Phoenix Contact Maschinenverbund

Dank des automatisierten Maschinenverbunds können die Werkzeugbauer noch präziser und schneller produzieren. - (Bild: werkzeug&formenbau)

Innovatives Gedankengut und intelligente Lösungsansätze sind die Schlüssel, um den internationalen Wettbewerbern dauerhaft Paroli bieten zu können. Dieser Meinung sind zumindest die Spezialisten beim internen Werkzeugbau bei Phoenix Contact im nordrhein-westfälischen Blomberg. Angesichts der immer konkurrenzfähigeren Marktbegleiter im asiatischen Raum beschlossen sie 2013, ihren Betrieb generalzuüberholen.

Aufbauend auf der Ermittlung des Ist-Zustands wurden Ziele, gleichzeitig aber auch die erforderlichen Maßnahmen definiert. Es entstand ein weitreichender Businessplan, an dessen Umsetzung die Experten für Spritzgusswerkzeuge bis heute arbeiten.

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Konsequente Erhöhung des Automatisierungsgrads

Stefan Flachmann, Phoenix Contact
Stefan Flachmann, Abteilungsleiter Special Tooling Phoenix Contact - (Bild: werkzeug&formenbau)

Ein wichtiger Ansatzpunkt im Zuge der Neuausrichtung liegt unter anderem in der konsequenten Erhöhung des Automatisierungsgrads bei der Herstellung ihrer Einzelkomponenten. Aus diesem Grund errichteten die Verantwortlichen für den Bereich Special Tooling eine verfahrensgemischte Automationszelle, an die insgesamt fünf Maschinen angebunden sind: zwei 5-Achs-Fräsmaschinen von Röders und DMG, je eine Mess- und Waschmaschine von Erowa sowie eine Senkerodieranlage von GF Machining Solutions.

Stefan Flachmann, Abteilungsleiter Special Tooling bei Phoenix Contact, erklärt: "Unser Werkzeugbau ist seit 2013 nicht mehr auf Auslastung, sondern auf Geschwindigkeit ausgerichtet. Um noch effektiver in den einzelnen Prozessen zu werden, suchten wir nach einer Möglichkeit, die ungewollten Liegezeiten zwischen den einzelnen Verfahren zu reduzieren. Eine flexible automatisierte verfahrensgemischte Fertigungslinie bot sich hier als ideale Lösung an."

Profil

Phoenix Contact GmbH & Co. KG

Der interne Werkzeugbau von Phoenix Contact agiert als großes Netzwerk standortübergreifend in Blomberg, Lüdenscheid, China, Indien und Polen mit dem Ziel, gemeinschaftlich die Unternehmensgruppe mit Spritzgusswerkzeugen zu versorgen. Die Phoenix-Contact-Gruppe, bestehend aus 12 Unternehmen sowie 50 eigenen Vertriebsgesellschaften, steht für zukunftsweisende Komponenten, Systeme und Lösungen in der Elektrotechnik, Elektronik und Automation. Von weltweit insgesamt 15.000 Mitarbeitern werden allein 200 im industriellen Werkzeugbau am Stammsitz in Blomberg beschäftigt, sieben davon sind Auszubildende. Das Produktportfolio umfasst Beratungsdienstleistungen, Prototypen, Kleinserien, Rapid Tools sowie komplexe Mehrkavitäten- und Schnellläuferwerkzeuge.

Durchgängig automatisierte Zelle

Phoenix Contact, verfahrensgemischte Automationszelle
Phoenix Contact nutzt die verfahrensgemischte Automationszelle zur Fertigung von Formeinsätzen aus Stahl sowie Graphitelektroden für die Senkerosion. - (Bild: werkzeug&formenbau)

Im Zellenverbund bearbeiten die Werkzeugbauer nun maximal 196 x 196 mm große Formeinsätze aus Stahl sowie Graphitelektroden im Maximalmaß von 120 x 120 mm für rund 70 Spritzgusswerkzeuge im Jahr. Die filigranen Bauteile mit herausfordernden Aspektverhältnissen dürfen dabei maximal ± 0,01 mm abweichen. In Einzelfällen liegen die Anforderungen auch im Mikrometerbereich.

Jegliche Einzelkomponenten werden mittels RFID-Chips identifiziert. Die standardisierten Rohlinge durchlaufen alle Fertigungsschritte vom Hart- und Weichfräsen übers Waschen bis hin zum Messen und Senken vollautomatisch.

Nachdem ein Job abgehandelt ist, wechselt ein Linienroboter (Robot Dynamic) von Erowa selbständig die Werkstücke ein und aus. Am Ende der Prozesskette stehen gereinigte und vermessene hochpräzise Werkzeugkomponenten.

Arbeit im Zweischichtbetrieb

Phoenix Contact, Anlagen
Die Einzelkomponenten werden mittels RFID-Chips automatisch identifiziert. Sie durchlaufen selbststeuernd bedienerlose Anlagen und stehen am Ende gereinigt und vermessen bereit. - (Bild: werkzeug&formenbau)

Beim internen Werkzeugbau in Blomberg arbeiten die Mitarbeiter im Zweischichtbetrieb bis 22 Uhr. Ihr Aufgabenfeld an der Automatisierungslinie umfasst tagsüber das Erstellen der Programme, das Bestücken der drei integrierten Rotarys sowie die Überwachung der Steuerung. Außerdem analysieren und bewerten sie Bauteile, die Abweichungen beim Messen im Soll-Ist-Vergleich aufweisen.

Flachmann erläutert: "Die Arbeitsinhalte haben sich für unsere Mitarbeiter humanisiert. Körperlich belastende Tätigkeiten werden maschinell verrichtet. Die neuen Prozesse sind komplexer geworden und erfordern eine Steigerung des Qualifikationsniveau aller Mitarbeiter. Bei uns arbeiten deshalb vorwiegend Maschinenbautechniker an der Zelle."

Zitat

"Unsere Absicht war, die teils hohen Liegezeiten in den einzelnen Fertigungszellen zu eliminieren. Heute fertigen wir deutlich schneller – und das bei höherer Maschinenauslastung."
Stefan Flachmann, Abteilungsleiter Special Tooling Phoenix Contact

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