Robust und doch präzise

Trotz des relativ großen Arbeitsraums baut die Trimill 3016 sehr kompakt. (Bild: werkzeug&formenbau)

Brand Trimill

Geht dynamisch zur Sache: Die Trimill VC 3016 ist für Schruppen und Schlichten in einer Aufspannung konzipiert.
Bild: werkzeug&formenbau

Das Unternehmen im sächsischen Oederan hat einen guten Namen für Stanz- und Folgeverbundwerkzeuge, IHU-Werkzeuge, Spritzgießformen, aber auch als Lohnfertiger in “schwierigen” Materialien. Mit 40 Mitarbeitern im Werkzeugbau und 25 Mitarbeitern in einer Stanzerei haben sich die Verantwortlichen auf “eher größere” Werkzeuge bis 40 t festgelegt.

In der Konstruktion arbeiten sechs Mitarbeiter auf AutoCad und Solidworks 3D. “Hier kaufen wir aber auch Konstruktionsleistungen von außen zu”, erklärt Dieter Brand, Geschäftsführer beim Brand Maschinen- und Werkzeugbau. “Wir arbeiten unter anderem für die Automobilindustrie, aber auch Kunden aus anderen Branchen schätzen offenbar unsere Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit.”

Profil

Brand Werkzeug- und Maschinenbau GmbH
Die Brand Werkzeug- und Maschinenbau GmbH wurde 1992 gegründet und wuchs zu einem mittelständischen Unternehmen heran. Das Unternehmen, das im Werkzeugbau 40 Mitarbeiter beschäftigt, passt seinen Maschinenpark mit gezielten Investitionen stets dem neuesten Stand der Technik an. Das Portfolio umfasst die Fertigung von Spritzgusswerkzeugen, Folgeverbundwerkzeugen, Schnitt- und Umformwerkzeugen, IHU-Werkzeugen, Reibbelagpressformen, Gießformen und die Fertigung von Einzel- und Ersatzteilen des Werkzeug- und Maschinenbaus. Eine eigene Stanzerei mit 25 Mitarbeitern und vier Produktionspressen erlaubt das Abmustern der Werkzeuge unter Serienbedingungen.

Abmustern in der eigenen Stanzerei

Stanz- und Folgeverbundwerkzeuge werden in der eigenen Stanzerei abgemustert – hier stehen vier Produktionspressen, die die Abnahme unter Serienbedingungen erlauben. “Wir fertigen auch selbst – etwa Befestigungen für Photovoltaikmodule”, erläutert der Geschäftsführer. “Wir haben die Kompetenz im Stanzen im eigenen Haus – unsere Kunden könen sicher sein, dass sie ein perfekt lauffähiges Werkzeug in ihre Produktion bekommen.”

Dieter Brand

“Neben einer entsprechenden Performance musste unsere neue Maschine ein gutes Maß an Steifigkeit mitbringen und vor allem eine sehr präzise Bearbeitung ermöglichen.”
Dieter Brand, Geschäftsführer
Bild: werkzeug&formenbau

Der Betrieb gilt in der Region aber auch als Problemlöser bei anspruchsvollen Werkstoffen: So gehören Teile aus Inconel 625, aus Pernifer oder anderen Legierungen, die in der Regel schwer zu zerspanen sind und neben dem entsprechenden Equipment auch ein gehöriges Maß an Erfahrung fordern, zum Repertoire. Hier ist das Know-how bei der Zerspanung und bei der Weiterbearbeitung ein wesentlicher Faktor – schließlich sind die Werkstücke kostspielig, und das Rohmaterial ist in der Regel auch nicht “mal eben schnell” neu zu beschaffen. Aber auch unterschiedlichste Werkzeugstähle oder Aluminium werden bearbeitet.

Diese Werkstücke im Lohnauftrag, aber beispielsweise auch die Bearbeitung von Einsätzen aus gehärteten Werkzeugstählen mit Härten von 60 bis 63 HRC erfordert entsprechende Maschinen und Werkzeuge. Deshalb stehen seit einigen Jahren unter anderem Maschinen der DepoCut- und der DepoSpeed-Baureihe im Unternehmen. Unter dem Depo-Kleid verbirgt sich solider Maschinenbau aus Tschechien: Depo bezog seine Maschinen vor einigen Jahren vom Hersteller Trimill.

Brand Steuerung

Die Heidenhain-iTNC-530-Steuerung sorgt dafür, dass sich komplexe Bearbeitungsaufgaben schnell und umfassend bearbeiten lassen.
Bild: werkzeug&formenbau

“Wir sind sehr zufrieden mit den Maschinen – sie verfügen über eine hohe Steifigkeit, sind robust und haben trotzdem die hohe Präzision, die wir für unsere Bearbeitungen benötigen”, versichert Brand. “Da bei uns die Dimensionen der Werkzeuge und auch der Lohnteile immer größer wurden, sahen wir uns nach einem entsprechenden Bearbeitungszentrum um. Ein Ziel war, Werkzeugeinsätze künftig komplett zu fertigen, die wir früher segmentieren mussten.”

Treiber waren die Kosten – über die Komplettbearbeitung wollte Brand die Durchlaufzeit der Werkzeuge reduzieren und so seinen Kunden einen Zeitvorteil bieten. “Neben einer entsprechenden Performance musste unsere neue Maschine ein gutes Maß an Steifigkeit mitbringen und vor allem eine sehr präzise Bearbeitung ermöglichen”, betont Brand. “Für die Bearbeitung der Platten reicht uns in der Regel zwar eine Toleranz im Bereich von ± 50 µm. Wenn es aber an die Einsätze geht, brauchen wir schon eine Genauigkeit von ± 10 µm.”

Zusammen mit den Mitarbeitern gingen die Verantwortlichen daran, Maschinenkonzepte der unterschiedlichen relevanten Hersteller auf den Prüfstand zu stellen. Schließlich blieb als optimale Maschine die Trimill VC 3016 übrig, eine schwere dreiachsige Maschine speziell für den Werkzeug-, Formen- und Gesenkbau.

Brand Depo Maschine

Auch unter dem Blechkleid der bereits einige Jahre alten Depo-Maschinen steckt Trimill-Technik.
Bild: werkzeug&formenbau

Trends µ-genau

Alles in einer Aufspannung
Der klassische Weg in der Großteilebearbeitung ist, ein Werkstück auf einer robusten Maschine erst einmal zu schruppen und es dann auf einer anderen genaueren Maschine fertigzubearbeiten. Das Rüsten und die möglicherweise lange Liegezeit zwischen den Maschinen verlängerte jedoch die Durchlaufzeiten. Wenn indes alles auf einer Maschine erledigt werden kann, dann fallen neben eventuellen Rüstfehlern auch der Aufwand fürs erneute Rüsten sowie die Liegezeit weg. Voraussetzung dafür ist eine robuste Maschine, die dynamisch und genau genug ist, um bei Schlichten die vorgegebenen Toleranzen einzuhalten und eine entsprechend hochwertige Oberfläche zu erzeugen.

Mitarbeiter bestimmen mit

Das Vertikalbearbeitungszentrum mit obenliegendem Gantry vereint nach Meinung der Bearbeitungsexperten auf optimale Weise eine kontrollierte Dynamik mit hoher Genauigkeit. Dass die Maschine so stabil ist, schlug sich auch in der Aufbauzeit nieder: Rund drei Monate vergingen vom Ausheben der Fundamentgrube bis zum ersten Werkstück. Die tschechischen Monteure verwendeten hohe Sorgfalt auf die exakte Kalibrierung.

Brand Späneförderer

Die Trimill ist bei hoher Präzision auf Performance ausgelegt. Zwei Späneförderer bewältigen auch größere Spänemengen.
Bild: werkzeug&formenbau

Seit Februar ist die Maschine nun durchgängig im Einsatz – die Halle ist zwar nicht klimatisiert, trotzdem können sich die Werkzeugmacher auf die hohe Präzision der Maschine verlassen. “Das liegt unter anderem auch am last- und thermosymmetrischen Aufbau unserer Maschine”, berichtet Brand. Das Konzept der 3-Achs-Maschine mit ihrem stationären Tisch verspricht zudem konstant hohe Oberflächenqualitäten.

Die Maschine ist mit einer Weiss-Spindel ausgestattet, die 32 kW und 300 Nm zur Verfügung stellt und bis 14 000-1 dreht. “Wir setzen Werkzeuge mit HSK-A100-Schnittstelle ein – dank der Möglichkeit, die Schrupp- und Schlichtbearbeitung auf einer Maschine und in einer Aufspannung auszuführen, sparen wir Zeit und erhöhen die Produktivität”, betont Brand. “Der Werkzeugwechsler fasst im Standard zehn Werkzeuge. In Zukunft kann es aber durchaus sein, dass wir ausbauen müssen.” Dann gibt es auch die Varianten mit 30 und 50 Werkzeugen.

Die VC 3016 bietet einen Arbeitsbereich in X, Y, Z von 2300 x 1600 x 1000 mm – für die X-Achse haben die Werkzeugbauer die Option einer Achsverlängerung auf 3000 mm genutzt. Der Tisch lässt sich mit bis zu 7 t/m2 belasten. Die massive Bauweise ermöglicht eine hohe Dynamik: Die Trimill beschleunigt in allen Achsen mit 2,5 m/s² und verfährt mit bis zu 30 000 mm/min.

Brand Werkzeuge Spritzgießformen

Werkzeuge für komplexe Stanzteile, aber auch Spritzgießformen etwa für eine breite Vielfalt an Blumentöpfen entstehen bei Brand in Oederan.
Bild: werkzeug&formenbau

Der Arbeitsraum der Maschine ist ebenerdig zugänglich, eine Heidenhain-Steuerung iTNC 530 sorgt dafür, dass sich die Maschine ergonomisch und schnell bedienen lässt. “Wir sind überzeugt von unserer neuen Trimill-Maschine”, zieht Dieter Brand Bilanz. “Unsere Ansprechpartner sind kompetent und bei Bedarf sehr schnell vor Ort. Wir fühlen uns bei unserem Maschinenpartner deshalb sehr gut aufgehoben.”

Das sagt die Redaktion

Konkurrenz versus Kompetenz
Lange Zeit war es unter Werkzeug- und Formenbauern verpönt, Produktionspressen oder Spritzgießmaschinen im Haus zu haben. Die Angst, ein Kunde könnte statt eines Partners einen möglichen Konkurrenten sehen, war bei vielen einfach zu groß. Heute hat sich das gewandelt: Wer dokumentieren kann, dass er die Produktion seiner Kunden versteht, weil er die Prozessketten täglich lebt, hat inzwischen oft einen Vorsprung. Denn längst ist in vielen Fällen nicht mehr nur ein Klotz aus Stahl und Eisen gefragt, sondern ein umfassendes Leistungspaket. Und dafür muss man wissen, was der Kunde braucht.
Richard Pergler

Kontakt:
Brand Werkzeug- und Maschinenbau GmbH,
D-09569 Oederan,
Tel.: 037292/39820,
www.brand-werkzeugbau.de

Trimill GmbH,
D-32052 Herford,
Tel.: 05221/69448-0,
www.trimill.de

Weitere interessante Videos finden Sie auf dem Youtube-Kanal der werkzeug&formenbau.

Sie möchten gerne weiterlesen?