle Komponenten rechtzeitig zur Montage vor Ort zu haben. Ein eng geknüpftes Netzwerk aus Zulieferern sorgt dafür, dass das Unternehmen flexibel auf Anforderungen aus dem Markt reagieren kann. Hier zahlt sich neben einem gut organisierten Lieferantenmanagement ein auf nachhaltige Partnerschaft ausgelegter fairer Umgang aus.

Inzwischen reicht es auch für Fischer nicht mehr, “nur” ein perfektes Werkzeug nach Zeichnung liefern zu können. “Auch bei uns nimmt das Wissen um die Produktionsprozesse unserer Kunden einen immer höheren Stellenwert ein”, betont Fischer. “Hier sind wir als Problemlöser gefragt, der die Fertigung unserer Kunden versteht und technisch und wirtschaftlich optimale Prozesse ermöglicht.”

Die Experten des Unternehmens decken mit ihrem Wissen inzwischen die Prozessketten in der Produktion ihrer Kunden ab. Zunehmend ist ihre Expertise bereits bei der Gestaltung der Kundenbauteile gefordert, insbesondere wenn es um die wirtschaftliche Realisierung geht. Hier wird die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter durch umfangreiche Tools zur Simulation unterstützt.

Ein großes Plus der Werkzeugbauer ist die Möglichkeit, ihre Werkzeuge im eigenen Betrieb unter Produktionsbedingungen für den Kunden einzufahren. “So lassen sich Verbesserungspotenziale erkennen, die sich auf einer Probierpresse nicht zeigen – wir können den Serienbetrieb realistisch bei uns abbilden”, betont Fischer. “Das stellt sicher, dass unser Auftraggeber ein ausgereiftes Werkzeug bekommt, das sofort produzieren kann. Das spart Zeit – ein kostbares Gut gerade in der Produktentwicklung.”

Das erweiterte Service- und Beratungsangebot des Werkzeugbauunternehmens erfordert eine systematische Personalentwicklung inklusive entsprechender Aus- und Weiterbildung. “Wir haben von Anfang an Lehrlinge ausgebildet, und auch heute haben wir noch keine Probleme, geeignete Kandidaten für unsere Ausbildungsstellen zu finden”, erklärt Fischer. “Unsere gut ausgebildeten, durchaus auch unternehmerisch denkenden Fachkräfte sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor unseres Werkzeugbaus.”

Ein weiterer Erfolgsfaktor neben leistungsfähigen Maschinen, der durchgängigen Organisationsstruktur und gut ausgebildeten Mitarbeitern sind indes die gelebten Werte im Unternehmen – sie sorgen für eine Atmosphäre des Vertrauens, für Motivation und eine hohe Loyalität der Mitarbeiter zum Betrieb, die auch die Kunden schätzen.

Jury-Urteil*

Meissner AG, Biedenkopf-Wallau

Das 1922 von Theodor Meissner in Wolzhausen gegründete Unternehmen hat seit 1925 seinen Sitz in Biedenkopf-Wallau an der Lahn. Seit 1997 ist Meissner eine Aktiengesellschaft, deren Aktien sich mehrheitlich im Besitz der Mitarbeiter befinden. Die Meissner AG beliefert Automobilhersteller aus aller Welt und ihre Zulieferer mit Gießerei- und Kunststoffformwerkzeugen. Dabei handelt es sich um Werkzeuge zum Gießen von Motorblöcken, Zylinderköpfen und anderen Gussteilen, um Blasformen vornehmlich zur Herstellung von Kraftstoffbehältern und Einfüllrohren sowie um Werkzeuge zur Produktion von Fahrzeugauskleidungsteilen aus verschiedensten Materialien. Das Leistungsspektrum umfasst die Entwicklung, die Konstruktion und die Herstellung von Prototyp- und Serienwerkzeugen.
Die Jury lobt besonders die ausgeprägte Integration in Kundenprozesse insbesondere durch das Service-Angebot mit Rahmenverträgen mit OEMs und die Wartung fremder Werkzeuge. Ebenfalls positiv bewertet wird die Internationalisierung durch verschiedene Kooperationsaktivitäten in den USA, Mexiko und China. Punkten konnte der Werkzeugbau darüber hinaus mit einer hohen Kompetenz sowohl hinsichtlich der Werkzeugtechnik als auch der Verfahrenstechnik, insbesondere innerhalb der Fertigungsprozessberatung für Hersteller von geblasenen Artikeln, zum Beispiel Kunststofftanks.

Fischer GmbH, Geringswalde

Die Fischer GmbH aus Geringswalde wurde 1991 gegründet. Der Werkzeugbau entwickelt und fertigt Folgeverbund- und Transferwerkzeuge, Kunststoffspritzwerkzeuge für den Ein- oder Mehrkomponenten-Spritzguss, Sonderanlagen und Vorrichtungen für die Automobil-, Elektro- und Metallindustrie. Der Fokus liegt jedoch auf Folgeverbundwerkzeugen im mittleren Größenbereich.
Für den Try-out stehen dem Werkzeugbau eine hydraulische Presse sowie eine 400-t-Exzenterpresse inklusive Bandanlage zur Verfügung.
Zu den Stärken des externen Werkzeugbaus zählt die Abdeckung der gesamten Prozesskette von der Beratung der Bauteilgestalter durch Simulation bis zum Try-Out und zur Produktion von Kleinserien mit Hilfe einer eigenen 4000-kN-Exzenterpresse. Als ebenfalls positiv ist die Entwicklung eines eigenen leistungsfähigen Kalkulationsprogramms in Zusammenarbeit mit der Hochschule Freiberg zur Kalkulation der Werkzeugkosten zu nennen. Abgerundet wird der Eindruck durch ein gutes Lieferantenmanagement.

* Im Rahmen der Veranstaltung “Werkzeugbau mit Zukunft”, 4. November 2014 in Aachen

Stärke-Profil

Meissner AG, Biedenkopf-Wallau

  • Selbstverständnis als Ingenieurdienstleister und daraus resultierende
  • Einbindung in die Kundenprozesse
  • umfangreiches Engagement im Bereich der Aus- und Weiterbildung (Kooperationen mit Schulen, Duales Studium, Diplom-Pädagoge für Erwachsenenbildung, permanente Englischkurse)
  • Internationalisierung wird durch verschiedene Kooperationsaktivitäten in USA und Mexiko sowie Joint-Ventures in China und Russland vorangetrieben

Fischer GmbH, Geringswalde

  • Entwicklung eines eigenen leistungsfähigen Kalkulationsprogramms in Zusammenarbeit mit der TU Bergakademie Freiberg
  • gutes Lieferanten-Management
  • Abdeckung der gesamten Prozesskette von der Beratung der Bauteilgestalter durch Simulation bis zum Try-out und zur Produktion von Kleinserien mit Hilfe einer eigenen 4000-kN-Exzenterpresse
  • regional verwurzelt
  • umfangreiches Dienstleistungsangebot

Unternehmens-Profil

Meissner AG, Biedenkopf-Wallau

Meissner Mitarbeiter

Bild: Meissner

  • Produkte: Gießereiwerkzeuge, Blasformen, Werkzeuge für Fahrzeugauskleidungen
  • Kunden: Gießereien, Automotive-Industrie (OEM wie Zulieferer)
  • Maschinenpark: HSC-/CNC-Fräsen bis zu 40 000 min-1, Verfahrwege bis 4000 x 2000 x 1250 mm; CNC-Drehen bis 1000 mm Länge und 200 mm Durchmesser; CNC-Bohrwerke bis 3500 x 1600 x 1250 mm; CNC-Senk­erodieren bis 3000 x 1400 x 1000 mm; Tuschierpresse bis 28 t Formgewicht; 3D-Messen/Flächen-Messprogramm bis 4000 x 2500 x 2000 mm; Optisches
  • Messsystem: Digitalisieren bis 4000 x 1600 x 1000 mm.
  • Software: Unigraphics NX 9, Tebis, ProE, Catia V4+V5, ME10, WorkNC, DepoCAM, Solid Works
  • Jahresumsatz: mehr als 40 Mio. Euro
  • Mitarbeiter: rund 280 (plus mehr als 40 Auszubildende und duale Studenten)
  • Kontakt: Meissner AG Modell- und Werkzeugfabrik, D-35216 Biedenkopf-Wallau, Tel.: 06461/802-0, www.meissner.eu

Fischer GmbH, Geringswalde

Fischer Mitarbeiter

Bild: Fischer

  • Produkte: Folgeverbund- und Transferwerkzeuge, Kunststoffspritzwerkzeuge für den Ein- oder Mehrkomponentenspritzguss, Sonderanlagen und Vorrichtungen
  • Kunden: Automobil-, Elektro- und Metallindustrie
  • Maschinenpark: CNC-Fräsen fünfachsig bis 2500 x 920 x 820 mm; Drehen (CNC und konventionell), Flach-, Rund- und Koordinatenschleifen; Senk- und Drahterodieren; Startlochbohrmaschine, Werkzeugprobierpresse (2000 kN), Exzenterpresse (4000 kN) mit Bandanlage, 3D-Koordinaten-Messmaschine.
  • Software: CAD: NX10, Mold Wizard, Die Wizard, Programmmodul Fräsen, Mecanic
  • Mitarbeiter: 80 (5 Auszubildende)
  • Kontakt: Fischer GmbH, D-09326 Geringswalde, Tel.: 037382/809-0, www.fischer-wzb.de

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