Connected Machining
Beim Konzept „Connected Machining“ des Steuerungsherstellers Heidenhain steht neben der einfachen Datennutzung in einer vernetzten Fertigung und der intuitiven Bedienung etwa von Steuerungen auch die Qualifikation der Mitarbeiter im Fokus – denn sie machen letztlich den Unterschied. - (Bild: Heidenhain)

Es sind Lösungen aus der Praxis, die erste Keimzellen in den Unternehmen bilden. Verkettete Bearbeitungszentren, automatisierte Prozesse dienen oft in erster Linie dazu, die Maschinenlaufzeiten zu optimieren und so wettbewerbsfähige Stundensätze zu realisieren. Dabei ist indes immer wieder zu beobachten, dass richtige Ansätze nicht zu Ende gedacht werden.

Zwar werden über integrierte Messsysteme und andere Sensoren Daten über die augenblickliche Qualität der Prozesse gewonnen, die beispielsweise direkt dazu genutzt werden, in einem Regelkreis die Bearbeitungsparameter anzupassen und so das Bearbeitungsergebnis zu optimieren. Oder die dafür sorgen, dass etwa für einen verschlissenen Fräser ein neues, unverbrauchtes Schwesterwerkzeug eingewechselt wird, wenn die Abweichungen in der Bearbeitung abnutzungsbedingt die definierten Toleranzwerte überschreiten. Ein probates Procedere, wenn beispielsweise Produktion in die Nachtstunden oder ins Wochenende hinein verlängert werden soll. Aber wenn die Daten nicht über die Insellösung hinausreichen, verschenkt man Potenzial.

Auch im Kleinen beginnt der Weg zur Automatisierung, zur Vernetzung der Daten und zu wirtschaftlichem Arbeiten erst einmal in den Köpfen der Verantwortlichen – sonst sind solche Projekte oft genug zum Scheitern verurteilt. Zunächst sollten die bestehenden Prozesse auf den Prüfstand, Abläufe und Produkte sind zu kategorisieren und zu standardisieren. Je mehr Energie, Überlegung und Wissen bereits hier im Vorfeld investiert wird, desto besser. Denn ohne eine eingehende Analyse wird das Vorhaben zum Blindflug.

Profil

Connected Machining
Arbeitserleichterungen und Zeiteinsparungen in der Produktion stehen beim Konzept "Connected Machining" des Steuerungsherstellers Heidenhain im Fokus. Dazu gehören neben der einfachen Datennutzung in einer vernetzten Fertigung ebenso die Qualifikation der Mitarbeiter und die in­tuitive Bedienung von Steuerungen. Heidenhain-TNC-Steuerungen mit Connected Machining versprechen ein durchgängig digitales Auftragsmanagement in der Fertigung. Connected Machining fasst Funktionen der TNC-Steuerungen zusammen, die die Vernetzung der Steuerung in der Werkstatt mit allen produktionsbegleitenden Bereichen im Unternehmen unterstützen. So kann der Maschinenbediener mit dem Remote Desktop Manager alle im Unternehmen verfügbaren Daten und Informationen sicher nutzen. Das spart Zeit, wenn er etwa direkt von der TNC-Steuerung fehlende Daten aus CAD/CAM-Anwendungen abrufen kann. Ebenso kann er aber natürlich auch Rückmeldungen an alle Prozessbeteiligten senden, etwa über nachträglich in der Werkstatt angepasste Schnittdaten oder Zustellungen. Die Schnittstelle Heidenhain DNC ermöglicht unter anderem die Anbindung von TNC-Steuerungen an Warenwirtschafts- oder Leitstandsysteme. So können automatisierte Rückmeldungen über die laufenden Fertigungsprozesse eingerichtet werden. Das steigert die Transparenz in der Fertigung schon ab Losgröße 1 und unterstützt das termingerechte Auftragsmanagement. Mit der Durchgängigkeit der Daten lassen sich nicht nur Fertigungsprozesse rationeller und effizienter gestalten, sondern von Produktdesign bis Logistiksteuerung Prozesse über die gesamte Produktioskette integrieren. Und das ist einer der Kerngedanken von Industrie 4.0.

Eigene Arbeitsabläufe auf den Prüfstand

Deshalb ist es sinnvoll, die eigenen Arbeitsabläufe zu hinterfragen und sich insbesondere über seine künftige Ausrichtung klar zu werden. Sich auf seine Kernkompetenzen zu besinnen und alles nicht Dazugehörende abzugeben. Eine entsprechende unternehmensweite Strategie, die passenden Ziele und das Herunterbrechen dieser Leitlinie über alle Hierarchien und Abteilungen ist die essentiell notwendige Basis. Lean ist das Stichwort – denn erst einmal müssen Abläufe und Prozesse aus einer ganzheitlichen Perspektive heraus durchdacht, entsprechend optimiert und von Ballast befreit werden. Denn sonst wird man zwangsläufig auch Blindleistung und auch alles andere Überflüssige und Schädliche standardisieren und automatisieren – und damit "für alle Ewigkeit" zum Bestandteil der eigenen Prozessketten und der eigenen Unternehmenskultur machen. Und das gilt es zu vermeiden.

Die verschlankten, auf hohe Effizienz und Prozesssicherheit ausgerichteten Abläufe lassen sich dann sinnvoll in einem ganzheitlichen Ansatz weiterentwickeln und entsprechend automatisieren. Wichtig ist eine hohe Durchgängigkeit der Daten, die sicherstellt, dass es keine Brüche im Ablauf gibt, an denen etwa bereits erfasste Parameter erneut eingegeben werden müssen. Eine papierlose Fertigung, in der Werkstücke auf Datenviewern visualisiert werden, stellt sicher, dass alle Beteiligten die Daten auf jeweils aktuellem Stand zur Verfügung haben. rs

Das sagt die Redaktion

Nicht groß, sondern smart
"Big Data" ist eines der Schlagworte, die jedem um die Ohren fliegen, der beim Warnruf "Industrie 4.0" nicht schnell genug in Deckung gegangen ist. Riesige Datenmengen, die "irgendwie" nützlich sind und sich, glaubt man den Zukunftsgurus, direkt in Erfolg umwandeln lassen. Statt mit großen, komplexen und sich schnell ändernden Datenmengen zu agieren, sind gerade innovative, agile Unternehmen sehr wählerisch: Sie selektieren, welche Information relevant ist, was in einen Prozess einfließen soll und was getrost ignoriert werden kann. Beim Thema Automatisierung ist "lean" ein guter Wegweiser – wer im Vorfeld überlegt, welche Information notwendig ist, kann auf sich schnell ändernde Anforderungen präzise, flink und effizient reagieren.
Richard Pergler

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