Prof. Steffen Ritter

Steffen Ritter, Professor an der Fakultät Technik der Hochschule Reutlingen - (Bild: werkzeug&formenbau)

Professor Ritter, zur formnext geben Sie mit dem "formnext AM Field Guide" einen Überblick über gängige additive Verfahren. Warum?

Weil es bislang keinen strukturierten Überblick gibt, der die Verfahren zum "Additive Manufacturing" (AM) einfach erklärt und voneinander abgrenzt. Dazu kommt, dass insbesondere die Hersteller additiver Fertigungsanlagen viel Phantasie dabei entwickelten, unterschiedliche Namen für ein und dasselbe Verfahren zu entwickeln. Das macht es einem - potenziellen - Anwender nicht gerade leicht, sich hier zurechtzufinden.

formnext 2018

Den formnext 'AM Field Guide' gibt es hier direkt als Download.

Oder Sie holen sich Ihr Exemplar auf der formnext 2018 ab. Die internationale Leitmesse und Konferenz findet vom 13. bis zum 16. November in Frankfurt am Main statt und ist die ideale Plattform für Additive Manufacturing und die nächste Generation intelligenter industrieller Produktion.

Wie kann der AM Field Guide hier helfen?

Wir haben die gängigsten Verfahren getrennt nach der Verarbeitung von Kunststoff, Metallen und sonstigen Materialien systematisch aufgelistet, schematisch dargestellt und in Kurzform den Verfahrenskern skizziert. Interessierte Anwender und solche, die es werden wollen, finden in unserem AM Field Guide einen Überblick über die vielschichtige Welt additiver Fertigungsverfahren, der helfen soll, das für die jeweilige Aufgabe richtige Verfahren zu ermitteln. Der Guide wird in gedruckter Form auf der formnext verteilt und ist auf der Website der Messe online verfügbar.

Gibt es dafür so etwas wie eine Checkliste?

Ja, wir versuchen, dem Anwender eine Reihe von Fragen an die Hand zu geben, mit denen er im Dialog mit den AM-Herstellern das optimale Verfahren für seine spezifische Nutzung ermitteln kann. Das fängt bei so scheinbar banalen Fragen an, welches Material eingesetzt werden soll. Braucht der Anwender Serienteile oder Prototypen? Welche Stückzahlen werden benötigt? Gibt es bereits sehr ähnliche AM-Anwendungen? Kann die Produktion vielleicht ein AM-Dienstleister übernehmen? Was muss der Anwender in seinem Entwicklungsprozess, aber auch in seiner Fertigungsstruktur ändern, um AM-Technologien optimal zu nutzen? Mit solchen Fragen lässt sich zunächst der eigene Standort recht klar bestimmen.

AM-Verfahren und Prozesskette – wie passt das zusammen?

Dass man nur noch AM-Technologien braucht und das Teil fertig aus dem Drucker fällt, ist eine Illusion, die von der "Maker-Szene" und den 3D-Herstellern proklamiert wurde. Sie ist schlicht falsch. Der eigentliche additive Kernprozess ist, wenn man anspruchsvolle Werkstücke fertigen will, nur ein kleiner Teil einer oft sehr komplexen Prozesskette. Von der Produktidee bis hin zum fertigen Teil sind viele Prozessschritte zu durchlaufen.

Was ist da noch zu tun?

Die Teile sind beispielsweise von der Bauplattform abzutrennen, Stützstrukturen müssen entfernt, Oberflächen nachbearbeitet werden und vieles mehr. Solche nachgelagerten Schritte sind oft Standard.
Für eine optimale Nutzung additiver Technologien muss die gesamte Prozesskette beherrscht werden.
Dabei unterscheiden sich die Detailschritte im Prozess oft erheblich, abhängig davon, welches Material eingesetzt wird, welches AM-Verfahren zum Zug kommt und von vielen weiteren Faktoren. nh

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