Im Aufbau 
lassen sich problemlos die einzelnen Werkzeugkomponenten positionieren.

Im Aufbau
lassen sich problemlos die einzelnen Werkzeugkomponenten positionieren. (Bild: werkzeug&formenbau)

Das Unternehmen Merima in Brackenheim-Botenheim hat sich auf komplexe Stanz- und Folgeverbundwerkzeuge spezialisiert. Die Domäne des Werkzeugbaus lag ursprünglich in Werkzeugen zwischen 1000 und 2500 mm: „Limitierender Faktor für die Dimensionen unserer Komplettwerkzeuge sind hier unsere Try-Out-Pressen, die bei einer Presskraft von 630 t eine Tischgröße von 2500 x 1500 mm aufweisen“, erklärt Thomas Schulze, Betriebsleiter des Werkzeugbaubetriebs. „Bei größeren Werkzeugen fertigen und testen wir die einzelnen Module.“

Rund 95 Prozent der Werkzeuge werden für den Bereich Automotive gefertigt. Hier sind es in erster Linie Strukturteile aller Art, für die die Werkzeugbauer angefragt werden. Ihre Spezialität indes ist das Umformen hoch- und höherfester Bleche. „Wir haben uns von Anfang an darauf ausgerichtet, unsere Kunden entlang der gesamten Prozesskette zu begleiten – angefangen von der Entwicklung über die Prototypenphase und die Festlegung der Methode bis hin zum fertigen Werkzeug und zur Serienreife“, erläutert Schulze. „Speziell beim Entwickeln der Methode haben wir inzwischen sehr viel Know-how gesammelt, das wir mit umfangreichen Simulationen etwa zur Rückfederungskompensation hinterfüttern. So lässt sich der Weg zum ausgereiften Serienwerkzeug deutlich beschleunigen.“

Leistungsfähiger Maschinenpark

Speziell seit der Übernahme seitens des Stanz- und Umformspezialisten GSU aus Ludwigsburg im Jahr 2013 stehen zunehmend auch kleinere Werkzeuge bis 800 mm Länge im Fokus. GSU

Meusburger Platten

Die Platten sind von hoher Qualität und verziehen sich nicht. Bei Meusburger wird das Material aufwändig spannungsarm geglüht.

hatte Merima insbesondere zur Deckung des Eigenbedarfs an Werkzeugen gekauft, die Ansprüche an die Qualität sind sehr hoch. Für Merima indes war die große Zahl an kleineren Werkzeugen zunächst einmal eine Herausforderung in Bezug auf die eigene wirtschaftliche Fertigung.

Das sagt die Redaktion

Standards reduzieren Kosten

Im Werkzeugbau entstehen in der Regel Unikate – teilweise auch heute noch in einer Arbeitsweise, die fast künstlerisch anmutet. Das Problem: Angesichts des überall wachsenden Kostendrucks ist ein solches Vorgehen kaum noch bezahlbar. Ein Ausweg ist, sich darauf zu konzentrieren, worauf es ankommt: die formgebenden Komponenten eines Werkzeugs, die direkten Einfluss haben auf das Endprodukt des Kunden. Das ist die Aufgabe der Werkzeugmacher. Und nicht das „Drumherum“. Hier ist es eine intelligente Strategie, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die nachhaltig eine hohe Qualität liefern können – zu deutlich niedrigeren Preisen, da sie dank Skaleneffekten die standardisierten Komponenten zu ganz anderen Kosten herstellen können als die Werkzeugbauer mit ihrem in der Regel hochspezialisierten, auf Präzision und Flexibilität getrimmten Maschinenpark.
Richard Pergler

Das Unternehmen ist in Sachen mechanischer Bearbeitung gut aufgestellt: Bei Teilegrößen bis 1000 mm kommen zwei Hermle-Bearbeitungszentren und eine DMG-Maschine zum Einsatz, in den größeren Dimensionen bis 3000 mm wird mit Zimmermann, Hedelius und DMG zerspant. Ein leistungsfähiger Maschinenpark mit hochqualifizierten Maschinenbedienern. Programmiert wird auf Tebis, ein Teil der Konstruktion läuft auf Visi.

„Die wichtigsten Komponenten im Werkzeug sind logischerweise die Aktivteile – jene Elemente, die das Blech in seine neue Geometrie umformen und es beschneiden“, erläutert Schulze. „Hier liegt unsere Kernkompetenz, und hier verdienen wir letztendlich auch unser Geld.“ Darauf ist auch der Maschinenpark des Unternehmens ausgerichtet – die Maschinen sind auf hochgenaue Bearbeitung getrimmt. Teile wie etwa das Werkzeuggestell sind für die Bearbeitung bei Merima eher ein Hindernis. „Unser Bestreben ist deshalb, die etwa zur Herstellung von Platten und vergleichbaren Werkzeugkomponenten notwendige Grobzerspanung auszulagern.“ Während man in größeren Dimensionen auf verlängerte Werkbänke in der näheren Umgebung des Standorts setzt, geht man bei den kleineren Werkzeugen einen anderen Weg.

„Früher haben wir kleinere Werkzeuge nur in Ausnahmefällen gebaut. Da haben wir dann auch mal die Gestelle gefertigt. Auf Empfehlung unserer Kollegen im internen Werkzeugbau bei GSU haben wir uns dann aber die Stanzwerkzeuggestelle des Normalienspezialisten Meusburger näher angesehen“, berichtet Schulze. „Im November 2013 setzten wir erstmals ein Meusburger-Standardgestell ein – mit sehr gutem Erfolg. Mit diesen Gestellen können wir den Größenbereich, den GSU an Stanz- und Folgeverbundwerkzeugen bei uns bauen lässt, weitgehend abdecken.“

Meusburger Gestelle

Die Gestelle für die Stanzwerkzeuge ermöglichen den Fokus aufs Wesentliche – die Konstrukteure können sich so auf die Aktivkomponenten für das Werkzeug konzentrieren.

Die Vorteile liegen auf der Hand: „Unsere Konstrukteure können hier auf Vorhandenes quasi wie aus einer Bibliothek zurückgreifen und müssen nicht jedes Mal alles neu erfinden“, erläutert Schulze. „Werkzeuge sollen schließlich zwar ausreichend stabil, aber aus wirtschaftlichen Gründen auch so klein wie möglich gefertigt werden. Der Kostendruck zwingt uns zu einer weitestgehenden Standardisierung sowohl in den Abläufen als auch in der Verwendung einzelner Komponenten.“

Standard schafft Raum fürs Wesentliche

Mit den vorgefertigten Werkzeuggestellen aus dem Katalog muss man sich jetzt keine Gedanken mehr darüber machen, wie groß oder wie dick die einzelnen Elemente ausgelegt werden müssen

Merima Komponenten

Merima verlässt sich nun auch auf angearbeitete Komponenten von Meusburger – hohe Qualität und absolute Termintreue ermöglichen eine effiziente Fertigung.

– alles ist bereits fertig und exakt zueinander passend konfiguriert. Die Konstrukteure können sich so ganz auf ihre eigentliche Arbeit, auf eine optimale Auslegung der Werkzeugaktivteile konzentrieren. Und auch die Kapazitäten des Maschinenparks bleiben frei für die Bearbeitungen, die der Kernkompetenz des Werkzeugbaus entsprechen.

Trends µ-genau

Standardgestelle für Stanzwerkzeuge

Meusburger bietet für Stanzwerkzeuge seine SV-Standardgestelle in den Größen 156 x 156 bis 596 x 996 mm an. Die Führungssäule kann dabei, je nach Anwendung, in die Kopf- oder Grundplatte eingebaut werden. Auch eine Zwischenplatte mit Bearbeitungszugabe SV 85 aus 1.2379 für kurze Schneid- und Biegestempel ist erhältlich. Beim Präzisionsgestell ist die Führungssäule in der Zwischenplatte eingebaut, was eine optimale Aufnahme von Querkräften des Führungssystems gewährleisten soll. Es ist in den Größen 196 x 196 bis 496 x 696 mm lieferbar.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Werkzeuggestelle aus demKatalog stimmt für die Verantwortlichen. „Ein wichtiger Faktor ist die absolute Termintreue: Wir hatten noch nie den Fall, dass wir aufs Gestell warten mussten“, lobt Schulze. „Dazu kommt, dass die Platten von vornherein kaum Spannungen haben und sehr gut zu bearbeiten sind. So bleibt die Terminschiene kalkulierbar. Die Partnerschaft funktioniert.“

Meusburger Presse

Limitierender Faktor für die Dimensionen der Komplettwerkzeuge sind die Try-Out-Pressen, die bei einer Presskraft von 630 t eine Tischgröße von 2500 x 1500 mm aufweisen.

Ausweitung auch auf angearbeitete Werkstücke

Und zwar offenbar so gut, dass die Werkzeugbauer den Meusburger-Katalog nach weiterem Potenzial für eine Zusammenarbeit durchforstet haben. „Inzwischen lassen wir uns von unserem Normalienpartner auch angearbeitete Teile für das ,Innenleben‘ unserer Werkzeuge zuliefern“, erläutert Schulze. „Nach exakter Maßgabe unserer Konstruktion werden die Teile anhand einer Stückliste maßgenau und nach Projekt zusammengefasst von Meusburger geliefert – teilweise ist da nur noch das Schleifaufmaß drauf.“

Profil

Merima Präzisions-Werkzeugbau GmbH

Kernkompetenz des Werkzeugbaus ist die Konzeption und Erstellung von Werkzeugen für die Blechumformung auch für schwierigste Teile. Gefertigt wird auf dem neuesten Stand der Technik und des technisch Möglichen – und das über die komplette Prozesskette hinweg. Die Produktpalette umfasst praktisch alle Arten von Werkzeugen für den Stanz- und Umformbereich. Merima hat sich auf eine Einzelteilgröße von 400 bis 1200 mm spezialisiert. Ein breites Spektrum an Dienstleistungen rundet das Angebot ab. Das im Jahr 1988 gegründete Unternehmen beschäftigt derzeit 40 Mitarbeiter, darunter 6 Auszubildende.

Bei Merima werden die Daten der Werkzeugprojekte über ein PPLM-System von Segoni verwaltet, sie stehen damit stets in aktueller Fassung überall dort zur Verfügung, wo sie benötigt

Thomas Schulze, Merima

„Der Kostendruck zwingt uns zu einer weitestgehenden Standardisierung sowohl in den Abläufen als auch in der Verwendung einzelner Komponenten.“
Thomas Schulze, Betriebsleiter bei Merima

werden. Damit müssen die Maschinenbediener die von Meusburger zugekauften angearbeiteten Teile dann nur noch rüsten und können quasi auf Knopfdruck die Fertigbearbeitung starten. „Diese Teile sind für uns ein sehr interessantes Feld“, zieht Schulze Bilanz. „Wir können uns durchaus vorstellen, dass wir gerade im Bereich der angearbeiteten Werkstücke die Zusammenarbeit mit Meusburger künftig noch deutlich ausweiten werden.“

Kontakt:

Weitere interessante Videos finden Sie auf dem Youtube-Kanal der werkzeug&formenbau.

 

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