Werkzeuge Werkzeugbau Ruhla

Der Werkzeugbau Ruhla prüft seine Werkzeuge im hauseigenen Technikum auf Herz und Nieren – der Kunde erhält ein "Rundum-Sorglos-Paket". - (Bild: Werkzeugbau Ruhla)

Die großen externen Werkzeugbauten sind etablierte Lösungspartner der OEMs. Wer hier zur Spitze gehören will und im globalen Wettbewerb erfolgreich aktiv sein will, muss stets auf einem aktuellen Stand bleiben. Regelmäßige Investitionen in den Maschinenpark, in Automatisierungslösungen, aber auch in hochqualifizierte Mitarbeiter sind ein Faktor für den Erfolg. Die stetige Arbeit an den Stellschrauben der Prozesse, die weitreichende Standardisierung und Industrialisierung der eigenen Prozesskette gehören zu den ständigen Aufgaben der Verantwortlichen in den Unternehmen. Mit an der Spitze der Branche in Deutschland sind zwei Finalisten der Kategorie „Externer Werkzeugbau über 50 Mitarbeiter“ des Wettbewerbs „Excellence in Production 2014“: die Heinz Schwarz GmbH & Co. KG im ostwestfälischen Preußisch-Oldendorf und die Werkzeugbau Ruhla GmbH im thüringischen Seebach.

Lieferant komplexer Karosserieteile

Das Unternehmen Heinz Schwarz hat sich in den vergangenen Jahren zum Lieferanten für komplexe Karosserieteile – Struktur und Außenhaut – entwickelt und hat sich insbesondere auf

Diedrich Diedrichsen, Schwarz

Das Unternehmen konnte seit der Übernahme den Umsatz glatt verdoppeln, und auch die Mitarbeiterzahlen stiegen kräftig an – von 193 auf inzwischen mehr als 250.

Platinenschneid-, Folgeverbund-, Stufen- und Transferwerkzeuge für die Blechverarbeitung spezialisiert. Der Wettbewerbsdruck ist entsprechend hoch, die Ostwestfalen kontern mit stetiger Innovation und Investition in die eigenen Prozesse und Mitarbeiter.

Ein großer Schritt vom handwerklichen Betrieb zum industriellen Werkzeugbau liegt bereits hinter den Verantwortlichen. „Die Vermeidung von Fehlern und damit die Steigerung unserer Effizienz ist eines der zentralen Themen, die wir angegangen sind“, erklärt Diedrich Diedrichsen, geschäftsführender Gesellschafter bei Heinz Schwarz. „Bei uns wird bereits im Engineering sehr viel simuliert. So lassen sich Optimierungen schon in einer sehr frühen Phase ins Werkzeug einbringen.“ Automatisiert und standardisiert wird, wo es sinnvoll ist. Der Werkzeugbau ist ein gefragter Partner seiner Kunden, er bietet von der Methodenplanung bis zum Tryout die gesamte Prozesskette aus einer Hand.

Klar auf Wachstum ausgerichtet

„Wir sind klar auf Wachstum ausgerichtet“, berichtet Diedrichsen. „Seit wir das Unternehmen Anfang 2013 übernommen haben, wurde beispielsweise der Mitarbeiterstamm von 193 auf inzwischen mehr als 250 ausgebaut. Die Gesamtleistung haben wir im gleichen Zeitrahmen verdoppelt. “

Bei der Übernahme vor gut zwei Jahren war naturgemäß die Verunsicherung der Beschäftigten groß. „Wir konnten aber mit hoher Transparenz, kurzen Entscheidungswegen und dem klar sichtbaren Bekenntnis zum Unternehmen, das sich unter anderem in umfangreichen Investitionen in Höhe von mehr als 10 Mio. Euro manifestiert hat, sehr schnell Vertrauen aufbauen“, erläutert der Geschäftsführer. „Seitens der Mitarbeiter ist neben hoher Kompetenz auch eine große Bereitschaft da, sich einzubringen und auch an Entscheidungsprozessen aktiv mitzuarbeiten.“

Aus- und Weiterbildungskonzepte spielen bei Heinz Schwarz eine große Rolle. „Die meisten Mitarbeiter kommen aus einem Umkreis von 20 km, die Fluktuation ist sehr gering. Wir bilden selbst aus, und wir haben sehr gute Erfahrung auch mit Quer- und Seiteneinsteigern gemacht, die auf oft abenteuerlichen Wegen zu uns gekommen sind“, verrät Diedrichsen. „Die Belegschaft ist auch dank des klaren Wachstumskurses hoch motiviert, ein Konkurrenzdenken untereinander gibt es nicht. Das erleichtert die Weitergabe von Wissen ebenso wie die Optimierung von Prozessen.“

A propos Wissensweitergabe: „Unter unseren Neueinstellungen waren mehr als zehn aus der Altersgruppe über 60 Jahre – damit konnten wir uns viel Know-how sichern“, betont Diedrichsen. „Die sind nämlich sehr daran interessiert, ihre langjährige Berufserfahrung auf andere zu übertragen. Gerade unsere jüngeren Mitarbeiter können hier stark profitieren.“

An Stellschrauben behutsam gedreht

Werkzeuge bei Heinz Schwarz

Platinenschneid-, Folgeverbund-, Stufen- und Transferwerkzeuge sowohl für Karosserie- als auch Strukturteile sind die Spezialität der Werkzeugbauer bei Heinz Schwarz.

Auch der Werkzeugbau Ruhla hat vor kurzem einen Wechsel in der Geschäftsführung hinter sich. „An der sehr durchdachten Strategie des Unternehmens haben wir aber nur an einigen Stellschrauben behutsam korrigiert“, erklärt der neue Geschäftsführer Christian B. Töpfer. „Wir wollen uns noch stärker auf unsere Kernkompetenzen fokussieren.“ Das ist einerseits die Prozesskette rund ums In-Mold-Labeling (IML), andererseits sind es hochfachige Werkzeuge auch für sehr komplexe Spritzgießteile etwa aus der Medizintechnik und Verpackungsindustrie.

Beim Werkzeugbau Ruhla setzt man ebenfalls auf einen hohen Automatisierungsgrad, der kontinuierlich weiter ausgebaut wird – die Verantwortlichen verlassen sich auf ein System von Erowa und Certa, so kommt alles aus einer Hand. „Die Automatisierung, aber auch die Standardisierung von Abläufen trägt in hohem Maß zur Vermeidung von Fehlern bei. Insbesondere das Potenzial aus einer konsequenten Vermeidung von Folgefehlern wird oft unterschätzt“, betont Töpfer.

Eigene Wartungsabteilung

Eine eigene Wartungsabteilung, die sich um die Werkzeuge der Kunden kümmert, liefert hier wertvolle Erkenntnisse: „So haben wir ein direktes Feedback, wenn es Schwachstellen gibt“, erklärt der

Christian Toepfer, Ruhla

Die Werkzeugbauer aus Seebach haben einen hohen Anteil an Kunden aus dem Ausland – speziell die Länder Osteuropas gehören zu den Abnehmermärkten.

Geschäftsführer. „Wer seine Werkzeuge sachgeracht bei uns warten lässt, dem können wir entsprechend auch die Garantie auf eine deutlich höhere Schusszahl ausweiten.“

Eine hohe Gleichteil- und Standardisierungsquote sichert eine einfache Ersatzteilversorgung – ein beschädigter Einsatz etwa kann dank Standardisierung der Maße schnell aus einem Rohling gefertigt und zum Kunden geschickt werden – so lassen sich Ausfallzeiten auf ein absolutes Minimum beschränken.

Qualifizierte Mitarbeiter sind im Werkzeugbau Ruhla neben Standardisierung und Automatisierung ein essenzieller Erfolgsfaktor. Eine fundierte Aus- und Weiterbildung nimmt daher einen hohen Stellenwert ein. „Wo immer es sinnvoll möglich ist, setzen wir auf Job Rotation “, erklärt Töpfer. „Das sorgt dafür, dass unsere Mitarbeiter flexibel bleiben und vor allem, dass sie eine ganzheitlichere Perspektive auf ihr Aufgabengebiet bekommen. Und es ist ab und zu sehr interessant, wenn Werkzeugmacher, die sonst nur noch programmieren, einmal wieder mit ihren eigenen Programmen an der Maschine konfrontiert sind.“

Rundum-Sorglos-Paket

Die Kunden des Werkzeugbaus Ruhla sind sehr international, insbesondere die Länder Osteuropas zählen zu denAbsatzmärkten. „Wir bieten unseren Kunden ein Rundum-Sorglos-Paket“, verspricht Töpfer. „Das erstreckt sich je nach Bedarf von unserem Beitrag bereits in der Produktplanungsphase bis hin zum einbaufertigen Werkzeug, das bei uns im Technikum eingehend auf Herz und Nieren geprüft ist, und zur vorbeugenden Wartung und Instandhaltung. So kann unser Kunde sicher sein, ein ausgereiftes Werkzeug zu bekommen, das sofort auf der Maschine produktiv sein kann und zuverlässig über das gesamte Projekt läuft.“

Jury-Urteil*

 Werkzeugbau Ruhla GmbH, Seebach
Mit 59 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellt die Werkzeugbau Ruhla GmbH hochkomplexe Spritzgießwerkzeuge vor allem für die Automobil- und Medizinindustrie her. Multikavitätenwerkzeuge werden mit kurzen Zykluszeiten gefertigt, ebenso wie Werkzeuge für den Mehrkomponentenspritzguss. Die Technologie des In-Mold-Labeling zählt zu den Stärken des Unternehmens, so dass es hier zu den Technologieführern gehört. Bereits 2008 wurde eine vollautomatisierte Anlage für die Senkerosion und die Elektrodenfertigung aufgebaut. Die Bereiche Drahterosion und Fräsen werden derzeit eingehend auf ihr Automatisierungspotential untersucht . Jedes Werkzeug wird im hauseignen Technikum erprobt. Darüber hinaus bietet das Unternehmen einen umfangreichen Wartungs- und Reparaturservice an. Werkzeugbau Ruhla hat sich in Osteuropa als Marke etabliert und erzielt dort teilweise mehr als 50 Prozent seines Umsatzes. Seit mehreren Jahren steht das Unternehmen seinen russischen Kunden als Servicepartner vor Ort zur Verfügung. Werkzeugbau Ruhla legt großen Wert auf hochqualifizierte Mitarbeiter. Jedes Jahr werden so mindestens 6 neue Auszubildende eingestellt.

Heinz Schwarz GmbH & Co. KG, Preußisch Oldendorf
Die Heinz Schwarz GmbH & Co. KG aus Preußisch Oldendorf wurde im Jahr 1964 vom Werkzeugmachermeister Heinz Schwarz in der elterlichen Garage gegründet. Von Kleinwerkzeugen in der Anfangszeit hat sich der Werkzeugbau inzwischen zum anerkannten Lieferanten für komplexe Karosserieteile (sowohl für Struktur als auch für Außenhaut) entwickelt und hat sich insbesondere auf Platinenschneid-, Folgeverbund-, Stufen- und Transferwerkzeuge für die Blechverarbeitung spezialisiert. Zu den Abnehmern der ostwestfälischen Werkzeugbauer zählen unter anderem Unternehmen aus den Branchen Automobil, Möbel und Weiße Ware sowie der metallverarbeitenden Industrie. Das Unternehmen liefert mit einer Exportquote von rund 20 Prozent in unterschiedliche Staaten der Europäischen Union sowie in die USA, nach Mexiko, Russland, Indien und auch nach China.

 * Im Rahmen der Veranstaltung „Werkzeugbau mit Zukunft“, 4. November 2014 in Aachen

Stärke-Profil

Werkzeugbau Ruhla GmbH,  Seebach

  • zahlreiche Kooperationsaktivitäten, um als Generalunternehmen im Bereich IML (In-Mold-Labeling) auftreten zu können
  • umfangreiches Weiterbildungsangebot für Mitarbeiter (Schulungen, Messebesuche und ähnliche Aktivitäten)
  • materialflussorientiertes Layout trotz mehrstöckigem maschinellen Fertigungsbereich

Heinz Schwarz GmbH & Co. KG,  Preußisch Oldendorf

  • frühe Einbindung der Azubis in den Werkzeugherstellungsprozess
  • zu jedem Projekt detaillierter Meilensteinplan mit hinterlegten Prozessen und Verfahrensanweisungen
  • weitreichende Integration in den Produktentwicklungsprozess des Kunden mit Bauteilsimulation

Unternehmens-Profil

Belegschaft Ruhla Werkzeugbau Ruhla GmbH, Seebach

  • Produkte: unter anderem Mehrkomponentenwerkzeuge, Multi-Kavitäten-Werkzeuge mit kurzen Zykluszeiten, IML-Werkzeuge (In-Mold-Labeling – Folientechnologie), Dreh- und Umlegwerkzeuge mit 2K-Technologie
  • Kunden: aus den unterschiedlichsten Branchen, viele aus Osteuropa (Polen, Russland und Weißrussland)
  • Maschinenpark: Schleifen, Drehen, Frästechnik, Draht- und Senkerodiertechnik, Fertigungszelle Graphitfräsen, Schweißen/Laserschweißen, Messtechnik, Musterung/Erprobung mit Spritzgießmaschine, Reinigen, Wartung sowie Komplettzerlegung
  • Software: Cimatron E11, Moldex, Peps, Mecanic
  • Mitarbeiter: 50 (plus 9 Auszubildende)
  • Kontakt: Werkzeugbau Ruhla GmbH, D-99846 Seebach, Tel.: 036929/7780, www.ruhla-gmbh.de

Heinz Schwarz GmbH & Co. KG, Preußisch OldendorfBelegschaft Heinz Schwarz

  • Produkte: Blechverarbeitungswerkzeuge, Komplettentwicklung bis hin zur Serienfertigung von Bauteilen
  • Kunden: unter anderem aus den Branchen Automobil, Möbel und Weiße Ware sowie der metallverarbeitenden Industrie
  • Maschinenpark: Tryout-Pressen mit bis zu 3000 t, unter anderem Portalfräsmaschinen bis 9000 x 3600 mm, Großbearbeitungszentren, Universalfräsmaschinen, Schleifen, Erodieren; Laserschweißen, optische Messsysteme
  • Software: Catia V5, AutoForm (Incremental und DieDesigner), FEM-Berechnungstool/Topologie CATOPO, Catia V4, Unigrafics NX3/4, Autocad MD5
  • Mitarbeiter: 232 (plus 22 Auszubildende)
  • Kontakt: Heinz Schwarz GmbH & Co. KG, D-32361 Preußisch Oldendorf, Tel.: 05742/808-0, www.schwarz-werkzeugbau.de

 

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