Stefan Sommer, Prokurist und zuständig für die digitale Transformation. –

Stefan Sommer, Prokurist und zuständig für die digitale Transformation bei Günther Heisskanaltechnik: „Unser AR-Support wird sehr gut angenommen, nicht nur wegen der momentanen Corona-Krise.“ – (Bild: Günther)

WERKZEUG&FORMENBAU: Herr Sommer, Augmented Reality (AR) im Service ist seit 2019 ein wichtiges Thema bei Günther Heisskanaltechnik. Wie kam es dazu?

Stefan Sommer: In vielen Bereichen wird zunehmend auf digitale Prozesse umgestellt. Die Corona-Krise zeigt nochmal wie wichtig das ist. Bereits heute sind die Ressourcen in der Produktion vernetzt, um eine effizientere, tagesgenaue Kapazitätsplanung zu ermöglichen. Im Service-Segment gibt es in Sachen Digitalisierung aber immer noch Nachholbedarf. Wir bei Günther haben uns die Frage gestellt, wie wir unsere Service-Techniker intuitiver und intelligenter unterstützen können. Dafür bietet AR viele Vorteile.

Welche Vorteile sind das zum Beispiel?

Sommer: Es lassen sich Wartungsaufgaben, aber auch Optimierungen von Prozessparametern an der Spritzgussmaschine effizienter und auch schneller durchführen. Vor allem aber: Der Anwender bekommt schneller Unterstützung und die Anreisezeit entfällt. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass dies natürlich auch Kosten für alle Beteiligten spart.

Seit November 2019 setzen Sie auf die Softwarelösung von Inosoft. Wie hat sich die AR-Technologie in der Praxis bewährt?

Sommer: Anfangs wurde der Einsatz von AR noch belächelt, aber das hat sich schnell geändert. Im Dezember 2019 zum Beispiel hatte ein Kunde in Indien Probleme mit der Ansteuerung eines Heißkanalsystems mit seinem Regler. Da ein telefonischer Support leider nicht zielführend war, hätte unser Cheftechniker extra zum Anwender fliegen müssen. Nach Absprache mit dem Anwender durften wir unseren AR-Support unter Beweis stellen. Innerhalb einer halben Stunde hatten wir das Problem kostengünstig gelöst. Mittlerweile wird der Service vielfach, insbesondere für Fragen der Regel- und Steuerungstechnik, genutzt. Unsere Kunden sind sehr offen, wenn wir sie auf AR aufmerksam machen. Nur wenige blocken ab.

Wie bekommen Anwender denn Zugang zum neuen Service?

Sommer: Das geht ganz leicht. Er kann sich telefonisch oder per Mail an seinen gewohnten­ Ansprechpartner im Hause Günther wenden und erhält dann eine spezielle Web-URL und zusätzlich einen QR-Code. Um die AR-­Support-Sitzung mit dem passenden Ansprechpartner zu starten, kann der Anwender entweder den Link auf seinem mobilen Endgerät öffnen oder den QR-Code abscannen. Per Kamera seines Smartphones oder Tablets kann uns der Anwender anschließend­ sein Anliegen zeigen. Nach einem sogenannten First Look können wir so schnell eine Vorab-Diagnose stellen und gezielt Lösungen erarbeiten, die mit dem Anwender live durch virtuelle Anweisungen umgesetzt werden.

Das läuft also ganz ohne Datenbrillen?

Sommer: Richtig. Der Einsatz von Datenbrillen, sogenannten Head Mounted Displays wie Hololens von Microsoft oder Google Glass, wäre möglich. Dies ist jedoch immer abhängig von der technischen Ausstattung unserer Anwender. Erfahrungsgemäß sind Datenbrillen noch nicht weit verbreitet

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