Erfolgsfaktor Projektmanagement

Die Anforderungen an ein Werkzeug sind heute teilweise sehr komplex. Auf der anderen Seite werden auch die Anforderungen an die Produktion deutlich vielfältiger: Die Termine sind immer enger gesteckt, der hohe Preisdruck erfordert wirtschaftliches Fertigen. Sieger und Finalist der Kategorie „Externer Werkzeugbau über 100 Mitarbeiter“, Werkzeugbau Roth in Wöhlsdorf und Krämer + Grebe Modell- und Werkzeugbau in Biedenkopf-Wallau, setzen auf konsequentes Projektmanagement, um Qualität, Termine und Kosten zu verfolgen und einen engen Kontakt zum Kunden zu halten.

„Konsequentes Projektmanagement ist für einen Werkzeugbauer heute eine Notwendigkeit – unsere Kunden praktizieren das längst, es gibt kaum mehr eine Planungsrunde für ein Werkzeug, bei der nicht von Kundenseite schon ein Terminverfolger mit am Tisch sitzt“, betont Marco Roth, Geschäftsführer bei Roth Werkzeugbau in Wiebelsdorf/Thüringen. „Ein eigenes Projektmanagement bietet dem Kunden eine hohe Sicherheit, dass Qualität und Termine passen. Deshalb wird das zunehmend zu einen wichtigen Faktor im Wettbewerb um Aufträge.“

Das Familienunternehmen, das im Jahr 1990 mit fünf Beschäftigten begonnen hatte, ist inzwischen auf 130 Mitarbeiter angewachsen. „Auch wenn wir in Thüringen für Investitionen Fördergelder bekommen haben – wir hatten anfangs keine Kunden und waren am Markt unbekannt. Und die Werkzeuge müssen wir zu wettbewerbsfähigen Preisen fertigen“, betont Roth. „Das geht nur mit einem Werkzeugbau, der nach industriellen Maßstäben organisiert ist und nach strengen wirtschaftlichen Maßstäben arbeitet.“ Jedes Werkzeug wird daher so genau wie möglich vor- und nachkalkuliert: Mit einem konsequenten Finanzcontrolling sorgt Roth dafür, dass alle relevanten Daten zu einem Werkzeug bekannt sind.

Trotz Controlling, Fließfertigung und einem hohen Automatisierungsgrad hat sich das Unternehmen indes die Philosophie eines Familienbetriebs bewahrt. Das zeigt sich auch an der sehr schlanken Führungsstruktur, die kurze, schnelle Entscheidungswege ermöglicht. In vier Schüben ist das Unternehmen auf seine heutige Größe gewachsen, der leistungsfähige Maschinenpark ist sehr jung. „Wir haben eine sehr hohe Eigenkapitalquote – so konnten wir in der Krise unter anderem unser neues Bemusterungszentrum einrichten“, erläutert Roth. „Das ist für uns ein wesentlicher Faktor, den Entwicklungszyklus eines Werkzeugs bei uns im Haus komplett abbilden zu können.“

Eigenes Bemusterungszentrum
Hier stehen vier leistungsfähige, mit 6-Achs-Robotern automatisierte 3K-Spritzgießmaschinen in Größen von 100 bis 1300 t mit Drehtellern für die Bemusterung und für Versuche der Kunden bereit. Im Bemusterungszentrum sind für Kundenmaschinen Stellplätze freigehalten – so lassen sich ganze Turnkey-Lösungen bei Roth komplettieren.

Neben der Mehrkomponententechnik und der Stanz- und Umspritztechnik sind insbesondere Dekorationsverfahren eine Domäne des thüringischen Betriebs: „Wir sind eines der wenigen Unternehmen, die Werkzeuge sowohl für das Hinterspritzen von IMD, IML und Insert-Molding-Folien als auch zum Hinterspritzen von Aluminium und Edelhölzern anbieten können“, betont Roth. „Im Interieurbereich sind wir mit Sichtteilen bei vielen namhaften europäischen Automobilherstellern sowie in der Hausgeräteindustrie vertreten.“

Die Werkzeugbaufachkräfte im Unternehmen entstammen nahezu ausnahmslos der eigenen Ausbildung. Die derzeit 20 Auszubildenden sieht Roth daher als eine lohnende Investition in die Zukunft: „Wir legen sehr großen Wert auf Ausbildung – und auch auf eine kontinuierliche Weiterbildung“, erklärt der Unternehmer. „Gute und engagierte Mitarbeiter, die sich weiterbilden wollen, unterstützen wir – und wir versuchen, ihnen soweit wie möglich in unserem Unternehmen eine Perspektive für die eigene berufliche Weiterentwicklung zu geben.“ Beispielsweise als Programmierer oder Konstrukteur. „Aber auch fürs Projekt­management brauchen wir fähige Leute, die sowohl die technische Seite kennen als auch Termine und Kosten im Blick halten.“

Familienunternehmen Roth

Das Familienunternehmen Roth hat sein Technikum zu einem hochmodernen Bemusterungszentrum mit Mehrkomponententechnik und Automatisierung erweitert, um mit dem Werkzeug auch serienreife Prozesse garantieren zu können.

Auf konsequentes Projektmanagement setzt auch Katrin Grebe, Geschäftsführerin beim Krämer + Grebe Modell- und Werkzeugbau im hessischen Biedenkopf-Wallau. Das Unternehmen gehört zu den traditionsreichsten und zugleich innovativsten Konstrukteuren und Herstellern von Gießereieinrichtungen und sieht sich als einer der Marktführer für Werkzeuge rund um den Motor. Katrin Grebe leitet den Familienbetrieb bereits in der vierten Generation.

„Ein gut funktionierendes Projektmanagement ist für uns unerlässlich – wir arbeiten sehr eng mit unseren Kunden zusammen“, erklärt Grebe. Das Unternehmen hat sich über den reinen Gießformenbau hinaus als ganzheitlicher Anbieter aufgestellt: „Im Idealfall sind wir sehr früh in den Produktentstehungsprozess eingebunden, führen auch die Konstruktion mit aus – so lässt sich die Machbarkeit einer Motorenkomponente von Anfang an sehr genau einschätzen. Teure Korrekturen und Iterationsschleifen lassen sich so vermeiden.“

Fundiertes Know-how
Viele Kunden schätzen das fundiertes Gießerei- und Werkzeugbau-Know-how, das die Projektmanager einbringen. „Sowohl die Gießereiindustrie als auch OEMs nutzen Kremer + Grebe als Entwicklungsmodellbauer“, erklärt Grebe. „Die Automotive-Industrie ist besonders änderungsfreudig – und wir können sehr schnell reagieren: Neben einem sehr gut aufgestellten Projektmanagement verfügen wir über eine entsprechende Fertigungstiefe und -struktur. Auch unsere Mitarbeiter sind sehr flexibel, zudem kann jeder Maschinenbediener auch einrichten und programmieren.“ Eine konsequente Qualitätssicherung begleitet die Werkzeuge, die relevanten Maße werden zu 100 Prozent optisch gemessen. Die Kunden bekommen alle relevanten QS-Daten digital.

Kremer + Grebe ist nicht zuletzt aufgrund der eigenen, von Aufträgen unabhängigen Forschungsaktivitäten ein gefragter Entwicklungspartner. So arbeiten die Gießwerkzeugbauer beispielsweise an anorganischen Kernformwerkzeugen, die den Gießprozess umweltfreundlicher, aber auch prozesssicherer gestalten sollen. Darüber hinaus beschäftigen sich die Experten in Biedenkopf auch mit dem induktiven Gießen.

Netzwerk ermöglicht Flexibilität
Bei der Gewinnung von Fachkräften setzt das Unternehmen auf den Nachwuchs aus der eigenen Lehrwerkstatt: „Dank unserer hohen Wertschöpfungs­tiefe erhalten die Jugendlichen Einblick in alle relevanten Prozesse“, erklärt Grebe. „Die Auszubildenden sind – etwa in der Kleinteilefertigung – bereits sehr früh ihren Fähigkeiten entsprechend in die Werkzeugproduktion eingebunden.“

Krämer + Grebe ist in ein leistungsfähiges Zulieferernetzwerk eingebunden. „Das erlaubt uns, entsprechend der Auftragslage zu atmen“, erläutert Grebe. „Im Moment können wir uns ganz auf unsere Kernkompetenzen – wie etwa Gra­vurteile – konzentrieren. Alles andere, etwa die Platten, geben wir an bewährte und know-how-intensive Lohnfertiger.“

Mit dieser Strategie soll auch ein unkontrolliertes Größenwachstum des Unternehmens vermieden werden: „Für Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern wäre es in unserer sehr spezialisierten Nische sehr eng“, erklärt die Unternehmerin. „Gerade heute ist es wichtig, die richtige Strategie für das eigene Unternehmen zu wählen und sich konsequent entsprechend zu positionieren.“

Begründung der Jury

Roth Werkzeugbau GmbH, Wiebelsdorf
Das Familienunternehmen Roth fertigt seit 1990 Formen zur Herstellung komplexer Spritzgussbauteile sowie Folgeverbundwerkzeuge für die Stanztechnik. Dabei hat man sich auf Mehrkomponentenformen, Dekorhinterspritzen und das An- und Umspritzen von Stanzteilen spezialisiert. Zu den Kunden gehören Firmen aus der Automobilzulieferindustrie, Telekommunikation, Elektrotechnik, Medizintechnik, Sicherheitstechnik und Verpackungsmittelindustrie. In den letzten Jahren wurde in ein eigenes Spritzgieß- und Stanztechnikum investiert. Dieses Technikum wurde im letzten Jahr zu einem hochmodernen Bemusterungszentrum mit Mehrkomponententechnik und Automatisierung erweitert, um den Kunden mit dem Werkzeug auch serienreife Prozesse garantieren zu können.

Krämer + Grebe GmbH & Co. KG, Biedenkopf
Die Krämer + Grebe GmbH & Co. KG ist im hessischen Biedenkopf angesiedelt und befindet sich mit einer Tradition von mehr als 80 Jahren in vierter Generation. Das Unternehmen fertigt Modelle, Kernformwerkzeuge, Kokillen und Vorrichtungen für den Gießereibedarf. Zu den Kunden zählen hauptsächlich Aluminium- und Grauguss-Gießereien aus dem In- und Ausland. Dabei geht es um Werkzeuge zum Gießen von Motorblöcken, Zylinderköpfen und anderen Gussteilen z. B. aus dem Fahrgestell, Antrieb oder der Sicherheit. Das Unternehmen integriert sich bereits in der Produktentstehung und -entwicklung in die Wertschöpfungskette seiner Kunden. Auf Basis modernster Entwicklungs-, Konstruktions- und Fertigungstechnologien werden komplexe Einzelwerkzeuge und komplette Werkzeugprojekte, für Prototypen, Vor- und Kleinserien und für Großvolumenserien geplant und realisiert. In der Regel werden die Werkzeuge über den gesamten Lebenszyklus begleitet. Vom Datenmanagement bis hin zum serienfertigen Einfahren der Gussteile und der Erstellung von Erstmusterprüfberichten sowie den Servicearbeiten für Instandhaltungen, Reparaturen und Änderungen sind erfahrene Fachkräfte, Konzepte und strategische Partnerschaften vorhanden.

Stärkeprofile

Roth Werkzeugbau GmbH, Wiebelsdorf

  • junger Maschinenpark mit weitreichender Automatisierung
  • kontinuierliche Investitionen
  • komplexes Produktspektrum mit Systemverantwortung
  • Fokussierung auf Kernkompetenz (Folien- und Dekorhinterspritzen, Mehrkomponententechnik und Inserttechnik)
  • klares Key-Account-Management mit Verantwortung für den internen Auftragsdurchlauf
  • Generationenwechsel in der Führung erfolgreich durchgeführt
  • sehr gutes Controlling der Fertigungsplanung

Krämer + Grebe GmbH & Co. KG, Biedenkopf

  • hohe Eigenverantwortung der Mitarbeiter
  • Auszubildende sind Bundessieger in einer Ausbildungsdisziplin der DIHK 2007 und 2009
  • Einsatz jeweils eines Projektleiters, der für gesamten Auftragsdurchlauf verantwortlich ist
  • Kundenorientierung
  • hoher Standardisierungsgrad
  • Einsatz modernster Technologien, Strategie der Technologieführerschaft
  • Mitarbeiterqualifikation und Weiterbildungsbereitschaft hat hohen Stellenwert
  • flexible Arbeitszeitmodelle
  • hohe Ausbildungsquote
  • werkstattorientierte Programmierung mit Job-Rotation
  • eigene Konstruktion mit allen bedeutenden CAD-Systemen

Im Profil

Roth Werkzeugbau GmbHRoth Werkzeugbau GmbH, Wiebelsdorf

  • Produkte: Spritzguss-, Blechverarbeitungs-, Elastomer-Werkzeuge, Bemusterungen, Prüfmittel/Vorrichtungen, Anlagen/Sondermaschinen
  • Kunden: Automotive-Industrie, Haushaltsgeräte, Verpackung, Kosmetik, Medizin, Elektrotechnik
  • Maschinenpark: hohe Fertigungstiefe, hoher Automatisierungsgrad, Werkzeugmaschinen in den Bereichen 3- und 5-Achs-HSC-Fräsen, NC- und CNC-Drehen, CNC-Außen- und Innenrundschleifen, Koordinatenschleifen, Senkerodieren, Drahterodieren, Bemusterungszentrum mit automatisierten 3K-Spritzgießanlagen und Stanzautomaten
  • Anzahl Mitarbeiter: 115 (zuzüglich 20 Auszubildende)
  • Besonderheiten: 3-schichtig 24/7
  • Kontakt: Roth Werkzeugbau GmbH, D-07950 Wiebelsdorf, Tel.: 036626/3174-0, www.roth-werkzeugbau.de

Krämer + Grebe GmbH & Co. KG, Biedenkopf

  • Produkte: Komplette Werkzeugeinrichtungen, Teilefertigung, Prüfmittel/VorrichtungenKrämer + Grebe GmbH & Co. KG
  • Kunden: Gießereien, insbesondere Automotive-Industrie, große Aluminium- und Grauguss-Gießereien
  • Maschinenpark: Fertigungstiefe mit 3D-Bearbeitung, 3- und 5-Achs-HSC-Fräsen bis 2000 mm Aufspannfläche, Horizontale Bohrzentren, Dreh-Fräsautomaten, Senkerodieren, Schleifen
  • Anzahl Mitarbeiter: 175 (zuzüglich 15 Auszubildende und 2 Studenten im dualen Studium)
  • Besonderheiten: Einsatz von Projektleitern für den Auftragsdurchlauf
  • Kontakt: Krämer+Grebe Modellbau GmbH & Co. KG, D-35216 Biedenkopf-Wallau, Tel.: 06461/80080, www.kraemer-grebe.de

Sie möchten gerne weiterlesen?