Prof. Thomas Bergs und Prof. Günther Schuh bei der Siegerehrung. -

Prof. Thomas Bergs und Prof. Günther Schuh bei der Siegerehrung im Wettbewerb »Excellence in Production«. - (Bild: Fraunhofer IPT)

Nachdem den Veranstaltern in diesem Jahr schon früh klar war, dass das Aachener Kolloquium »Werkzeugbau mit Zukunft« coronabedingt als Präsenzveranstaltung ausfallen musste und durch einen Digitalen Werkzeugbautag ersetzt wurde, waren auch neue Lösungen für den jährlichen Wettbewerb »Excellence in Production« gefragt. Ungewiss war, ob sich im Krisenjahr 2020 überhaupt genügend Unternehmen finden würden, die Zeit und Kapazitäten für eine Teilnahme am bekannten Branchenwettbewerb aufbringen würden.

Doch am Ende nahmen nicht nur mehr als 200 Unternehmen die Herausforderung an – in einem wie gewohnt hochkarätigen Teilnehmerfeld konnte sich schließlich die Harting Applied Technologies als Gesamtsieger des Wettbewerbs und damit als »Werkzeugbau des Jahres 2020« behaupten. Nach mehreren Jahren, in denen das Unternehmen die Jury bereits regelmäßig in der Kategorie »Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitenden« überzeugen konnte, hat der Gesamtsieg in dieser unruhigen Zeit für alle Beteiligten eine ganz besondere Bedeutung.

Auch die Preisverleihung fand nicht wie sonst üblich vor großem Publikum im Krönungssaal des Aachener Rathauses statt, sondern im virtuellen Raum im Rahmen eines Livestreams. Die Finalisten waren live zugeschaltet, die Laudatio auf den Gesamtsieger hielt traditionsgemäß Vorjahressieger Michael Stepper, Geschäftsführer der Fritz Stepper.

In diesem Jahr wurde die Preisverleihung per Livestream übertragen. -
In diesem Jahr wurde die Preisverleihung an den Werkzeugbau des Jahres per Livestream übertragen. - (Bild: Fraunhofer IPT)

Harting Applied Technologies: Kompetenzzentrum für komplexe Spritzgieß- und Druckgießwerkzeuge

Ausschlaggebend bei Harting war für die Jury die klar definierte Strategie für jeden Geschäftsbereich, die Roadmaps mit definierten Handlungsfeldern und Zielen einschloss, sowie das besonders hohe Bewusstsein für Vision und Strategie innerhalb der Belegschaft. Die hohe Maschinenauslastung in allen Fertigungstechnologien durch umfangreiche Automatisierung, leistungsfähige Maschinen und innovative Lösungen fiel ebenso positiv ins Gewicht. Das Unternehmen verfügt über eine vollständige Systemlandschaft mit hoher Datendurchgängigkeit und setzt auf eine Farbsystematik, die Informationen über Toleranzen, Technologien und Flächencharakteristik vermittelt.

Die Harting Applied Technologies GmbH ist eine eigenständige Gesellschaft innerhalb der Harting Technologiegruppe mit Sitz in Espelkamp. Sie entwickelt, konstruiert und fertigt in zwei unabhängigen Teilbereichen Spritzgieß- und Druckgießwerkzeuge für Aluminium und Zink und sowie Montagesysteme und Sondermaschinen.

Im Werkzeugbau fertigt das Unternehmen mit 49 Mitarbeitenden hochpräzise und produktive Werkzeuge in Ein- und Mehrkomponententechnik. Die Bandbreite der Produkte reicht von relativ großvolumigen Gehäusebauteilen für Steckverbinder aus Kunststoff und Aluminium bis hin zu Mikrospritzgießteilen mit Schussgewichten unterhalb von einem Gramm und Strukturgrößen unter 100 Mikrometern mit höchsten Ansprüchen an die Oberflächengüte. Zusätzlich zur Herstellung der Spritzgießwerkzeuge ist die Entwicklung zugehöriger Spritzgießprozesse für die Herstellung von Metall-Kunststoff-Verbundbauteilen ein Schwerpunkt des Unternehmens.

Die Prozesskette im Werkzeugbaubetrieb bei Harting umfasst eine eigene Vorentwicklung für neue Fertigungsverfahren und -konzepte sowie eine umfassende und frühzeitige Beratung der Kunden. Die Herstellung von Werkzeugen umfasst Engineering, Konstruktion, Fertigung und Montage in einem umfangreich ausgestatteten Technikum.

Harting – auch bester interner Werkzeugbau mit weniger als 50 Mitarbeitenden

Neben dem Gesamtsieg gewann Harting auch die Auszeichnung in der Kategorie »Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende«. Als weitere Finalisten dieser Kategorie zeichnete die Jury außerdem die Jehle – Werkzeug-und Formenbau aus Etzgen im Aargau in der Schweiz und die Roto Frank Austria aus Kalsdorf bei Graz in Österreich mit einer Urkunde aus.

Der Siegerpokal. -
Siegerpokal für den Werkzeugbau des Jahres 2020. - (Bild: Fraunhofer IPT)

Kategorie »Interner Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende«

Der Sieg in der Kategorie »Interner Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende« geht in diesem Jahr an die Fischer Werkzeug- und Formenbau aus Horb am Neckar.

Zu den besonderen Stärken des internen Werkzeugbaus bei der Fischer Werkzeug- und Formenbau zählte die Jury den systematischen Methodeneinsatz zur Ableitung strategischer Ziele und Maßnahmen sowie die gute Segmentierung des Maschinenparks mit durchgängiger Installation von Shopfloorboards für Kennzahlen, Ziele und allgemeine Informationen für Mitarbeitende. Auch die umfangreiche Nutzung von Automatisierungslösungen und die gute Maschinenausstattung mit hoher technologischer Leistungsfähigkeit beeindruckten die Juroren.

Als weiterer Teilnehmer stand in diesem Jahr die Gerresheimer Regensburg mit im Finale.

Kategorie »Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende«

Bester »Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende« wurde die Schülken Form aus dem thüringischen Waltershausen bei Gotha.

Schülken Form überzeugte die Jury besonders durch seine konsequente Positionierung als internationaler Full-Service-Dienstleister mit einem breiten vor- und nachgelagertem Dienstleistungsspektrum für sogenannte Turn-Key-Solutions. Schülken setzt auf eine papierarme Fertigung, indem durchgängig Viewer-Arbeitsplätze und Industrie-4.0-Lösungen, beispielsweise in Gestalt von Augmented-Reality-Brillen zum Einsatz kommen. Die Jury lobte in diesem Zusammenhang auch das hohe Qualifikationsniveau der Mitarbeitenden und die hohe Anzahl der Schulungstage pro Mitarbeitende in allen Unternehmensbereichen.

Weitere Finalisten in dieser Kategorie waren die BBG aus Mindelheim im Unterallgäu und die Hanns Engl Werkzeugbau aus Bozen in Südtirol.

Kategorie »Externer Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende«

Gewinner in der Kategorie »Externer Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende« ist die Fischer GmbH aus Geringswalde in Sachsen.

Die Jury beeindruckte bei Fischer besonders die Kooperation mit Universitäten, die nicht nur zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Werkzeuge herangezogen wird, sondern dem Unternehmen auch dabei hilft, neue Geschäftsfelder zu erschließen und eine hohe Branchendiversität zu erzielen. Das Unternehmen nutzt ein selbst entwickeltes, anforderungsgerechtes Kalkulationssystem mit einer analytischen und hochgradig standardisierten Kalkulationssystematik. Außerdem fiel auch der hohe Grad an Standardisierung der Werkzeuge positiv ins Gewicht, der durch den Einsatz parametrisch aufgebauter Konstruktionen und Standardvorlagen erreicht wird.

Als weiterer Finalist in der Kategorie wurde die EMO – Orodjarna d.o.o aus Celje in Slowenien ausgezeichnet.

Quelle: Fraunhofer IPT

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