Erde vom Weltall aus betrachtet

Heute ist die ganze Welt ein Marktplatz: Auch deutsche Werkzeug- und Formenbauer werden zunehmend international aktiv. Da ist es essenziell, über Märkte genau Bescheid zu wissen. - (Bild: Romolo Tavani/Adobe Stock)

Die Rolle der Werkzeug- und Formenbauer hat sich gravierend gewandelt. Und auch ihre Kunden sind heute in der Regel nicht mehr die gleichen wie vor 30 Jahren. Genügte es früher, mit möglichen Auftraggebern im näheren Umkreis Kontakt zu halten, ist der Markt heute auch für kleine Unternehmen, wie sie in der Werkzeug- und Formenbaubranche üblich sind, längst ein globaler geworden. Denn auch deutsche Kunden, ob OEM oder große Zulieferer, sind inzwischen international aufgestellt, haben Produktionswerke rund um den Globus und kaufen Produkte und Dienstleistungen weltweit ein. Und wer hierzulande mit ihnen Geschäfte machen will, muss oft auch in deren globalisierten Märkten präsent sein, da es auch für den Auftraggeber am bequemsten ist, weltweit alles aus einer Hand zu bekommen. Doch dies geschieht mit all den Vor- und Nachteilen, den Chancen und Risiken, die diese Entwicklung mit sich bringt, speziell auch für die in der Regel nicht sehr großen Unternehmen im Werkzeug- und Formenbau.

Sich eingehend mit den Märkten befassen

Für die Verantwortlichen in den Unternehmen ist es daher heute wichtiger denn je, sich mit möglichen Märkten, aber auch den Wettbewerbern auf diesem internationalisierten Markt eingehender auseinanderzusetzen. Nur wer weiß, wo die Unterschiede zwischen den einzelnen Werkzeugbaunationen liegen, wie Stärken und Schwächen im internationalen Wettbewerb verteilt sind und wie sich hieraus Wettbewerbsvorteile generieren lassen, kann zielgerichtet und nachhaltig erfolgreich auf den unterschiedlichen Märkten agieren. Eine fundierte Basis dafür bietet die neu erstellte, kostenlos bei der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie erhältliche Studie "World of Tooling 2018", die die wichtigsten Werkzeug- und Formenbauländer nach aktuellem Sachstand näher beleuchtet.

Für die Studie haben die Autoren Daten der 21 bedeutendsten Werkzeugbaumärkte zusammengetragen, analysiert und aufbereitet. In den Ländern sind die Daten für die Branche der Werkzeug- und Formenbauer in sehr unterschiedlichen Stadien vorhanden. Hier wollen die Macher der Studie Transparenz schaffen und die Branche in den jeweiligen Ländern mit einer systematischen Auswahl der wichtigsten Kennzahlen nicht nur präsentieren, sondern die Daten auch entsprechend aufbereiten und nachvollziehbar interpretieren.

Profil

WBA Aachener Werkzeugbau Akademie

Die WBA Aachener Werkzeugbau Akademie erarbeitet in einem Netzwerk aus führenden Unternehmen des Werkzeugbaus branchenspezifische Lösungen für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit der Branche Werkzeugbau. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen die Schwerpunkte Industrieberatung, Weiterbildung sowie Forschung und Entwicklung. Durch einen eigenen Demonstrationswerkzeugbau hat die WBA die Möglichkeit, innovative Lösungsansätze in einer Laborumgebung zu pilotieren und schnell für ihre Partnerunternehmen zugänglich zu machen. Zusätzlich werden Schwerpunktthemen in aktuellen, kostenlos erhältlichen Studien vertieft. Diese geben Auskunft über Trends und Entwicklungen von Markt und Wettbewerb.

Im WOT-Radar bewerten die Autoren der Studie die einzelnen Länder anhand der Dimensionen "Marktgröße", "Werkzeugbaukompetenz" und "Entwicklungspotenzial" und bereiten die Ergebnisse so auf, dass sich die einzelnen Märkte vergleichen lassen. Unter "Marktgröße" wird die Bedeutung des jeweiligen Markts, gemessen am Volumen der Branche Werkzeugbau, ermittelt und dargestellt. Die "Werkzeugbaukompetenz" basiert auf werkzeugbauspezifischen Kennzahlen mit Indikation auf Produkt-, Prozess- und Ressourcenkompetenz. Außerdem betrachten die Macher der Studie in diesem Abschnitt die verschiedenen Kennzahlen zur allgemeinen wirtschaftlichen Situation, die positive Rahmenbedingungen für die Branche Werkzeugbau bieten. Der Bereich „Entwicklungspotenzial“ bündelt Informationen zur Aussicht des Markts und gibt einen Indikator für die prognostizierte Entwicklung. Die statistischen Daten werden ergänzt um Ergebnisse und Erkenntnisse aus eigenen Forschungsreisen der Autoren und ihrer Teammitglieder sowie um Fakten und Impressionen aus zahlreichen Gesprächen mit Kennern der jeweiligen Märkte im Expertennetzwerk der WBA.

Märkte aufbereitet und eingeordnet

Die Vorstellung der einzelnen nationalen Werkzeugbaumärkte gliedert sich in zwei Bereiche: der Marktüberblick mit den Marktsteckbriefen und ein wissenschaftlich basierter Marktvergleich, dessen Ergebnisse mit dem "World-of-Tooling-Radar" (WOT-Radar) übersichtlich zusammengefasst und systematisch aufbereitet werden.

Die Marktsteckbriefe, die gegliedert nach Werkzeugbaunation die wichtigsten Analyseergebnisse enthalten, gliedern sich in drei Bereiche. Der Abschnitt "Das Land und die Menschen" stellt das jeweilige Land über seine generellen Daten wie Bevölkerungszahl, Investitionen in den Bildungssektor oder durchschnittliche Lebenserwartung vor. Der Bereich "Die Wirtschaft und die Industrie" schlüsselt Faktoren wie Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosenquote oder die Kaufkraft nach dem "Big-Mac-Index" auf. Im Kapitel "Der Werkzeugbau und die Werkzeuge" befassen sich die Autoren der Studie mit den Zahlen der Werkzeugproduktion, zeigen, wie sich die Umsätze auf die einzelnen Werkzeugarten verteilen oder wie viele Patentanmeldungen pro Jahr aus der Branche kommen. Zusätzlich werden die verfügbaren Daten zu Produktion, Import und Export von Werkzeugen analysiert und entsprechend interpretiert.

Darüber hinaus können die Aachener auf einen reichen Schatz an aktuellen Benchmarkingdaten einzelner Werkzeugbaubetriebe aus der Datenbank des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen und des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT zurückgreifen – diese Datenbank umfasst Datensätze von mehr als 1000 deutschen sowie Bewertungen von inzwischen mehr als 2000 internationalen Werkzeugbaubetrieben.

Das sagt die Redaktion

Wissen schadet nur dem, der es nicht hat

Viel zu wenig bekannt ist, dass die WBA in Aachen nicht nur fleißig Daten über die Werkzeugbaubranche sammelt, sondern sie in zahlreichen Studien auch analysiert, interpretiert und der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Und zwar kostenlos – die Studien lassen sich auf der Website der WBA herunterladen, auf den Veranstaltungen der WBA liegen sie auch in gedruckter Form aus. Nutzen Sie das Angebot der Aachener Wissenschaftler. Die Studien liefern in vielen Fällen Hintergründe, die zu einem besseren Verständnis der Vorgänge in der Branche beitragen können. Sichern sie sich diese Erkenntnisse – denn Wissen schadet nur dem, der es nicht hat. Richard Pergler

Neue Daten berücksichtigt

Im Vergleich zur Erstauflage 2015 berücksichtigten die Autoren die Entwicklungen, die die einzelnen Märkte in den vergangenen Jahren durchlaufen haben, und ergänzten die Betrachtung um zusätzliche Kennzahlen. Ein wichtiges Anliegen der Studie ist, die Auswirkungen der aktuellen politischen Rahmenbedingungen in der Welt auf die Branche Werkzeugbau zu untersuchen und zu bewerten.

Einen besonderen Fokus legten die Wissenschaftler auf die aktuellen Fortschritte des chinesischen Marktes – speziell auf die Herausforderungen, mit denen sich deutsche Werkzeugbaubetriebe dort aktuell konfrontiert sehen.
Die Neuauflage brachte zudem eine geographische Erweiterung: Als 21. Land wurde Slowenien in die Studie aufgenommen. Denn infolge eines starken Wachstums, sowohl markt- als auch kompetenzseitig, wird der slowenische Markt zukünftig kontinuierlich an Bedeutung gewinnen und so auch für deutsche Werkzeugbaubetriebe zunehmend interessanter werden. nh

Im Interview: Professor Wolfgang Boos, Geschäftsführer der WBA

Professor Boos, warum ist diese Studie Pflichtlektüre für jeden Werkzeugbauer?

Weil die Globalisierung zu einer Internationalisierung der Produktionsstandorte beigetragen hat, so dass der Werkzeugbedarf zunehmend international verteilt anfällt und auch Mehrfachwerkzeuge benötigt werden. Die Entwicklung zwingt produzierende Unternehmen sowie Werkzeugbaubetriebe gleichermaßen, sich intensiv mit internationalen Werkzeugbaumärkten zu beschäftigen. Sie sind der Schlüssel, um internationale Produktionswerke zuverlässig mit Werkzeugen zu versorgen, Faktorkostenunterschiede und damit Preispotenziale auszunutzen und nicht zuletzt Innovationen auf Basis des internationalen Vergleichs im eigenen Werkzeugbau zu erzielen.

Was bietet die Studie?

Sie bietet zum einen Schlüsseldaten aus den jeweiligen Werkzeugbaumärkten der für die Branche wichtigsten Länder. Darüber hinaus habe ich zusammen mit meinem Team die Daten analysiert und so aufbereitet, dass sie für den Leser vergleichbar sind und dass er für sich und sein Unternehmen eigene Schlüsse ziehen und Handlungsempfehlungen ableiten kann.

Und was kostet das den Anwender?

Nichts. Denn Forschung und Entwicklungsaufgaben gehören zu den Grundsäulen der Aktivitäten der WBA. Bei uns erhalten Interessierte Zugang zu einem äußerst leistungsfähigen Netzwerk am Standort Aachen, das sich eingehend mit technologischen sowie organisatorischen Fragestellungen auseinandersetzt und wegweisende Lösungen für den Werkzeugbau erstellt. Wir arbeiten dabei eng mit führenden Werkzeugbaubetrieben und Zulieferern der Branche zusammen – so können wir Wissenschaft und Praxis eng miteinander verzahnen. Wir freuen uns, wenn die Unternehmen der Branche das bei uns gesammelte und in zahlreichen Studien aufbereitete Wissen nutzen – denn eines ist klar: Die internationale Konkurrenz schläft nicht!

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