Bei M.Reuss ist die Werkstattprogrammierung 
in Tebis üblich. Von Vorteil ist, dass direkt 
an der CNC-Maschine anspruchsvolle Arbeit 
geleistet wird und die Mitarbeiter einen 
interessanten und abwechslungsreichen 
Arbeitsplatz zur Verfügung haben.

Bei M.Reuss ist die Werkstattprogrammierung
in Tebis üblich. Von Vorteil ist, dass direkt
an der CNC-Maschine anspruchsvolle Arbeit
geleistet wird und die Mitarbeiter einen
interessanten und abwechslungsreichen
Arbeitsplatz zur Verfügung haben. (Bild: Tebis)

Das erste 5-Achs-Portalfräszentrum Huron KX 100 schaffte M.Reuss 2006 an. Schnell stellte sich nach Investition in weitere 5-Achs-Zentren heraus, dass die Maschinen mit so hoher Geschwindigkeit fertigen, dass die internen Betriebsabläufe diesen Maschinen nicht mehr gerecht wurden − sie waren zu langsam. Um die Leistungsfähigkeit einer DMC 105 linear voll auszuschöpfen, holte sich die Geschäftsführung Hilfe: 2008 startete das erste Prozess- und Investitionsberatungsprojekt mit den Beratern von Tebis Consulting. Ziel war damals, die Prozesse so zu verändern, dass sich die Investition in die Maschine rechnet.

Die Ist-Analyse ergab detailliert aufgelistete Schwachpunkte, insbesondere beim Informationsfluss, in den Arbeitsabläufen, in der Projekt- und Maschinenfeinplanung sowie in der

Tebis Konstruktion

Konstruktion mit Tebis: Hier entsteht ein Formwerkzeug für einen Autositz. Tebis wird bei M.Reuss im Floating-Betrieb eingesetzt.

Werkzeugverwaltung. Markus Reuss nennt heute folgende Aspekte als wichtigstes Ergebnis der Beratung: Die papierlose Fertigung mit vorgefertigten Arbeitsschablonen und vor allem die Automatisierung und Standardisierung in Konstruktion und in der Berechnung der Prozesse sowie die daraus resultierende effektivere Fertigung.

Programmieren an der Maschine

Bei M.Reuss ist die Werkstattprogrammierung in Tebis üblich. Vorteile sieht Geschäftsführer Markus Reuss darin, dass direkt an der CNC-Maschine anspruchsvolle Arbeit geleistet wird und die Mitarbeiter einen interessanten und abwechslungsreichen Arbeitsplatz zur Verfügung haben. Zudem fließen Erfahrungen und Kenntnisse der Maschinenbediener direkt in die Programmierung ein.

Reuss Maschinenhalle

Blick in die Maschinenhalle: Zeitgemäße Produktionsmittel sichern die schnelle und präzise Umsetzung der Werkzeuge.

Damit dieses Modell funktioniert und nicht zu Maschinenstillstandzeiten und vermehrten Rückfragen führt, müssen Strukturen und Vorgehensweisen klar sein. Ein großes Augenmerk lag daher auf dem optimalen Zusammenspiel zwischen Konstruktion und NC-Programmierung. Um die Zusammenarbeit dieser Bereiche zu optimieren, empfahlen die Tebis-Berater, die Tebis-Technologie umfassender zu nutzen und ganz gezielt zur Prozessbeschleunigung einzusetzen.

Trends µ-genau

Test für neue Mitarbeiter

Matthias Reuss ist Modellbaumeister und bildet in seinem Betrieb mit zwei weiteren Modellbaumeistern in dieser Disziplin aus. Konstrukteure oder CNC-Fräser bekommen vor der Einstellung bei M.Reuss im Rahmen eines einwöchigen Praktikums mehrere Übungsaufgaben. Eine der Aufgaben besteht darin, die Skizze einer Anhängerkupplung in Tebis als 3D-Modell umzusetzen und die dazu notwendigen Freiformflächen zu konstruieren. „Man kann anhand dieser Aufgabe in einer Woche wirklich sehr gut einschätzen, wie es um räumliches Vorstellungsvermögen, Umsetzung von Problemen, Lernfähigkeit und Entwicklungspotenzial des Praktikanten bestellt ist. Das gibt beiden Seiten Sicherheit“, sagt Markus Reuss. „Die angehenden Auszubildenden und Facharbeiter schätzen Tebis als sehr einfach und intuitiv zu bedienen ein.“

 

In der Konstruktion wurde die Arbeit mit einheitlicher Farbgebung und Features eingeführt, in denen Regelgeometrien automatisch beschrieben werden. Tebis-Implementierer richteten NCSets ein, auf deren Grundlage für eine bestimmte Bearbeitungsart (etwa Gewinde oder Passungen herstellen) die genaue technologische Bearbeitungsfolge aus den zugehörigen Einzelfunktionen (etwa zuerst zentrieren, dann Kernloch bohren, dann Gewinde bohren etc.) mit allen Herstellparametern und dazu erforderlichen Werkzeugen fest zugewiesen oder variabel beschrieben werden kann. Zudem wurden Schablonen (NCJobs) eingerichtet, in denen für Klassen von Bauteilen mit ähnlichen Strukturen und

Reuss Handwehselwerkzeuge

2,5D-Bohrwerkzeuge und Handwechselwerkzeuge wurden ebenso wie sämtliche Standardwerkzeuge der Maschinen in die Tebis Werkzeug­bibliothek übernommen.

Werkzeugen die Bearbeitung definiert wurde. So konnten NC-Vorbereitung und NC-Programmierung automatisiert und standardisiert werden.

Deutlich mehr Effizienz

Auch übernahmen Tebis-Mitarbeiter sämtliche Werkzeuge in die Tebis-Werkzeugbibliothek. Das Ergebnis: Effizienzsteigerung, Reduzierung der Maschinenstillstandzeiten, Verkürzung der Durchlaufzeiten. Die Investition in die Tebis-Beratung und -Dienstleistung amortisierte sich noch im gleichen Jahr.

Reuss Bauteile

Typische Bauteile bei M.Reuss: Schäumwerkzeug aus Aluminium für Autositze, Cubing-Seitenwände und Prüflehre für Fensterrahmenlehren, angefertigt für Automobilzulieferer.

Besonders lohnend: Das einmal von den Tebis-Mitarbeitern aufgestellte Schema für die Prozessoptimierung diente M.Reuss quasi als Muster, das sie anschließend auf weitere fünf 5-Achs-Fräszentren anwendete, die in den folgenden fünf Jahren angeschafft wurden. Ohne externe Hilfe konnten die Mitarbeiter mit der Feature-Erkennung arbeiten, NCSets und Schablonen einrichten und mit weiteren Werkzeugen die Werkzeugbibliothek füllen, in der heute einige tausend Werkzeugkombinationen hinterlegt sind. „Dank der Prozess- und Investitionsberatung seitens Tebis Consulting konnten wir selbst in der Krise 2009/10 in neue Maschinen und Technik investieren und uns trotz des damals rückläufigen Markts finanziell stetig verbessern“, blickt Reuss zurück.

Die zu Projektbeginn gesteckten Ziele wurden erreicht und die definierten Maßnahmen umgesetzt, mehr noch: „Sie dienen als Grundstock für die Arbeit, der noch heute Bestand hat“, sagt Markus Reuss. Dennoch gab es bei M.Reuss zunächst Hürden zu überwinden. Zu Beginn stand die Geschäftsleitung nicht nur vor der Investition für die Beratungs- und Dienstleistungen der Tebis AG, sondern befürchtete zudem, dass das Projekt zuviel Leistung aus dem Tagesgeschäft abzieht.

Profil

M.Reuss GmbH

Bei M.Reuss treffen sich Tradition und Moderne. Die vor Jahrzehnten vom Unternehmensgründer Max Reuss zu einer Drehmaschine umgebaute Hobelbank ist neben weiteren Erfindungen des Gründers noch immer zu besichtigen. Heute fertigen sieben 5-Achs-Bearbeitungszentren, wie zum Beispiel zwei Portalfräszentren DMC 105 V linear oder das Fahrständerbearbeitungszentrum DMF 260-11 linear, hochmoderne Bauteile mit höchster Präzision. Modelle, Formen und Werkzeuge werden an vier Catia- und 15 Tebis Arbeitsplätzen konstruiert. Tebis wird bei M.Reuss quasi schon traditionell eingesetzt, die Firma arbeitet mit dem CAD/CAM-System seit 1990 und ist damit einer der frühen Tebis Anwender – zu Beginn lief Tebis auf einem heute schon historischen 286er PC. Derzeit fertigt M.Reuss fast zu 90 Prozent für den Automobilbau − überwiegend Interieur-Werkzeuge aus Aluminium mit Pneumatik oder Hydraulik vom Prototyp bis hin zur Serie, Cubingteile oder Lehren.

Auch waren die betroffenen Mitarbeiter zunächst negativ gegenüber den Veränderungen eingestellt – eine völlig normale Reaktion, wie Jens Lüdtke, Leiter Tebis Consulting, weiß: „In fast allen unseren Projekten sind wir mit den Bedenken der Mitarbeiter gegenüber anstehenden Veränderungen konfrontiert. Wir sehen es daher als eine unserer wichtigsten Aufgaben an, alle Betroffenen einzubeziehen.“

Geschwindigkeit überzeugt

Bei M.Reuss überzeugte die bis dahin unbekannte Geschwindigkeit, mit der in Tebis konstruiert und programmiert werden kann. Und für die Mitarbeiter gab es im Anschluss an das Projekt noch ein „Bonbon“, wie Markus Reuss es nennt: Für

Reuss Skizze

Diese Skizze einer Anhängerkupplung, ein Gesellenstück, ist Teil des Praktikums. Angehende Facharbeiter im Bereich CAD/CAM bei M.Reuss haben die Aufgabe, sie in Tebis in ein 3D-Modell umzusetzen.

jede Stunde, die ein NC-Programmierer und Maschinenbediener seine Maschine außerhalb der Arbeitszeit mannlos laufen lässt, bekommt er ein Entgelt. Eindeutig: Die Prozesse haben die Maschinen mehr als eingeholt.

Seit Oktober 2015 läuft ein zweites Beratungsprojekt bei M.Reuss. „Es geht wieder um Prozessbeschleunigung“, erläutert Markus Reuss. Die Anforderungen an die Produkte steigen, und die Konkurrenz schläft nicht. Auch werden in der Automobilindustrie immer mehr ähnliche Varianten gefordert, und die Nachfrage nach Werkzeugen aus Aluminium nimmt zu.

Um die Rüstzeiten zu reduzieren, möchte M.Reuss in Zukunft mit Palettenwechslern und Mehrfachaufspannung arbeiten. Es soll erstmals ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum mit fünf Tischen und 260 Werkzeugen in der Einzelteilfertigung mit dem bis dahin vorbereiteten Nullpunktspannsystem zum Einsatz kommen. „Die Investitionen müssen sich rechnen“, erklärt Markus Reuss. Wie damals setzt er auch heute auf Tebis Consulting. Hierin spiegelt sich der Grundsatz der Firma: Kontinuität und Fortschritt verbinden.

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