Gezielte Personalentwicklung

Beim Kategoriesieger Gedia Gebrüder Dingerkus hat der Werkzeugbau eine Schlüsselrolle in der Gestaltung der Produktionsprozesse: Über die klassischen Aufgaben hinaus sind die Werkzeugbauer für den gesamten Prozess im Unternehmen verantwortlich.

Schlüsselrolle für den Werkzeugbau
Die Verantwortung für den Gesamtprozess verlangt, dass die Werkzeugbauer bereits bei der Methodenplanung einbezogen sind. „Wir werten alle Prozesse aus und sind inzwischen mit unseren Kennzahlen so sicher, dass wir für künftige Projekte sehr schnell die optimale Strategie vorschlagen können“, erklärt Guido Schmal, Leiter Werkzeugtechnologie und Produktion. „Aber auch intern haben wir unsere Zahlen im Griff und können dank einer durchgängigen Informationsstruktur alle relevanten Parameter auf Knopfdruck abrufen.“

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sowohl Werkzeugbau als auch Serienfertigung technologisch ans Limit gehen. „Unsere Werkzeuge laufen in der Serienfertigung mit bis zu 40 Hub/min in der Produktion“, erläutert ­Schmal. „Für uns ist daher ein wichtiger Ansatz, dass wir bereits im Werkzeug die Voraussetzung für eine kontinuierliche Auswertung und Optimierung der Prozesse auf der Presse ermöglichen.“

Die gefertigten Teile wurden auch bei Gedia klassisch aus dem Produktionsprozess ausgeschleust und abgelehrt. „Das ist umständlich und für eine 100-Prozent-Kontrolle alles andere als optimal“, erklärt Schmal. „Wir haben das Messen inzwischen direkt ins Werkzeug integriert und können inzwischen im laufenden Serienprozess 16 unterschiedliche Messaufgaben abwickeln – und zwar bei jedem Hub.“

Eine übersichtliche visuelle Darstellung zeigt den Verantwortlichen umgehend Ist-Wert und Toleranzen, ein „Weglaufen“ der Maße kann so sehr frühzeitig erkannt und korrigiert werden. Eine statistische Auswertung zeigt unter anderem Langzeittrends und Optimierungspotenziale. Der nächste Schritt auf diesem Weg wird sein, Messpunkte in einzelnen Entstehungsstufen im Werkzeug einzusetzen, um das Teil noch auf der Presse ganzheitlich beurteilen zu können – ohne externen Mess­pro­zess.

Unternehmerisches Denken
„Die gestiegene Verantwortung im Werkzeugbau für den Gesamtprozess bewirkt, dass sich auch die Anforderungen an die Mitarbeiter sehr gewandelt haben“, erläutert Schmal. Und damit auch die Unternehmenskultur: „Unsere Mitarbeiter müssen heute weit unternehmerischer denken als noch vor einigen Jahren, auch die Technologiefortschritte müssen wir alle nachvollziehen. Das erfordert indes auch, dass sie das notwendige Rüstzeug bekommen“, betont Schmal. „Deshalb verwenden wir sehr viel Energie auf die Fachausbildung, aber auch in die Entwicklung der Persönlichkeit. Das schließt alle ein, vom Azubi bis zur Führungskraft.“

Bei Gedia gibt es ein eigenes Budget für die Entwicklung der Mitarbeiter. Mit der Weiterbildung allein ist es indes nicht getan: Wer sich weiterbildet, will sich schließlich entwickeln und die neu erworbenen Fähigkeiten einsetzen. „Neben den klassischen Aufstiegsmöglichkeiten forcieren wir als sehr interessante Alternative die Fachlaufbahnen“, erklärt Schmal. Seminare und Tagungen mit hochkarätigen Referenten stehen bereits den Auszubildenden offen: „Wir wollen die jungen Leute von Anfang an in neue Technologien einbinden, gehen sehr gezielt in die Nachwuchsförderung und geben insbesondere denen, die sich auszeichnen, die Chance auf eine attraktive Karriere.“

Den Mitarbeitern eine interessante Perspektive für die eigene Entwicklung zu geben – das ist auch ein zentrales HiltiAnliegen der Verantwortlichen im Werkzeugbau bei Hilti in Schaan.

Globales Leit-Werk im Konzern
„Wir erstellen Werkzeuge für hochwertige Verbrauchsgüter, sogenannte Consumables, aus Metall”, erklärt Elmar Nestle, Leiter des Werkzeugbaus im Werk Schaan am Hauptsitz der Hilti Aktiengesellschaft in Liechtenstein. „Das Werk Schaan ist dafür weltweites Leit-Werk im Konzern. Im Werkzeugbau als globalem Know-how-Center erarbeiten wir also auch Lösungen, die von asiatischen oder lateinamerikanischen Hilti-Produktionswerken umgesetzt werden.“

Um für dieses anspruchsvolle Aufgabenspektrum die richtigen Leute zu bekommen, setzt Hilti auf eine hochwertige Ausbildung, die die jungen Mitarbeiter schon sehr früh in die Produktion mit einbezieht. „Unser Ziel ist, sie sowohl für den internen als auch für den externen Arbeitsmarkt fit zu machen“, erklärt Nestle. „Dazu legen wir neben den funktionalen Lerninhalten sehr großen Wert auf die Entwicklung der Persönlichkeit, auf die ,Softskills‘. Wir erwarten etwa, dass fortgeschrittene Auszubildende aktiv ihr Wissen an Jüngere weitergeben – so lernen sie sehr früh, sich in eine Rolle als Führungskraft hineinzuversetzen.“

Gezielt werden die Stärken der einzelnen Mitarbeiter gefördert – auch im Team. „Wir haben ein Umfeld geschaffen, in dem alle die Weiterentwicklung ihrer Kollegen fördern“, erklärt Nestle. „Unsere Philosophie ist, dass wir Karrieren fördern und bereits bei Neubesetzungen schon Entwicklungsmöglichkeiten haben, die aber erst zum Tragen kommen, wenn ein Nachfolger aufgebaut ist. Das fördert eine Kultur, in der Wissen gern weitergegeben wird und nicht dazu dient, nur die eigene Position zu festigen.“

Komplettanbieter für Werkzeuge
Der Werkzeugbau agiert gegenüber der Produktionsabteilung als Komplett­anbieter für Werkzeuge: „Wir fahren eine konsequente Make-or-Buy-Strategie“, erklärt der Werkzeugbauleiter. „Dabei werden auch die Werkzeuge, die wir einkaufen, bei uns im System detailliert erfasst und dokumentiert. Es macht für unsere internen Kunden keinen Unterschied, wo das Werkzeug letztlich hergestellt wird.“

Bei Hilti konzentriert man sich auf die Kernkompetenzen. Im Werkzeugbau wurde beispielsweise die Kapazität fürs Fräsen massiv ausgebaut: In jüngster Zeit kamen beispielsweise zwei neue 5-Achs-Maschinen in die Werkshalle. Weitere Schwerpunkte der Technologieentwicklung waren unter anderem das Polieren, aber auch die Entmagnetisierung der Teile. Mehr als die Hälfte der Verbrauchswerkzeuge wird zugekauft. „Prototypen und Entwicklungen wiederum sind als unsere strategische Kernkompetenz definiert. In diesem Bereich wollen wir möglichst kein Know-how verlieren“, betont Nestle.

Durchgängig einheitliche Plattform
Auch bei Hilti sind die Werkzeugbauer also schon in einer sehr frühen Phase der Produktentstehung in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen. Deshalb wurde darauf geachtet, dass die Software etwa für CAD und PDM, aber etwa auch für Simulationen, im Unternehmen auf einer durchgängig einheitlichen Plattform aufsetzt.

Der Werkzeugbau stellt auch Versuchsmuster für Testreihen im Rahmen der Produktneuentwicklung her. Die Versuchsteile werden in einem „virtuellen Technikum“ hergestellt: Das bedeutet, dass dem Werkzeugbau auf den Pressenlinien der Serienfertigung ein fester Anteil an Maschinenzeit eingeräumt wird. „Das hat sich sehr gut bewährt, dank einer sehr gut abgestimmten Planung kommen wir sehr schnell auf die Pressen und können so unter echten Serienbedingungen testen“, erklärt Nestle. „Die enge Vernetzung mit der Produktion bringt allen Seiten Vorteile.“
Richard Pergler

Begründungen der Jury

Gedia Gebrüder Dingerkus Werkzeugbau, Attendorn
Die Gedia Gebrüder Dingerkus GmbH besteht seit 1910 am Standort Attendorn. Sie stellt vorwiegend Karosseriepressteile und Zusammenbauten für die Automobilindustrie her. Der interne Werkzeugbau in Attendorn stellt die für die interne Produktion benötigten Betriebsmittel bereit und ist unter anderem für die technologische Weiterentwicklung des Unternehmens mit verantwortlich. Es wird besonderer Wert auf eine hohe Auslastung der Produktionsmaschinen in der Serienfertigung sowie eine starke Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen Methodenplanung, mechanische Bearbeitung und den Try-Out gelegt.

Werkzeugbau Hilti Aktiengesellschaft, Schaan
Der Werkzeugbau der Hilti Aktiengesellschaft in Schaan wurde 1999 vom Bereich des Sondermaschinenbaus (seit 1959) entkoppelt. Dabei hat sich die klassische Werkzeugtechnik zu einer ganzheitlichen Werkzeugversorgung entwickelt. Diese beinhaltet Konstruktion, Engineering, strategischen Einkauf, operative Lagerbewirtschaftung und bereichsinternes Qualitätsmanagement. Nach der Unternehmensausrichtung „Vision 2015“ hat sich der Hilti Werkzeugbau zum Ziel gesetzt, Herstellkosten zu reduzieren, die Produktivität zu erhöhen und so nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Der Hilti Werkzeugbau sieht sich als Komplett­anbieter für Werkzeuge im eigenen Konzern.

Stärkeprofile

Gedia Gebrüder Dingerkus Werkzeugbau, Attendorn

  • sehr gutes Dienstleistungsangebot
  • hohe Eigenverantwortung der Mitarbeiter
  • sehr gutes Lieferantenmanagement
  • frühzeitige Integration der Azubis in Produktionsprozesse
  • definierter „Stage Gate Prozess“ für das gesamte Unternehmen mit sehr guter Einbindung des Werkzeugbaus
  • hoher Standardisierungsgrad der Fertigungsprozessketten
  • eigenes F&E-Budget für Weiterentwicklungen

Werkzeugbau Hilti Aktiengesellschaft, Schaan

  • komplexes Produktspektrum; sehr gutes Dienstleistungsangebot
  • hohes Qualifikationsniveau der Mitarbeiter; sehr gute Möglichkeiten zur Job-Rotation
  • hervorragende Integration in Kundenprozesse (Verzahnung mit Entwicklung und Serie)
  • Mehrwert des internen WZB als Innovationstreiber klar vermittelt
  • Generierung von Produktinnovationen aus dem Werkzeugbau
  • aus den Unternehmens- und Bereichszielen werden persönliche Mitarbeiterziele abgeleitet
  • systematische Weitergabe von Expertenwissen durch interne Schulungen

Im Profil

Gedia Gebrüder Dingerkus MitarbeiterGedia Gebrüder Dingerkus Werkzeugbau, Attendorn

  • Produkte: Werkzeuge für Karosseriepressteile, Schweißzusammenbauten für die internationale Automobilindustrie
  • Kunden: Presswerke in der Gedia-Gruppe
  • Maschinenpark: 15 hochmoderne Bearbeitungsmaschinen, darunter auch eine 800-t-Tryout-Presse mit 6-m-Tisch
  • Anzahl Mitarbeiter: 98 (inkl. 26 Auszubildende)
  • Besonderheiten: Die Leistung des Gedia-Werkzeugbaus wird im Konzern insbesondere an den erzielten Nutzungsgraden in den Presswerken gemessen.
  • Kontakt: Gedia Gebrüder Dingerkus GmbH, D-57439 Attendorn, Tel.: 02722/691-0, www.gedia.com

Werkzeugbau Hilti Aktiengesellschaft, Schaan

  • Produkte: Kalt-Massivumformwerkzeuge, Blechverarbeitungs-Werkzeuge, TeilefertigungWerkzeugbau Hilti Mitarbeiter
  • Kunden: Werk 1 der Hilti Aktiengesellschaft/Schaan, weltweite Leitfunktion
  • Maschinenpark: Hart- und Weichdrehen, Senk- und Drahterodieren, 3-Achs- und 5-Achs-Fräsen, Flach- und Bohrungsschleifen, Wärmebehandlung, Oberflächenfinish
  • Anzahl Mitarbeiter: 46 (davon 7 Auszubildende)
  • Besonderheiten: Durchgängige Unternehmenskultur mit Zielsystemen bis auf Mitarbeiterebene
  • Kontakt: Hilti Aktiengesellschaft, FL-9494 Schaan, Tel.: 00423-234-2111, www.hilti.com

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