Erfreulich, dass die Verantwortlichen der Branche hier sehr gelassen agieren. Die Folgen des Brexit scheinen die meisten Unternehmen bereits eingepreist zu haben, wer auf der Insel engagiert ist, hat inzwischen seinen Plan B in der Schublade. Amerika unter Trump – es weiß zwar keiner so recht, in welche Richtung sich das entwickeln und welche Auswirkungen es auf unsere Wirtschaft haben wird. Aber in Schockstarre gefallen ist die deutsche Wirtschaft bislang nicht – im Gegenteil, die Unternehmen geben sich erfrischend selbstbewusst und sind in Bezug auf ihre transatlantischen Handelsbeziehungen zuversichtlich. Auch wenn der neue US-Präsident Handelsbarrieen errichten will, was aber zuvorderst auch der US-amerikanischen Wirtschaft nachhaltig schaden würde. Deshalb: bleibt abzuwarten, was hier wirklich kommt.
Ansonsten hat trotz Abgasskandal das Label "Made in Germany" offenbar wenig an Strahlkraft eingebüßt, eher im Gegenteil: Die Nachfrage nach hierzulande produzierten Gütern stieg in jüngster Vergangenheit nochmals spürbar an: Deutsche Produkte gelten nach wie vor als hochwertig und als innovativ. Dazu trägt sicher auch das gestiegene Qualitätsbewusstsein von Konsumenten in Ländern wie China bei – und auch die Tatsache, dass man sich diese Qualität dort auch leisten kann. Bleibt zu hoffen, dass keine weiteren Skandale diesen Exportbonus weiter schmälern. Übrigens: "Made in Germany" wird auch bei Unternehmen hierzulande wieder populärer – nachdem jahrelang der Trend beobachtet wurde, Fertigungen ins Ausland zu verlagern, um dort zu besseren Kosten zu produzieren, holen die Verantwortlichen ihre Produktion zunehmend nach Deutschland zurück. Nicht zuletzt aus der Erkenntnis heraus, dass niedrige Lohnkosten oft mit höherem Produktionsrisiko, geringerer Produktivität, unberechenbaren Qualitätsschwankungen und weiteren Unsicherheiten erkauft worden waren. Diese Unwägbarkeiten lassen sich mit der Fertigung in Deuschland nach Erfahrung der Unternehmenslenker doch deutlich minimieren.

Trends µ-genau

Risiko Fachkräftemangel
Egal, wie man es dreht und wendet – in unseren Branchen herrscht unbestreitbar ein akuter Fachkräftemangel, der für viele gerade kleinere und kleinste Unternehmen inzwischen zum ernstzunehmenden Hemmschuh geworden ist und als wichtigstes Risiko für Wachstum gesehen wird. In der Branche wachsen viel zu wenige Fachkräfte nach. Die produzierenden Berufe scheinen generell ein Imageproblem zu haben – nur wenige Jugendliche ziehen bei ihrer Berufswahl entsprechende Ausbildungsangebote überhaupt in Betracht. Hier ist ein Imagewandel dringend erforderlich – schließlich ist die Fertigung Herz und Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die Berufsfelder in der Produktion sind heute geprägt von einem hohen Anspruch an Kreativität, von Abwechslung, vielfältigsten Entwicklungsmöglichkeiten sowie nicht zuletzt einer adäquaten Entlohnung. Und erfüllen damit durchaus die Kriterien, die Jugendliche an ihren Wunschberuf anlegen. Es wird eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft, dies jungen Menschen in der Berufswahlphase entsprechend zu kommunizieren.

Risiko disruptiver Entwicklungen

Bleiben die Risiken, die technische Entwicklungen mit sich bringen. "Disruptiv" scheint in diesem Zusammenhang zum neuen Lieblingswort der Zukunftsforscher avanciert zu sein, eine Veränderung also, die das Zeug hat, etwas Bestehendes komplett zu verdrängen. Den 3D-Technologien haftete anfangs dieser Nimbus an – immer wieder wurden je nach Perspektive Hoffnungen oder Befürchtungen geäußert, sie könnten klassische zerspanende oder umformende Verfahren in naher Zukunft komplett verdrängen. Inzwischen sehen die meisten Verantwortlichen diese Verfahren weit nüchterner und ordnen sie ganz selbstverständlich als ein weiteres Element in bereits bestehende Prozessketten ein. Und zerspanende und umformende Unternehmen nutzen die neuen Möglichkeiten mittlerweile mit großer Selbstverständlichkeit selbst, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auszubauen.
Ein anderes "disruptives" Thema ist beispielsweise die Elektromobilität. Käme sie abrupt und wären Verbrennungsmotoren von heute auf morgen weltweit geächtet, würde es zahlreiche der heutigen Zulieferer – nicht nur die, die heute beispielsweise Zahnräder und Getriebekomponenten für den Antriebsstrang etwa von Diesel- oder Benzinfahrzeugen fertigen, Komponenten, die ein Elektroauto so gut wie gar nicht mehr benötigt – ziemlich kalt erwischen. Klar, bei diesen Zulieferern gibt es viele kluge Köpfe, die sich mit dem "Was dann?" beschäftigen. Aber entsprechende Nachfolgeprojekte stecken heute noch in den Kinderschuhen. Trotzdem: Auch hier ist erkennbar, dass die meisten Unternehmen die Zeichen der Zeit wahrnehmen und entsprechend reagieren.

Profil

Branche ist optimistisch
In unserer Blitzumfrage unter 220 klein- und mittelständischen Unternehmen wird deutlich, dass sich die Stimmung gegenüber Ende 2016 aufhellt. Die wirtschaftliche Lage des eigenen Unternehmens beurteilen inzwischen 56 Prozent der Befragten als "sehr gut" oder "gut" (im November 2016 waren es 49 Prozent). Das geben auch die Auftragseingänge her: Sahen im Herbst 2016 noch 39 Prozent hier die Werte als "sehr gut" oder "gut", sind es inzwischen 56 Prozent. Die Auftragsreichweite hingegen liegt im Schnitt nach wie vor bei drei Monaten. Und: Mehr als ­jedes dritte Unternehmen plant 2017 eine größere Investition.

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