Kolloquium Aachen

Vertreter des Werkzeug- und Formenbaus trafen sich in Aachen zum Austausch über aktuelle Themen aus der Branche. - (Bild: werkzeug&formenbau)

Die zugehörige Industrieausstellung informierte über innovative Konzepte und Lösungen im Bereich des Werzeug- und Formenbaus.

Das Fraunhofer IPT und das WZL der RWTH Aachen hatten zum sechzehnten Mal zum Kolloquium “Werkzeugbau mit Zukunft” und zu der damit verbundenen Industrieausstellung nach Aachen eingeladen. Thematisch drehte sich alles um internationale Märkte im Werkzeugbau sowie aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen in der Branche. Im Mittelpunkt standen Vorträge von anerkannten Experten aus dem Werkzeug- und Formenbau und von den veranstaltenden Forschungseinrichtungen sowie eine Podiumsdiskussion.

Professor Günther Schuh von der RWTH Aachen sprach in seinem Vortrag über agilen Werkzeugbau als Entwicklungspartner und Produktionsoptimierer. Er rief dabei zum Überdenken der traditionellen Positionierung auf, um die Qualität des Gesamtprodukts zu verbessern, den Kunden intensiver in die Entwicklung zu intergrieren und die Kommunikation unter Experten zu stärken. Nur so kann der Werkzeugbau zu einem wichtigen Partner der Produktion mit nachhaltigem Erfolg werden.

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Matthias Jurytko von der Daimler AG stellte Strategien und Erfolgsfaktoren im vernetzten Betriebsmittlebau vor. Das Hauptaugenmerk lag hierbei auf dem Aufbau internationaler Netzwerke und der Einbindung von Kundenanforderungen. Mittels einer guten Vernetzung und einer klaren Aufgabenverteilung innerhalb des Netzwerks kann eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet werden.

RWTH Günther Schuh

Professor Günther Schuh, WZL und IPT der RWTH Aachen: “Wir sind heute oft überlegen und gelten als der kompetente Werkzeugbauer. Nicht weil wir systematisch mit Daten arbeiten, sondern wir lernen heute relativ zu manchen internationalen Wettbewerbern nur deshalb mehr, weil unsere Leute besser qualifiziert sind. Aber das reicht nicht mehr.” – Bild: werkzeug&formenbau

Die neuesten Fortschritte bei Werkzeugstählen präsentierte Till Schneiders von der Deutsche Edelstahlwerke GmbH. Aufgrund überarbeiteter Herstellungsprozesse konnten die technologischen Eigenschaften des Stahls weiter verändert und an die vielfältigen Anforderungen im Werkzeugbau angepasst werden. So konnte zum Beispiel eine höhere Zähigkeit des Stahls als bisher erreicht werden.

Marco Reichle von der Reichle GmbH erläuterte Lasertexturierung und deren Einsatz als prozessichere Art des Narbens von Formen und Werkzeugen. Mit Lasern kann zum einen komplett digitalisiert gearbeitet werden und zum anderen eine wesentlich höhere Präzision als mit Handarbeit erreicht werden. Außerdem ist es so möglich, den Prozess zu simulieren und auf diese Weise eine genauere Zeitplanung zu erstellen. Die Lasertexturierung stellt daher eine gute Alternative zu den herkömmlichen Verfahren dar, beispielsweise dem Ätzen.

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Um die Bedeutung der Angebotskalkulation in Werkzeugbauunternehmen ging es in dem Vortrag von Gesco-Vorstandsmitglied Hans-Gert Mayrose. Er sprach über die verschiedenen Erfolgsfaktoren im Werkzeugbau und die Notwendigkeit, den Blick der Werkzeugbauer nicht nur auf die Beschaffenheit der Werkzeuge zu richten, sondern auch auf die Wirtschaftlichkeit. Im Zusammenhang damit stellte er ein Kalkulationssystem vor, mit Hilfe dessen ein Kostenbewusstsein geschaffen und so die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit optimiert werden soll.

Bei der diesjährigen Podiumsdiskussion ging es um die internationalen Märkte im Werkzeugbau. Experten aus Portugal, Südafrika, den USA und Deutschland sprachen über eine gemeinsame drängende Aufgabe, die alle Regionen betrifft: den Mangel an Fachkräften und die Ausbildung. Im Fokus standen daher unter anderm die verschiedenen Ausbildungssysteme und im Zusammenhang damit die Bedeutung des deutschen dualen Systems, die Wichtigkeit der Forschung und deren Finanzierung im Bereich Werkzeugbau und die Herausforderungen und Chancen, die Industrie 4.0 mit sich bringt.

Über Industrie 4.0 sprach auch Ralf Gärtner von Phoenix Contact. Er sieht diese als Befähiger zum Aufbau von internationalen digitalen Wertschöpfungsnetzwerken. Es geht dabei vor allem darum, Standorte, Mitarbeiter, Maschinen und Partner zu vernetzen, zum Beispiel mittels eines eigenen sozialen Netzwerks, und darum, Prozesse zu digitalisieren, zum Beispiel mit Hilfe von automatisierter Bewegungsverfolgung oder Augmented Reality. Mittels Vernetzung können die Effizienz der Prozesse gesteigert, die Kommunikation mit den Kunden verbessert und neue Märkte erschlossen werden.

Trends µ-genau

Das Kolloquium Werkzeugbau mit Zukunft
Das Kolloquium des Fraunhofer IPT und des WZL der RWTH Aachen findet jährlich statt und ist ein zentraler Treffpunkt der Werkzeugbaubranche. Die Veranstaltung hat es sich zum Ziel gemacht, den Teilnehmern Erfolgsbeispiele und Handlungsempfehlungen zu geben, die sie dabei unterstützen, ihr Unternehmen wettbewerbsfähig und erfolgreich zu machen. Dazu werden anerkannte Experten aus Werkzeug- und Formenbau eingeladen, um in Vorträgen ihr Wissen weiterzugeben und sich den Fragen der Zuhörer zu stellen. Außerdem wird den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben sich im Rahmen des Kolloquiums und bei der zugehörigen Industrieausstellung auszutauschen.

Professor Fritz Klocke von der RWTH Aachen erklärte das Konzept Smart Manufacturing und die damit zusammenhängende große Bedeutung der Vernetzung von Technologie- und Prozesswissen. Die Aufnahme, Auswertung und Einbindung von Produktionsdaten ist ein elementarer Schritt auf dem Weg zu Smart Manufacturing. Dabei ist es wichtig, nicht nur Daten zu erheben, sondern auch richtig mit ihnen umzugehen sowie aus ihnen zu lernen.

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Neben den Vorträgen nutzten die Teilnehmer das Kolloquium auch rege zum Austausch untereinander. Sowohl im Rahmen des Kolloquiums als auch beim Besuch der Industrieaustellung konnte über Themen, die den Werkzeugbau momentan beschäftigen, ausgiebig diskutiert werden. Desweiteren bot die Industrieausstellung Informationen zu Produkten und neuen Konzepten für Werkzeug- und Formenbauunternehmen.

Das nächste Kolloquium “Werkzeugbau mit Zukunft” findet übrigens am 22. und 23. November 2017 in Aachen statt.

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