Komfortabler Einstieg

Eigentlich wollte der Schweizer Hersteller Fehlmann die erstmals zur EuroMold 2011 vorgestellte Picomax 56 Top (touch or program) der Erstserie aus eventuellen Servicegründen nur im geographisch nahen Umfeld platzieren. Ein Vorhaben, mit dem man beim deutschen Unternehmen Heine Optotechnik in Herrsching ganz und gar nicht einverstanden war. Einerseits hatte man zu der Zeit Ersatzbedarf. Andererseits war die Maschine nahezu ideal auf die eignen Vorstellung zugeschnitten: Die Maschine musste kompakt bauen, einfach in der Bedienung sein und wenn möglich sogar mit einer Heidenhain Steuerung ausgerüstet sein.

Mit der Picomax 60 hatte man bereits über 13 Jahre durchweg nur positive Erfahrungen, und so bestand man dann auch darauf, eine Picomax 56 Top aus der Erstserie zu bekommen. Auch weil man in Herrsching die Bereiche des Prototypen- und Werkzeugbaus vereinen wollte, im Prototypenbau aber einige Mitarbeiter ohne jegliche CNC-Kenntnisse beschäftigt waren.

Ein vergleichbares Maschinenkonzept gab es aber nicht. Dass man im Frühjahr dann in eine zweite Maschine gleichen Typs investierte, hat für Josef Schmid, Leiter Produktion, nicht nur Gründe des Bedarfs: „Wir haben ein sehr häufig wechselndes Produktspektrum zu fertigen. Hier hat sich gezeigt, dass einerseits die manuelle Bedienung der Maschine sehr wirtschaftlich sein kann, anderseits mit der Heidenhain-Steuerung viel mehr möglich ist. Besonders interessant war für uns, zu sehen, wie schnell Mitarbeiter ohne CNC-Kenntnisse die Scheu vor der Maschine abgelegt haben.“

Schnell, sicher und effizient
Konkret heißt das, die Picomax 56 Top ist ein vertikales 3-Achs-CNC-Zentrum mit Teilapparat zum vierachsigen Positionieren oder Simultanfräsen, dessen Einsatz auch manuell über Bohrhebel und Handräder möglich ist. So können Fräs-, Bohr- und Gewindebearbeitungen ohne zeitaufwändiges Programmieren schnell, sicher und effizient ausgeführt werden.

Trends µ-genau

Präzise und verlässlich
Präzision und Reproduzierbarkeit war den Verantwortlichen bei Heine Optotechnik besonders wichtig. So wird nach deren Auskunft auf der Picomax 56 Top eine Präzision bis 5 µm erreicht. Neben einfachen Bauteilen fertigen die Herrschinger darauf auch komplexere Einzelteile für ihre Spritzgießformen mit CAM-Unterstützung. Die dafür erforderlichen Programme werden vom Facharbeiter direkt an der Maschine erstellt. Aufwändigere und komplizierte Konturen und Geometrien werden mit CAD/CAM-Programmen erstellt und gefertigt.

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Mit dem vertikalen 3-Achs-CNC-Zentrum ist der Einsatz manuell über Bohrhebel und Handräder möglich. Auch deshalb war die Maschine nach der Installation von früh bis abends belegt.

Bei Heine Optotechnik waren die Mitarbeiter schon nach kurzer Einarbeitungszeit mit der Maschine vertraut. Der manuelle Einsatz ist bei Einzelteilen oder Kleinstserien, bei denen etwa zwei Bohrungen oder eine Tasche gefräst werden müssen, besonders wirtschaftlich, weil jeglicher Programmieraufwand entfällt. Das kommt den Verantwortlichen sehr entgegen, weil man neben den Werkzeugen auch meist einfache Vorrichtungen für die rund 70 Montageplätze fertigt.

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Bohrhebel und Handrad: Die Picomax 56 Top wird zu 95 Prozent mit dieser Option geordert.

Georg Pfaffenbauer, Leiter Werkzeugbau, benötigt diese Flexibilität: „Für solche einfachen Bauteile mit Losgrößen zwischen 10 bis 20 Stück wäre der Einsatz einer 5-Achs-Maschine wie mit Kanonen auf Spatzen geschossen“, erklärt er. „Wir suchen nicht die Zehntelsekunde oder das große Drehmoment, wichtiger war uns eine hochwertige Maschine mit Präzision und Reproduzierbarkeit. Entscheidend war in erster Linie aber die Handhabung, Zugänglichkeit und die Kompaktheit. Deshalb ist dieses Maschinenkonzept für uns fast schon maßgeschneidert.“

Einfache Werkstücke fertigen, ohne in die Programmierung einzusteigen, wenn notwendig, eine leistungsfähige Fräsmaschine mit einer voll digitalen Heidenhain TNC620, und dann auch noch in Kompaktbauweise, da wurde das Angebot am Markt schnell sehr klein. Die Hartnäckigkeit, eine Maschine aus der Erstserie zu bekommen, hat sich letztendlich in vielerlei Hinsicht gerechnet. Kenntnisse über die Heidehain-Steuerung waren bereits vorhanden. Mitarbeiter, die ohne CNC-Kenntnisse kamen, bedienen die Maschine heute wie „im Schlaf“. Und für Auszubildende ist die Maschine eine leistungsfähige, moderne Basis, auf der sie aufbauen können.

Gelungener Spagat
Nun gilt die Picomax 56 Top sicher als eine Einsteigermaschine. Fehlmann ist indes damit der Spagat zwischen konventioneller und CNC-Maschine gelungen. Statt über indirekte Messsysteme zu diskutieren, setzt man auf direkte Messsysteme, verbaut eine ölgekühlte Motorspindel mit Drehzahlen bis 12 000 min-1 und glänzt mit einem durchdachten Bedienungskonzept.

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Heine Optotechnik gehört zu den führenden Herstellern von Primärdiagnostik-Instrumenten.

Die Picomax 56 Top ist als Nachfolgemodell der Picomax 54 aufgerüstet und universeller einsetzbar. Die Maschine wird zu 95 Prozent mit Bohrhebel und Handrad geordert. In Herrsching sind die Hemmschwellen verschwunden, die Maschinen sind täglich in Betrieb. Schmid: „Das Konzept hat uns überzeugt, deshalb haben wir relativ schnell in eine zweite Picomax 56 Top investiert.“

Zu Beginn war die Maschine von früh bis abends belegt. „Selbst von den Mitarbeitern, die von den konventionellen Maschinen kamen“, betont Schmid. „Es ist uns gelungen, damit einen sehr viel größeren Bereich abzudecken, als wir das ursprünglich gedacht hatten.“

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