Die Millutensil BV28E-R-G vereint hohe Funktionalität auf kleinstem Raum.

Die Millutensil BV28E-R-G vereint hohe Funktionalität auf kleinstem Raum.

Die Montage der Fahrzeug-beleuchtungskomponenten bei Hella Fahrzeugteile Austria im südburgenländischen Großpetersdorf ist nach dem Kanban-Prinzip organisiert – dies bedingt niedrige Lagerbestände und in Konseqenz eine hohe Flexibilität in der Fertigung. Die Fertigungstiefe ist sehr hoch. Hohe Qualität ist selbstverständlich, und auch im Nutzfahrzeugbereich, für den Hella Fahrzeugteile Austria in erster Linie fertigt, werden die Beleuchtungen und damit auch die Einzelkomponenten immer komplexer aufgrund rapide gestiegener Anforderungen seitens der Designer, die beispielsweise auch landwirtschaftlichen Traktoren ein unverwechselbares Markengesicht verleihen – ähnlich, wie man es aus dem Pkw-Bereich längst kennt.

Der Hella-Spritzgießwerkzeugbau hat sich in erster Linie auf Werkzeuge spezialisiert, die auf Know-how basieren, das im Unternehmen als Kernkompetenz gilt. So entstehen in Großpetersdorf

Millutensil Nacharbeit

Die Nachbearbeitung ist in einer angenehmen Körperhaltung möglich – Unter- und Obertisch lassen sich in ergonomisch korrekte Positionen fahren.

unter anderem auch Werkzeuge für Lichtleiter. Insgesamt werden rund 25 Prozent der Werkzeuge im eigenen Haus gefertigt, der Rest wird von bewährten Partnern zugekauft. Die Engel-Spritzgießmaschinen arbeiten mit Schließkräften zwischen 60 und 400 t. Auf ihnen entstehen die zum Teil hochkomplexen Komponenten unter anderem aus Werkstoffen mit hohem Glasfaseranteil oder aus wärmebeständigen, „schwierigen“ technischen Kunststoffen.

Aufwändige und komplexe Geometrien

Dazu kommen die inzwischen oft sehr komplexen Geometrien, die aufwändige Werkzeuge erfordern – speziell der Umstieg auf die LED-Technik eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten, die bei der Produktentwicklung auch ausgeschöpft werden. Zudem setzt Hella Fahrzeugteile Austria inzwischen zunehmend auf Mehrkomponentenwerkzeuge. Mit Stäubli-Schnellkupplungen sollen die Rüstzeiten minimiert werden: Bei gleichbleibendem Material schaffen die Spritzgießer bei 80- oder 100-t-Maschinen den Werkzeugwechsel inzwischen in weniger als 7 min.

Das sagt die Redaktion

Kontrolle ist besser

Es gibt heue sehr viele Werkzeugbauer, für die eine Tuschierpresse schlicht überflüssig ist: Sie produzieren auf ihren Zerspanungsmaschinen so genau, dass ihrer Meinung nach das Komplettwerkzeug nicht noch einmal überprüft werden muss. Für einfache Auf-Zu-Werkzeuge mag das sicher das richtige Vorgehen sein. Aber sobald Werkzeuge komplexer werden, wenn sie über Schieber verfügen und vor allem, wenn Zeit und Kapazität für ein paar Ehrenrunden zwischen Spritzgießmaschine und Nacharbeit schlicht nicht verfügbar ist, wird ein „Quality Gate“ unverzichtbar. Dass in diesem Zusammenhang häufig die Tuschierpressen von Mill­utensil auftauchen ist kein Zufall – das italienische Unternehmen zeigt sich sehr flexibel, wenn es um die technisch ausgereifte Umsetzung von Wünschen der Anwender geht. Flexibler als auch viele deutsche Wettbewerber.
Richard Pergler

Hella Eigenprodukte

Die Fertigungstiefe bei Hella Fahrzeugteile Austria ist sehr hoch – hier werden beispielsweise Reflektoren bedampft.

„Wir haben in unserer Zerspanung einen Maschinenpark, der auf höchste Präzision ausgelegt ist“, erklärt Miklós Csörnyi, Operationeller Leiter Vorfertigung. „Trotzdem reicht es nicht, hochpräzise Einzelkomponenten zu einem auch in der Summe hochpräzisen Werkzeug zusamenzufügen. Die Komplexität unserer Werkzeuge erfordert durchaus ein gewisses Maß an Abstimmungsaufwand speziell im Zusammenspiel der Einzelteile nach der Montage. Andererseits: Unsere Spritzgießmaschinen haben einen sehr hohen Auslastungsgrad, deshalb müssen Werkzeuge hundertprozentig funktionieren, wenn sie in die Spritzerei kommen – Ausfälle können wir uns nicht leisten.“

Natürlich wird standardgemäß simuliert – die Werkzeuge ebenso wie die künftigen Kunststoffkomponenten im Mouldflow. Ein langes Einfahren und Bemustern auf der Spritzgießmaschine oder gar noch Korrekturschleifen – angesichts der hohen Verfügbarkeit, die die Kanban-Montage vom Maschinenpark verlangt, gibt es dafür schlicht keine Kapazitäten.

„Um Präzision und Funktion unserer Werkzeuge abzusichern und der Fertigung so ein ausgereiftes und prozesssicheres Produktionsmittel liefern zu können, haben wir einen anderen Weg

Hella Lager

Werkzeuge müssen prozesssicher auf den Spritzgießmaschinen arbeiten. Dafür werden sie auf der Tuschierpresse auf Herz und Nieren getestet.

gewählt“, betont Csörnyi. „Wir setzen auf eine Tuschierpresse, bei der wir einen kompletten Spritzgießzyklus simulieren können, ohne eine der Produktionsmaschien zu belegen. Bei rund 90 Prozent aller Werkzeuge, die von der Tuschierpresse in die Produktion kommen, passt die Teilequalität auf Anhieb – Nacharbeit und teure Korrekturschleifen können wir so deutlich reduzieren.“

Trends µ-genau

Tuschieren für 2K-Werkzeuge

Bisher standen die Anwender in der Regel vor der Alternative, entweder einen Drehteller für ein Mehrkomponentenwerkzeug auf der Tuschierpresse zu haben oder die Kernzugeinheit. Jetzt hat Millutensil eine technische Lösung entwickelt, die die beiden wichtigen Features miteinander vereint. So wird es auf der neuen Presse jetzt endlich möglich, auch ein Mehrkomponentenwerkzeug in seiner Funktionalität auf der Tuschierpresse eingehend zu überprüfen. Wer die Presse als Quality Gate vor der Spritzerei nutzt, kann sich hier so manche Korrekturschleife einsparen.

Das offensichtlichste Handicap bei der Beschaffung einer leistungsfähigen Tuschierpresse war die relativ niedrige Hallenhöhe. Das schränkte die Auswahl deutlich ein. „Dass die Presse die Voraussetzungen für ein ergomomisches Arbeiten schafft, war für uns selbstverständlich“, betont Csörnyi. „Schließlich haben bei uns Reparaturen und Änderungen eine hohe Priorität, da ist es wichtig, dass die Werkzeugmacher ihre Werkzeuge in einer möglichst angenehmen Bearbeitungshöhe bekommen.“ Mit einem mobilen Laserschweißgerät und Handarbeitsmitteln sollte es zudem möglich sein, Werkzeuge in der Presse schnell zu überarbeiten und das Ergebnis sofort exakt zu überprüfen.

Millutensil Touchscreen

Per zeitgemäßem Touchscreen lassen sich
die Funktionen schnell, einfach und intuitiv steuern.
Bilder: werkzeug&formenbau

Hersteller hört sehr genau zu

Nach langer Recherche und zahlreichen Gesprächen mit unterschiedlichsten Abnbietern beschafften die Werkzeugmacher eine Tuschierpresse BV28E-R-G des italienischen Herstellers Millutensil. „Die Bauhöhe und die technischen Daten der neuen Presse passen zu unseren Anforderungen“, erläutert Csörnyi. „Dazu kommt, dass uns die Pressenexperten bei zusätzlichen Anforderungen sehr genau zugehört haben.“

Wichtig für das Abbilden eines kompletten Zyklus ist für Csörnyi auch das Überprüfen der Auswerfer und anderer Kernzugfunktionen. „Das wurde bei Pressen, die über einen Drehtisch für

Miklós Csörnyi,  Hella

„Unsere Partner bei Millutensil haben sehr schnell verstanden, was wir brauchen. Und sie haben es proaktiv und technisch sehr schön umgesetzt.“
Miklós Csörnyi, Operationeller Leiter Vorfertigung bei Hella Fahrzeugteile Austria

Mehrkomponentenwerkzeuge verfügen, bislang so noch nicht realisiert“, erinnert sich Csörnyi. „Wir haben mit unseren Partnern bei Millutensil eingehend unsere Anforderungen diskutiert und verhandelt – die haben sehr schnell verstanden, was uns bewegt und was wir brauchen. Und sie haben es proaktiv und technisch sehr schön umgesetzt. So ermöglichten sie es uns, auf der Presse für beide Stellungen eines 2K-Werkzeugs jeweils auch die Kernzugfunktionen zu überprüfen. Einmal abgesehen von den hervorragenden technischen Daten und der soliden, sauberen Verarbeitung, die für sich sprechen – ein derartiges Entgegenkommen haben wir bei keinem anderen Pressenhersteller gefunden. Wir fühlen uns ernst genommen – das ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“

Profil

Hella Fahrzeugteile Austria GmbH

Hella Fahrzeugteile Austria hat im Hella-Konzern globale Verantwortung für Vertrieb, Entwicklung und Produktion. Von den Standorten in Großpetersdorf und Wien werden internationale Erstausrüster der „Off-Highway-Sparte“ betreut. Dazu zählen Land- und Baumaschinen, Minenfahrzeuge, Motorräder und Schneeschlitten sowie Schiffe und Boote. Schwerpunkt in Großpetersdorf sind Arbeits- und Hauptscheinwerfer sowie Leuchten auch im Bereich der LED-Technologie. Der Werkzeugbau beschäftigt rund 30 Mitarbeiter, darunter fünf Konstrukteure. Dazu kommen vier Auszubildende.

Hella Eigenprodukte 2

Hella Fahrzeugteile Austria fertigt im Auftrag der OEMs nach deren Designvorgaben. Aber auch Hella-eigene Produkte sind echte Klassiker, die Fahrzeughersteller gern verwenden.

Von der Siemens-S7-Steuerung mit Touchscreen, die eine einfache, schnelle und intuitive Bedienung erlaubt, bis hin zur Vorrichtung für den Tuschierschlag verfügt die Presse über alle relevanten Optionen. Die Presse arbeitet mit einer maximalen Schließkraft von 500 kN, die maximale Rückzugskraft liegt bei 300 kN. Als Tischaufspannfläche stehen 1185 x 1000 mm zur Verfügung. Die Einbauhöhe reicht von 450 bis maximal 1200 mm. Die Presse bietet einen maximalen Durchgang zwischen den Säulen von 1300 mm.

Der Untertisch der Presse kann mit bis zu 7 t belastet werden, der Obertisch trägt bis zu 2,5 t. „Das ist deutlich mehr, als wir im Moment benötigen, momentan bringen unsere größten Werkzeuge abhängig von Bauteilgeometrie und Fachzahl gerade einmal 6 t auf die Waage“, räumt Csörnyi ein. „Aber auch bei uns werden die Werkzeuge immer größer und umfangreicher. Deshalb sind wir mit der Mill­utensil BV28E-R-G auch für die Zukunft gut aufgestellt.“

Kontakt:

Weitere interessante Videos finden Sie auf dem Youtube-Kanal der werkzeug&formenbau.

 

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