Ein Büroangestellter bedient einen PC

In Zukunft verstärkt Schuler unter anderem sein Angebot im Bereich der intelligenten Vernetzung. (Bild: Schuler)

Der Auftragseingang gab konjunkturbedingt nach, schnitt aber deutlich besser ab als in der deutschen Werkzeugmaschinen-Industrie insgesamt. Konzernweit erreichte Schuler einen Umsatz von 1,136 Milliarden Euro (Vorjahr 1,212). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwert-Abschreibungen (EBITA) fiel auf minus 75,5 Millionen Euro, heißt es in einer Pressemeldung der Schuler AG.

Im Rahmen des Zukunftskonzepts hatte Schuler 2019 massiv in die Neuordnung seiner Produktionsstandorte, die Konzentration auf die Kernkompetenzen in Pressenbau, Automatisierung und Service sowie die Stärkung der Innovationskraft des Konzerns investiert. Damit reagierte das Unternehmen auf den weitreichenden Strukturwandel in der weltweiten Automobil- und Zulieferindustrie.

„Innere Stärke des Konzerns erlaubt umfassende Neuausrichtung“

„Als Pressenbauer ist Schuler Teil der dramatischen Transformation der globalen Automobilindustrie hin zu E-Mobilität, autonomen Fahren und digitaler Vernetzung. Die daraus resultierenden strategischen und strukturellen Konsequenzen für unser Unternehmen haben wir 2019 identifiziert und auf den Weg gebracht“, sagte Vorstandschef Domenico Iacovelli bei der Vorlage der Geschäftszahlen in Göppingen.

„Das hat natürlich deutliche Spuren im Ergebnis hinterlassen, war aber alternativlos. Schuler verfügt über die Finanzstärke, die globale Präsenz und die technologische Qualität, um eine derartige Einmal-Belastung für Belegschaft, Bilanz und Ergebnisse in dem durch schwierige Transformationsprozesse und politische Risiken geprägten Marktumfeld überhaupt tragen zu können. Das macht uns zuversichtlich, dass wir mittelfristig unsere führende Position in der Umformtechnik ausbauen und in der Folge auch wieder bessere Ergebnisse erzielen werden“, erklärte Iacovelli weiter.

Normaler Geschäftsbetrieb leicht profitabel

Zusammen mit den bereits angekündigten Abschreibungen auf den immateriellen Firmenwert der Tochtergesellschaften AWEBA und Yadon, den Strukturmaßnahmen zur Neuausrichtung des Unternehmens in Höhe von 84 Millionen Euro und anderen Einmal-Positionen verbuchte Schuler 2019 negative Sondereffekte von fast 96 Millionen Euro.

Das Konzernergebnis nach Steuern weist ein Minus von 121,9 Millionen Euro aus. Im normalen Geschäftsbetrieb, also beim EBITA vor Restrukturierungseffekten, blieb Schuler in einem sehr anspruchsvollen geschäftlichen Umfeld operativ mit 8,5 Millionen Euro leicht positiv.

Auftragseingang deutlich über einer Milliarde Euro

In das neue Geschäftsjahr 2020 ist Schuler mit einem Auftragsbestand von 868 Millionen Euro gegangen. Der Auftragseingang 2019 hatte 1,092 Milliarden Euro erreicht.

Den größten Anteil an den Neubestellungen hatten Europa mit 562 (davon Deutschland 293) Millionen Euro, die Region Amerika mit 253 Millionen und China mit 221 Millionen Euro. Mit einem Minus von 13 Prozent schnitt Schuler beim Konzern-Auftragseingang 2019 deutlich besser ab als die deutsche Werkzeugmaschinen-Industrie insgesamt, die nach den jüngsten Zahlen des Branchenverbandes VDW 22 Prozent einbüßte.

Schuler-CFO Thomas Kamphausen erklärte, dass das Unternehmen 2019 die Kosten für die Strukturanpassungen vollständig verkraftet habe. „Wir erwarten 2020 keine wesentlichen zusätzlichen Sonderaufwendungen. Mit spürbaren Kostenentlastungen, die aus dem Zukunftskonzept resultieren, rechnen wir jedoch erst ab 2021“, sagte er. „Im operativen Geschäft des laufenden Jahres lassen sich die möglichen Auswirkungen des Corona-Virus auf Umsatz und Ergebnis zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abschätzen.“

Ende 2019 lag die Eigenkapitalquote von Schuler mit 35,4 (Vorjahr: 40,1) Prozent auf einem im Industrievergleich weiterhin überdurchschnittlichen Niveau. Die Mitarbeiterzahl ging konzernweit auf 6.276 (Vorjahr: 6.574) zurück. In Deutschland arbeiteten zum Jahresende 3.962 (Vorjahr: 4.195) Beschäftigte.

Zukunftskonzept: Konzentration, Lokalisierung und Innovation

Das im Sommer angekündigte Zukunftskonzept von Schuler beruht im Wesentlichen auf drei Säulen. Dem Programm-Namen CORE entsprechend, konzentriert sich Schuler künftig auf das Kerngeschäft im Bau von hochmodernen Pressen sowie die Optimierung und Digitalisierung der Automation der Fertigungsprozesse beim Anwender für weltweit operierende Kunden in den Bereichen Automotive, Industrie, Hydraulik und anderen. Zusätzlich verstärkt Schuler systematisch das Angebot im Service und im Bereich der intelligenten Vernetzung.

Den Werkzeugbau für Karosserieteile hat Schuler 2019 an die von strategischen Investoren geführte Deutsche Werkzeugbau-Gruppe verkauft. Der Kernbereich der hochmodernen Werkzeugfertigung für Kunden in der Umformtechnik ist dagegen aus der Schuler Pressen GmbH ausgegliedert und unter dem Dach der konzerneigenen AWEBA-Gruppe als eigenständiger Wachstumsbereich zusammengefasst worden.

Schuler wird immer innovativer

Zweite Säule des Zukunftskonzepts ist die deutliche Beschleunigung von Neuentwicklungen und Marktreife im Pressenbau. Die konzernintern berechnete Schuler Innovation Rate (SIR) hat sich 2019 auf 45,4 (Vorjahr 22,9) Prozent verdoppelt.

Die Kennzahl macht deutlich, dass aktuelle Produktinnovationen im abgelaufenen Geschäftsjahr in den wesentlichen Schuler-Geschäftsbereichen Automotive, Hydraulik und Industrie nahezu die Hälfte des Auftragseingangs beigetragen haben. Dadurch konnte Schuler einen wesentlichen Teil des Nachfragerückgangs aus der Automobilindustrie nach klassischen Produkten der Umformtechnik kompensieren.

Drittes Standbein des Zukunftskonzepts ist die konsequente Lokalisierung von Produktion und Wertschöpfung. Schuler in China bedient zusammen mit der Konzernbeteiligung Yadon vorwiegend Kunden in ganz Asien. Aus Brasilien versorgt Schuler insbesondere den nord- und lateinamerikanischen Kontinent.

Deutschland bleibt der Standort für Maschinen und Anlagen, die an europäische Kunden gehen. Die hohen Qualitätsstandards an allen Produktionsstandorten sorgen dabei für ein Verbundsystem, in dem Bedarfsspitzen zwischen den Regionen flexibel ausgeglichen werden können. In Deutschland selbst konzentriert Schuler die Pressenproduktion auf Erfurt und baut den Gründungsstandort Göppingen zum zentralen Innovations-Standort um, der zudem in den kommenden Monaten ein zusätzliches Service-Center mit eigener Fertigung und Montage zur Versorgung von Kunden in ganz Deutschland erhält.

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