3D render of a robot searching with magnifying glass

Das jährliche Anwendertreffen des CAD/CAM-Spezialisten Cimatron hat Tradition – hier trifft sich ein interessanter Querschnitt der Werkzeug- und Formenbaubranche. Abgesehen von Messen und vielleicht noch den inzwischen sehr stattlich gewachsenen Hausmessen einiger weniger Maschinenhersteller hat sich die Unternehmensveranstaltung zu einem der größten Events im Jahr der Branche gemausert. Dieses gute Standing kommt nicht von ungefähr, schließlich bietet die Veranstaltung geballte Information und Praxiswissen – in erster Linie zwar für Cimatron-Anwender, aber durchaus auch darüber hinaus

Zur diesjährigen Konferenz hatte das Software-Unternehmen ins Esperanto Kongresszentrum nach Fulda eingeladen. Ins Tagungsprogramm führte Dirk Dombert ein, der Geschfäftsführer von Cimatron Deutschland.

Mit einem Blick in die Zukunft des deutschen Werkzeugbaus startete Kristian Arntz vom Fraunhofer IPT aus Aachen die Reihe der Vorträge. Er beleuchtete, wie sich die industrielle Prozesskette gestalten lässt mit dem Ziel, eine sehr hohe Kundenzufriedenheit zu erreichen.

Werkzeugbauer müssen die Prozesse ihrer Kunden kennen
Dabei wird es für die Werkzeugbauer aus seiner Sicht immer wichtiger, über das Werkzeug hinaus den gesamten Produktionsprozess zu überblicken: „Eine wesentliche Grundlage für die Steigerung der Kundeneffizienz ist das ganzheitliche Verständnis der Produktionsprozesse beim Kunden“, erklärte er. „Dabei ist es immer wichtiger, dass die individuellen Bedürfnisse der Kunden gerade auch im Zeichen kleinerer Losgrößen und einer steigenden Variantenzahl wirtschaftlich gelöst werden.“

Das sagt die Redaktion

Verdienter Szenenapplaus
Es mag für Außenstehende schon etwas ungewöhnlich sein, wenn mitten in technischen Vorträgen plötzlich applaudiert wird. Auf den Cimatron-Anwendertreffen gehört das inzwischen zum Bild. Oft sind es nicht einmal die großen Sprünge, die spontan beklatscht werden, sondern gerade auch kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Verbesserungen im Detail. Ein klares Zeichen, dass Cimatron offensichtlich das Ohr sehr eng am Puls des Anwenders hat und die Verbesserungen im System sehr praxisorientiert gehalten sind – die fachkundigen Anwender, aus denen sich das Publikum zusammensetzt, können das Verbesserungspotezial für die eigene Arbeit sehr gut abschätzen. Ihr unmittelbares Feedback hilft andererseits bei der organischen und bedarfsgerechten Weiterentwicklung der Software.
Richard Pergler

Ein hohes Maß an Standardisierung in der eigenen Produktion ist hier der Schlüssel – was für den Kunden eine höchst individuelle Lösung ist, sollte ­ im Werkzeugbau aus standardisierten Prozessen und Abläufen entstehen können. „Die gestiegenen Kundenanforderungen sowie der globale Wettbewerbsdruck erfordern ein Umdenken in der Branche“, betont Arntz. „Grundlage eines effizienten Prozessmanagements ist eine konsequente Reduzierung der Prozessvielzahl und Konzentration auf die eigenen Kernkompetenzen.“ Intelligent vernetztes Denken ist unerlässlich – der Werkzeugbauer als Einzelkämpfer ist für Arntz kein Modell mehr für die Zukunft.

Cimatron 2

Fast 300 Teilnehmer konnte Cimatron-Geschäftsführer Dirk Dombert diesmal auf dem Anwendertag begrüßen.

Benjamin Sendler, Leiter Anwendungstechnik Fräsen bei Agie Charmilles in Schorndorf, präsentierte Maschinenkonzepte zur wirtschaftlichen HSC- und HPC-Bearbeitung. Anhand von Praxisbeispielen verdeutlichte er unter anderem die zahlreichen Einflussfaktoren, die die Präzision eines Werkstücks bestimmen.

Cleveres Wechselwerkzeugsystem
Jochen Müller von der B & R GmbH aus Solms-Niederbiel präsentierte das „Clever-Mold-System“ – ein Wechselwerkzeug-Baukasten, den das Unternehmen für Entwicklung, Konstruktion und Prototypenbau zusammen mit dem Normalienhersteller Hasco und mit der Software von Cimatron erstellt hat. Bei diesem System besteht das eigentliche Spritzgießwerkzeug nur noch aus dem Auswerferpaket und den Form­platten. So reduziert sich der Materialeinsatz um bis zu 60 Prozent. Ein Schwerpunkt der Tagung war selbstverständlich die neue Version Cimatron E11. Produktmanager Jürgen Gassen stellte die Optimierungen in der neuen Version vor, die unter anderem mit einer verbesserten Multi-Prozessor-Unterstützung und einer besseren Grafikunterstützung von High-End-Grafikkarten punkten soll.

Auf CAD-Seite verspricht Cimatron beispielsweise zum Modellieren viele neue prozessunterstützende Funktionen, eine Effizienzsteigerung über die direkte Anwendbarkeit vieler Flächenfunktionen am geschlossenen Objekt oder eine bessere Unterstützung der „Farbcodierung“. Der Ausbau der Funktionalität in der Parametertabelle unterstützt den Zusammenbau, die Zeichnungsfunktion bietet mehr Automatismen und ein komfortableres Ausrichten von Ansichten.

Trends µ-genau

Hotline vor Ort
Wenn knapp 300 Anwender vor Ort sind, kommen Fragen – und dafür gibt es kompetente Antworten bei der Hotline. Cimatron hatte diesmal keine Mühe gescheut und die komlette Hotline-Abteilung nach Fulda mitgebracht – inklusive Telefonanbindung, denn die Experten mussten ja auch während der Tagung für ihre Anwender erreichbar sein. Wer live vor Ort war, konnte direkt im Gespräch seine Fragen klären.

Geballtes Anwender-Know-how
Auf CAM-Seite will die neue Version ebenfalls die Farbcodierung umfassender unterstützen. Im 2,5- und 3-Achs- Fräsen bringen neue Strategien mehr Effizienz in der Plattenbearbeitung und im Schruppen, auch beim Bohren wurden sehr viele Vorgänge automatisiert. So ist etwa speziell das Tiefbohren jetzt intelligenter gelöst. Gravierendste Neuerung aber ist die Simulation zum Materialabtrag, die eine Steigerung der Qualität ermöglichen soll und sowohl als integriertes Modul als auch als separate Applikation erhältlich sein wird. Dank der gleichen Benutzerführung wie CimatronE sollen Bedienprobleme von vornherein ausgeschlossen sein. Erst in einer zweiten Phase – voraussichtlich mit dem Release E12 – wird eine neue Simulation der Maschine die virtuellen Möglichkeiten abrunden.

In zahlreichen Sessionen wurden die Anwender von versierten Anwendungstechnikern und Entwicklern mit Praxis-Know-how sowohl für die aktuelle Version E10 als auch für die neue Version E11 vertraut gemacht, auch das NC-Programmiersystem Virtual Gibbs wurde vorgestellt.

Selbstverständlich gab es am Rand der Veranstaltung auch genügend Zeit für den Austausch unter den Teilnehmern: Die Pausen, aber auch die Abendveranstaltung wurden ausgiebig fürs Netzwerken genutzt.

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