Qualifizierte Mitarbeiter als Schlüssel

Unternehmen, die den Werkzeugbau als strategisch wichtige Kernkompetenz für die Gestaltung ihrer Prozesse sehen, behalten die Gestaltungshoheit im eigenen Haus. Dabei wird es immer wichtiger, den Mitarbeitern, die schließlich die Know-how-Träger im Betrieb sind, interessante Perspektiven zu bieten. Der Sieger und der Finalist der Kategorie „Interner Werkzeugbau über 50 Mitarbeiter“, die Werkzeugspezialisten der Gedia Automotive Group und die Gerresheimer Werkzeugbau Wackersdorf GmbH, kümmern sich vorbildlich um die Aus- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten. In beiden Werkzeugbauten ist tiefes Wissen über die gesamte Prozesskette der Produktion beim internen Kunden einer der bestimmenden Faktoren für nachhaltigen Erfolg.

Der interne Werkzeugbau beim Kategoriesieger Gedia versteht sich als Führungseinheit eines globalen Netzwerks. „In Attendorn konzentrieren wir uns auf High-End-Werkzeugsysteme zur Kaltumformung bis 1400 mm Bandbreite, aber auch auf komplexe Warmumformwerkzeuge und Sonderlösungen. Auch die Forschung und Entwicklung ist am Standort angesiedelt“, erklärt Guido Schmal, Leiter Werkzeugtechnologie und Produktion. „Unser Werkzeugbau in Spanien fertigt Kaltumformwerkzeuge bis 800 mm Bandbreite und später auch einfache Warmumformwerkzeuge. In China entsteht ein Werkzeugbau für Handeinleger und Folgewerkzeuge.“ Die globale Präsenz der „Kernkompetenz Werkzeugbau“ erfordert zunehmend interkulturelle Kompetenzen. „Wir vertrauen darauf, dass der Werkzeugbau in seiner Gesamtheit produktiver wird und eine Teilkostenreduzierung dank Auslastungsharmonisierung möglich wird.“

Benchmark Zitat 1

Der Werkzeugbau in Attendorn ist die Führungseinheit des inzwischen global aufgestellten Werkzeugbaunetzwerks im Konzern.

Aber auch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Prozesse ist eine Herausforderung. So sind etwa die Warmumformwerkzeuge für die Werkzeugbauer in Attendorn ein relativ neues Feld. „Die Warmumformung ist auf dem Vormarsch, sie verdrängt in einigen wichtigen Gebieten die Kaltumformung zusehends“, erklärt Schmal. „Wenn beispielsweise eine B-Säule im Pkw aufgrund ihrer gewünschten Eigenschaften bei einem Crash in ihrem Verlauf unterschiedliche Härtegrade aufweisen soll, ist die Warm­umformung das Mittel der Wahl. Immer mehr werden zudem hochfeste Materialien umgeformt. Dazu haben wir uns die Kompetenz in der jüngsten Vergangenheit erarbeitet.“

Der Prozess steht im Mittelpunkt
Die Bereitstellung von anforderungsgerechten Werkzeugen ist nur eine Seite – die Werkzeugbauer sehen sich als lean ausgerichteter Unternehmensteil in der Pflicht, konzernweit Technologiethemen voranzutreiben. Der ganzheitliche Blick auf die Produktionsprozesse in den Produktionswerken ist gefordert, die Verantwortung für den Werkzeugbau nimmt weiter stark zu – auch für jeden einzelnen Mitarbeiter.

„ Unsere Mitarbeiter im Werkzeugkompetenzcenter zeichnen sich mit hoher Eigenverantwortung aus.“, erklärt Schmal. „Nur so können wir die technologische Kompetenz und Leistungsfähigkeit auch mit einer globalen Ausrichtung von Attendorn aus gewährleisten.“

Bei Gedia gibt es ein eigenes Budget für die Entwicklung der Mitarbeiter. Ein breites Spektrum an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten – vom Erwerb sehr fachspezifischer Kenntnisse bis zum Ausbau von Sozial- und Führungskompetenz – steht zur Verfügung. Seminare und Tagungen mit hochkarätigen Referenten stehen bereits den Auszubildenden offen.

Mit Weiterbildung allein ist es indes nicht getan: Wer sich weiterbildet, will sich entwickeln und die neu erworbenen Fähigkeiten einsetzen. „Wichtig ist, dass wir jedem unserer Mitarbeiter eine adäquate Perspektive bieten können“, betont Schmal. „Dabei ist klar, dass nicht jeder für eine Karriere als Führungskraft geeignet ist oder eine solche anstrebt. Wir legen deshalb Wert darauf, dass die Fachkarrieren einen ebenso hohen Stellenwert bekommen und auch die finanzielle Vergütung der Verantwortung entspricht.“

Benchmark 2

Im Gerresheimer Werkzeugbau entstehen zum Teil hochkomplexe Spritzgießwerkzeuge, aber auch Anlagen und Sondermaschinen für die Fertigung medizinischer Produkte. Dabei haben die Wackersdorfer Werkzeugbauexperten stets den Gesamtprozess über das gesamte Unternehmen im Blick.
Bild: Gerresheimer

Auch beim Finalisten Gerresheimer Werkzeugbau GmbH steht die Kompetenz der Mitarbeiter im Vordergrund. Hier sorgt ebenfalls ein umfassendes Angebot an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten dafür, dass das Team um Gerhard Luber, Director Mold Making bei Gerresheimer Medical Plastic Systems, das Know-how hat, um die Prozesse weiterzuentwickeln. Sehr hoch im Kurs stehen übrigens Weiterbildungsangebote, in denen Mitarbeiter ihr Wissen untereinander weiter geben und so dafür sorgen, dass sich der gesamte Werkzeugbau weiterentwickelt.

Universell einsetzbare Mitarbeiter
Bei Gerresheimer legt man großen Wert darauf, dass Mitarbeiter universell einsetzbar und auf unterschiedlichen Maschinen fit sind. Ziel ist, dass die Maschinen bestmöglichst ausgelastet sind und in einer verlässlich hohen Qualität produzieren. So erreichen Mitarbeiter beim Senkerodieren mit einer Anwesenheit von 1600 h pro Jahr mehr als 6000 h Maschinenlaufzeit.

Ein hoher Automatisierungsgrad erlaubt, die Maschinen von jedem beliebigen anderen Ort mit Internetzugang aus zu überwachen und zu steuern. „Das ermöglicht große Freiheiten für die Mitarbeiter“, erklärt Luber. „Und unsere Leute nehmen diese Freiheiten mit einem sehr hohen Verantwortungsbewusstsein wahr.“

Benchmark Zitat 2

Der Werkzeugbau in Wackersdorf verfügt über ein vorbildllich gepflegtes Netzwerk aus Zulieferern und verlängerten Werkbänken.

Wer erwartet, dass seine Mitarbeiter unternehmerisch denken und handeln, muss dafür sorgen, dass sie alle notwendigen Daten zur Verfügung haben. Deshalb setzen die Verantwortlichen auf ein hohes Maß an Transparenz – wichtige Kennzahlen werden systematisch erfasst und sind den Mitarbeitern bekannt.

Vorbildcharakter hat das Netzwerk an Zulieferern und verlängerten Werkbänken, das sich der Werkzeugbau geschaffen hat: Für jede Maschine im Haus gibt es mehrfache Kapazitäten bei Partnerbetrieben. Solch ein Netzwerk erfordert gute Pflege – das bedeutete auch, dass in der Krise 2008/09 für Gerresheimer sehr wichtig war, die verlängerten Werkbänke mit kontinuierlichen Aufträgen am Leben zu halten.

Kontinuierliche Verbesserung
Ein weiterer wichtiger Baustein ist der hohe Standardisierungsgrad. Nur noch zwei Werkzeugstähle sind im Lager. Prozesse, Maße und Produkte sind weitestgehend vereinheitlicht. Das „Gerresheimer Management-System“, das unter anderem Elemente aus Six Sigma und 20 Keys vereint, zwingt zum leanen Ansatz.

Ein ausgepräges und systematisiertes Vorschlagwesen sorgt für ständige Verbesserungen. Auch hier ist über den Werkzeugbau hinaus der Gesamtprozess im Fokus. Abteilungsübergreifende Workshops sorgen dafür, dass Prozesse und Produkte kontinuierlich optimiert werden. Vorschläge werden konsequent nachverfolgt und transparent umgesetzt. „Ein Verbesserungsvorschlag kann auch dazu führen, dass wir eine neue Maschine beschaffen“, erklärt Luber. „So sorgen unsere Mitarbeiter kontuinuierlich dafür, das wir auch in Zukunft für den Wettbewerb optimal aufgestellt sind.“

Jury-Urteil*

Gedia Gebrüder Dingerkus Werkzeugbau, Attendorn
Die Gedia Gebrüder Dingerkus GmbH besteht seit 1910 am Standort Attendorn und produziert als Entwicklungslieferant Karosseriepressteile und Schweißzusammenbauten für die internationale Automobilindustrie. Seit dem Jahr 1997 wurden weitere Standorte in Polen, Spanien, Ungarn und China aufgebaut. Die Gedia Automotive Gruppe beschäftigt heute rund 2500 Mitarbeiter weltweit. Der Werkzeugbau in Attendorn fertigt die für die Gedia-Presswerke benötigten Betriebsmittel und ist auch für den Zukauf von Werkzeugkomponenten verantwortlich. Neben einer Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen Simulation/Methodenplanung, 3D-Bearbeitung auf 5-Achs-Maschinen sowie dem Tryout wird die Leistung des Gedia-Werkzeugbaus vor allem an den erreichten Nutzungsgraden in den Presswerken gemessen.

Gerresheimer Werkzeugbau Wackersdorf GmbH, Wackersdorf
Der Ursprung der Gerresheimer Gruppe liegt in der 1864 durch Ferdinand Heye gegründeten Ferd. Heye, Glas-Fabrik, Gerresheim. Heute produziert die Gerresheimer Gruppe Spezialverpackungen aus Glas und Kunststoff für die Pharma- und Healthcare-Industrie. Die Gerresheimer Werkzeugbau Wackersdorf GmbH im bayerischen Wackersdorf hat die Generalverantwortung für Werkzeuge im Geschäftsfeld Medical Plastic Systems. Gefertigt werden vor allem reinraumtaugliche Spritzgussformen mit hoher Komplexität sowie Maschinen und Anlagen für die Automatisierungstechnik. Der Werkzeugbau ist an das Technical CompetenceCenter angebunden, in dem Gerresheimer sein technisches Know-how bündelt.

* Im Rahmen der Veranstaltung „Werkzeugbau mit Zukunft“, 16. Oktober 2013 in Aachen

Stärke-Profil

Gedia Gebrüder Dingerkus Werkzeugbau, Attendorn

  • hoher Anteil Azubis mit frühem produktivem Einbezug
  • hohe Maschinenauslastung und Fokussierung auf Kerntechnologien Fräsen und Try Out
  • globale Ausrichtung und Vernetzungsstrategie
  • hohe Eigenverantwortung der Mitarbeiter
  • sehr gutes Dienstleistungsangebot
  • sehr gutes Lieferantenmanagement
  • definierter „Stage-Gate-Prozess“ für das gesamte Unternehmen mit sehr guter Einbindung des Werkzeugbaus
  • eigenes F&E-Budget für Weiterentwicklungen

Gerresheimer Werkzeugbau Wackersdorf GmbH, Wackersdorf

  • sehr gute Integration in den Produktentwicklungsprozess des Kunden
  • hohe Termintreue
  • Bewältigung hoher Produktkomplexität bei geringen Toleranzen
  • innovatives Arbeitszeitmodell
  • hohe Motivation der Mitarbeiter
  • hoher Automatisierungsgrad
  • hohe Anzahl an mannlosen Schichten im Bereich Senkerodieren
  • ausgezeichnete Stundeneffizienz in allen Bereichen

Unternehmens-Profil

Benchmark GediaGedia Gebrüder Dingerkus Werkzeugbau, Attendorn

  • Produkte: Werkzeuge für Karosseriepressteile, Schweißzusammenbauten für die internationale Automobilindustrie
  • Kunden: Presswerke in der Gedia-Gruppe
  • Maschinenpark: 15 hochmoderne Bearbeitungsmaschinen, darunter auch eine 800-t-Tryout-Presse mit 6-m-Tisch
  • Anzahl Mitarbeiter: 98 (inkl. 19 Auszubildende)
  • Besonderheiten: Die Leistung des Gedia-Werkzeugbaus wird in der Unternehmensgruppe insbesondere an den erzielten Nutzungsgraden in den Presswerken gemessen.
  • Kontakt: Gedia Gebrüder Dingerkus GmbH, D-57439 Attendorn, Tel.: 02722/691-0, www.gedia.com

Gerresheimer Werkzeugbau Wackersdorf GmbH, WackersdorfBenchmark Gerresheimer

  • Produkte: Spritzgießformen, Anlagen/Sondermaschinen
  • Kunden: Gerresheimer Gruppe, externe Kunden
  • Maschinenpark: : HSC: Mikron HSM 300 / Hermle C30 U / Kern Pyramid Nano / Kern Micro; Fräsen: Deckel Maho DMU 40 eVo ; Profilschleifen: Jung JF 520 / Jung JE 525P; Koordinatenschleifen: Hauser S45-400 / Hauser S3; Rundschleifen: Kellenberger KEL VARIA 2RU 175/1000; Drahterodieren: AgieCut Classic 25 / AgieCut Progress 3 / Agiecut Vertex 2F; Senk­erodieren: Agie Innovation 3 / Agie Impact 3 / Agie Hyperspark 3EX.HS / Agie Hyperspark 2EXHS / Agie Charmilles Form 2000 HP
  • Anzahl Mitarbeiter: 80 (inkl. 10 Auszubildende)
  • Besonderheiten: Ausgeprägte Vernetzung mit Zulieferern, sehr partnerschaftliche und verantwortungsvolle Zusammenarbeit, Gesellschafter an einem Fräsbetrieb
  • Kontakt: Gerresheimer Werkzeugbau Wackersdorf GmbH, D-92442 Wackersdorf, Tel.: 09431/639-7000, www.gerresheimer.com

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