Das Beste aus zwei Welten

Maschinenbediener von Staedler hatten die Maschine erstmals auf der EuroMold 2011 gesehen und davon geschwärmt. Warum es dann zwei Jahre gedauert hat, bis in die Picomax investiert wurde, weiß heute keiner mehr so genau. Fakt ist, die konventionellen Maschinen waren in die Jahre gekommen, und man dachte zunächst über deren Retrofitting nach. Dann entschied man sich doch für eine moderne Maschine: eine Präzisions-Fräs- und Bohrmaschine Picomax 56 Top von Fehlmann. Hier ist es Fehlmann gelungen, in eine manuelle Maschine eine CNC-Steuerung so zu integrieren, das sie sich sowohl für den manuellen Einsatz wie für den Betrieb über die voll digitale Heidenhain-Steuerung TNC620 eignet.

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Obwohl die Maschine nicht direkt an das CAD/CAM-System angebunden ist, werden darauf auch Elektroden gefräst. Die Datenübertragung ist ohne PC-Anbindung über einen Datenstick möglich.

Top steht deshalb für Touch Or Program. Für Thomas Weißfloch, Leiter Formenbau, war das aus heutiger Sicht die einzig richtige Entscheidung: „Meines Erachtens wächst der Markt des Retrofittings, weil am Markt keine konventionellen Maschinen mehr angeboten werden“, erklärt er. „Diese Maschinen haben aber nach wie vor ihre Daseinsberechtigung, denn bei einfachen Bauteilen will man kein 5-Achs-Zentrum blockieren. Meist reichen ja drei Achsen. Mit den Kosten für Geometrie und eine neue Steuerung ist man allerdings fast schon bei einer neuen Maschine. Mit der Picomax 56 Top dagegen investiert man in eine Maschine, die nun wirklich einzigartig ist.“

Vorausgesetzt, das Produktspektrum passt, denn in Sugenheim war man auf der Suche nach einer Werkstattmaschine mit CNC-Steuerung, die man auch manuell einsetzen kann. Das heißt, schnell mal drei Bohrungen oder eine Kreis- oder Rechtecktasche fräsen ist damit ebenso möglich wie das Elektrodenfräsen. Gegenüber herkömmlichen konventionellen Maschinen mit 4000 min-1 verfügt man damit über 12 000 min-1 und eine ölgekühlte Motorspindel. Damit ist es einerseits möglich, hochwertige Qualität herzustellen, und andererseits die Maschinen im Dauerbetrieb einzusetzen.

Außerdem hat man bei Staedler für Elektroden oder auch das Hartfräsen eine fünfachsige Picomax 90 mit einer Heidenhain-Steuerung TNC530 plus einem Postprozessor, der allerdings auch auf der TNC620 läuft. So ist die Picomax 56 Top zwar nicht ans CAD/CAM-System angebunden, die Datenübertragung aber problemlos per Datenstick möglich.

Trends µ-genau

Konzept mit Aha-Effekt
Die Picomax 56 Top ist das Ergebnis jahrelanger Entwicklung. Das Vorgängermodell war die Picomax 54. Wegen zusätzlicher aktueller Anwenderwünsche wie Werkzeugwechsler, der 3-Achsigkeit und mehr Verfahrweg musste man bei Fehlmann allerdings umdenken, den Markt wollte man aber weiter bedienen. Dieses Vorhaben scheint gelungen. Es mag widersprüchlich klingen, aber die Picomax 56 Top lässt sich nur sehr schwer erklären. Wenn Interessenten allerdings an der Maschine sehen, wie einfach sie zu bedienen ist, springt der Funke oft sehr schnell über.

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„Ich hatte keinerlei Kenntnisse, was die Heidenhain-Steuerung angeht. Nach nur zwei Tagen Schulung auf der Picomax 56 TOP war das für mich aber kein Thema mehr.“ Manfred Köhler, Staedler

Für Manfred Köhler, Fräser bei Staedler, der keinerlei Erfahrung mit Heidenhain hatte, reichten 2,5 Tage Schulung, um in die Produktion einzusteigen: „Diese Maschine ist wirklich von Praktikern durchdacht“, betont er. „Das zeigt sich an den Ablagen, Schiebern oder am Drehkarussell für die Werkzeugaufnahme: Die Werkzeuge hängen, wie sie in der Maschine eingesetzt werden. So bleibt der Kühlschmierstoff nach der Bearbeitung nicht in der Aufnahme, sondern kann ausfließen.“

Obwohl die Maschine auch mit Werkzeugwechsler angeboten wird, hat man diese Option nicht gezogen, sondern arbeitet mit 15 Werkzeugen auf dem Drehkarussell. In Sugenheim sind es aber vor allem die Top-Funktionen, die begeistern. Etwa die Bohrzyklen: Gibt man beispielsweise eine definierte Bohrtiefe vor, veranlasst nach dem Erreichen der vorgegebenen Tiefe ein elektronischer Anschlag einen Leerlauf des Bohrhebels, oder man löst automatisch einen Bohrzyklus aus. Das heißt, die gesteuerte Achse wird über den Bohrhebel bedient.

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Eine ölgekühlte Motorspindel und 12 000 min-1 ermög-lichen hochwertige Bearbeitungen und Dauereinsatz.
Bilder: Fehlmann

Die Picomax 56 Top ist mittlerweile über ein halbes Jahr im Einsatz. Die Maschine rechnet sich in allen Belangen. Handrad, Bohrhebel und Top-Funktion sorgen dafür, dass ein einfache Bauteil in der Zeit gefertigt werden kann, die man auf einer CNC.-Maschine allein fürs Programmieren braucht. „Bei uns hat die Funktionalität einen hohen Stellenwert“, erklärt Weißfloch. „Die Fertigung von einfachen Bauteilen mit Losgrößen bis zehn Stück kann auf einem Bearbeitungszentrum mit Programmieren nicht wirtschaftlich sein. Die Picomax 56 Top passt deshalb ideal zu unserem Produktportfolio, zumal wir die Präzision von einem Hundertstelmillimeter problemlos erreichen.“

Bei Fehlmann fühlen sich die Formenbauer gut aufgehoben: „Schließlich muss auch das Verhältnis Nutzen zur Investition stimmen“, betont Thomas Weißfloch. „Hinzu kommt, bei Fehlmann sind wir uns sicher, dass die Ersatzversorgung für die nächsten 20 Jahre gesichert ist.“

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