Schülken Form Spritzgiessformen

Kernkompetenz von Schülken Form in Waltershausen sind hoch komplexe Spritzgießformen in Größen bis maximal 4 t mit hohen Fachzahlen. – (Bild: werkzeug&formenbau)

Im Benchmark-Wettbewerb "Excellence in Production" wurde Schülken Form 2018 ausgezeichnet als Sieger in der Kategorie "externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeiter".

Hochkomplexe Spritzgießformen in Größen bis maximal 4 t mit hohen Fachzahlen sind die Domäne von Schülken Form in Waltershausen, Sieger der Kategorie "externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeiter". Der Formenbau am Standort Schwarzhausen in Deutschland sieht sich als ganzheitlicher Partner für die produzierende Industrie, angefangen bei der Idee bis hin zur Serienproduktion.

Die Schülken Form GmbH ist 2015 aus der Ralf Grübel Werkzeugbau GmbH hervorgegangen, einem Formenbau mit mehr als 50-jähriger Tradition. Das inhabergeführte Unternehmen war zum Zeitpunkt der Übernahme eher handwerklich organisiert, die Strukturen und der Maschinenpark waren in den Jahren seit den ersten Anfängen organisch gewachsen – gute Substanz, so, wie sie heute noch in vielen Betrieben zu finden ist, aber eben in manchen Bereichen nicht optimal auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit ausgerichtet.

Schritt für Schritt zum industriellen Werkzeugbau

Behutsam und unter enger Einbeziehung der bisherigen Unternehmerfamilie Grübel war Marco Schülken, der neue Eigentümer und Geschäftsführer, darangegangen, das Unternehmen zu einem wettbewerbsfähigen Werkzeug- und Formenbau nach industriellen Maßstäben weiterzuentwickeln. Schon innerhalb der ersten neun Monate konnten die Formenbauer zahlreiche Veränderungen auf organisatorischer und technologischer Ebene umsetzen.

Das Unternehmen steuerte konsequent auf Wachstumskurs, und mit zwei Fertigungsleitern, einem Konstruktionsleiter, einer kaufmännischen Leiterin und einem Projektleiter wurde für mehr Effizienz und zur effektiveren Steuerung der Abläufe im Unternehmen eine zweite Leitungsebene etabliert.

Schülken Form - Stärken im Überblick

  • Übernahme und strategische Neuausrichtung eines Werkzeugbaus auf die Medizintechnik- und Verpackungsbranche
  • Umstellung vom Handwerks- auf Industriebetrieb
  • Aufbau einer Automatisierungslinie, bestehend aus zwei Senkerosionsanlagen, einer Graphitfräsmaschine und einer Messmaschine
  • sehr hohe Ergonomie in der Fertigung und der Montage durch die durchgängige Verwendung von höhenverstellbaren Montagetischen

Prozessketten auf den Prüfstand stellen

Schülken hoher Automatisierungsgrad
Ein hoher Automatisierungsgrad kennzeichnet den inzwischen industriell ausgerichteten Werkzeugbau bei Schülken Form. – (Bild: werkzeug&formenbau)

Der Maschinenpark hatte sich im Lauf der Jahre entwickelt und war am aktuellen Bedarf des Unternehmens ausgerichtet worden. Die im Betrieb vorhandenen Bearbeitungsmaschinen wurden nun im Zuge einer Neuausrichtung der Fertigung neu bewertet und in Produktions- und Bedarfsmaschinen unterteilt. Dabei kamen die unternehmensinternen Abläufe und Prozessketten auf den Prüfstand – Bewährtes wurde übernommen, aber es gab auch Bedarf zur Optimierung. Ziel war, sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren und alle übrigen Arbeiten an verlässliche Partner weiterzuvergeben.

Als Konsequenz werden Werkzeuge bei Schülken Form heute so konstruiert, dass sich zu möglichst großen Anteilen Normalien einsetzen lassen. So setzen die Formenbauer bei Formaufbauten auf die einschlägigen Normalienhersteller; wenn es um größere Sonderplatten geht, bearbeitet die ein Dienstleister aus der näheren Umgebung inklusive Tieflochbohren und Fräsen.

Schülken Form hat sich ein lebendiges Netzwerk aus verlässlichen Partnern aufgebaut, die solche und ähnliche Bearbeitungen, schnell, genau und termintreu liefern können.

Outsourcen, wo es sinnvoll ist

Die Standardisierung und der Fokus auf die Kernkompetenzen ist bei Schülken Form weit vorangetrieben. So wurde beispielsweise der Zuschnitt der Graphitelektrodenrohlinge zum Senkerodieren inklusive der Erstellung der Bohrungen für die Aufnahme der Spannmittel outgesourct. "Wir lassen uns nur noch drei verschiedene standardisierte Rohlingsgrößen liefern, die komplett mit dem Bohrbild für die Halter auf Lager liegen", erklärt Schülken. "Einmal in der groben Körnung fürs Schruppen und einmal in der feinen fürs Schlichten. Unsere Maxime ist, dass wir uns auf jene Komponenten konzentrieren, die für die Formgebung verantwortlich sind."

Deshalb erfolgt die eigentliche Elektrodenfertigung standardisiert inzwischen in einer hochautomatisierten Zelle, in der die Elektroden unter anderem auch exakt vermessen werden. So lassen sich verlässlich und effizient die gewünschten Bearbeitungsergebnisse erzielen.

Behutsam, aber nachhaltig wird das Unternehmen zu einem wettbewerbsfähigen Werkzeug- und Formenbau nach industriellen Maßstäben weiterentwickelt.

Konzentration auf die Kernkompetenz

"Wir haben durchaus auch in neue Bearbeitungsmaschinen investiert", erklärt der Geschäftsführer. "Dabei muss man sich als Werkzeugbau darüber im Klaren sein: Man kann nicht jede Technologie im Haus haben, die für den Werkzeugbau benötigt wird. Eine Maschine, die ich nur für 1 h pro Tag auslasten kann, lässt sich nicht effizient betreiben. Solche Arbeiten kann ein guter Zulieferer in der Regel besser, in der richtigen Qualität, schneller und auch preiswerter übernehmen."

Die Formenbauer konzentrieren sich heute auf die Auslegung und Fertigung komplexer und anspruchsvoller Spritzgießformen in erster Linie für die Herstellung von Verpackungen, Verschlüssen, Medizinprodukten, Automotiveprodukten sowie Elektro- und Elektronikprodukten. Im Fokus stehen unter anderem Hochpräzisionswerkzeuge, Mehrkomponentenwerkzeuge und Multikavitätenwerkzeuge mit Werkzeuggrößen bis rund 1000 x 1000 mm.

"Dabei liegt bei uns das Augenmerk klar auf hochfachigen Werkzeugen auch in Mehrkomponententechnik für kleine, hochpräzise Kunststoffteile, die kurze Zykluszeiten auf der Spritzgießmaschine und damit hohe Ausbringungsmengen innerhalb kürzester Zeit ermöglichen", betont Schülken. "Die Konzentration auf diesen Bereich macht uns zu einem gefragten Spezialisten. Der breite Bauchladen ist heute längst passé – es ist sinnvoll, sich auf das zu fokussieren, was man am besten kann."

Marco Schülken
(Bild: Schülken Form)

"Bei uns liegt das Augenmerk klar auf den hochfachigen Werkzeugen auch in Mehrkomponententechnik für kleine, hochpräzise Kunststoffteile."
Marco Schülken, Geschäftsführer Schülken Form 

Hochspezialisierte Facharbeiter

Mit seinem Team aus hochspezialisierten Facharbeitern (derzeit sind es 37 Mitarbeiter, darunter sieben Auszubildende) in Kombination mit leistungsfähigen Fertigungsmaschinen garantiert das Unternehmen höchste Präzision und Qualität für die produzierten

Schülken Mitarbeiter
Hochqualifizierte Facharbeiter ermöglichen es, komplexe Spritzgießwerkzeuge für kurze Zykluszeiten auf der Spritzgießmaschine zu optimieren. – (Bild: werkzeug&formenbau)

Optimierte Prozesse und der gezielte Einsatz von Messtechnik sichern die Qualität. Aber auch die Tuschierpresse Millutensil BV 26/E, die bereits im Unternehmen war, trägt zur Qualitätssicherung bei und vermindert effektiv die Zahl der Optimierungsschleifen. Darüber hinaus investierte Schülken auch in eine Spritzgießmaschine victory 220 des österreichischen Herstellers Engel, um im eigens eingerichteten Technikum die komplexen Formen unter Serienbedingungen abmustern zu können und sicherzustellen, dass Werkzeuge, die zum Kunden geschickt werden, optimal funktionieren.

Digitalisierung der Daten

Mit der Übernahme des Werkzeugbaus und der neuen industriellen Ausrichtung wurde auch die gewachsene Softwarearchitektur analysiert und erneuert. Signifikanteste Einzelmaßnahme war hier die Einführung eines leistungsfähigen PPS-Systems.

Schülken Form hat inzwischen die Industrialisierung des Unternehmens sehr weit vorangetrieben. Die Digitalisierung der Daten erlaubt die komplette Durchgängigkeit im Unternehmen – Zeichnungen werden nicht mehr ausgedruckt, sie sind für alle Mitarbeiter über Viewer schnell und einfach zugänglich. So ist sichergestellt, dass alle an einem Projekt Beteiligten stets Daten und Informationen auf dem aktuellsten Stand zur Verfügung haben und dass Übertragungsfehler ausgeschlossen sind.

Ergonomisch ausgestattete Arbeitsplätze

Nicht nur in der Fertigung griffen die Optimierungen. So bekamen auch die Werkzeugmonteure neue, nach ergonomischen Gesichtspunkten ausgestattete Arbeitsplätze – beispielsweise sind jetzt die Montagetische höhenverstellbar und lassen sich so optimal auf den jeweiligen Mitarbeiter und die Aufgabe anpassen.

Profil - Schülken Form

  • Produkte: Hochpräzisions-, Mehrkomponenten- und Multikavitätenwerkzeuge
  • Kunden: Automobilindustrie, Medizintechnik-, Elektro-, Verpackungsbranche
  • Maschinenpark: Senk- und Drahterodieren, CNC- und HSC-Fräsen, Flachschleifen, Messen, Tuschierpresse Millutensil BV 26/E, Spritzgießmaschine im Technikum: Engel victory 220
  • Software: ERP- und PPS-System: Schubert-Software; CAD/CAM-Software: Cimatron, PEPS
  • Mitarbeiter: 37 (davon 7 Auszubildende)
  • Besonderheiten: Spritzgusswerkzeuge bis maximal 4 t, Umstellung vom Handwerks- auf Industriebetrieb
  • Webseite: www.schuelkenform.de

Russischer Servicestandort

Zwischen 50 und 60 Prozent der Werkzeuge gehen in den Export – insbesondere in den Osten der europäischen Union, aber auch in die europäischen Teile der einstigen Sowjetunion – etwa nach Russland, Weißrussland, in die Ukraine. Speziell den Service vom Standort Waltershausen aus zu leisten ist eine Herausforderung.

"Deshalb haben wir in Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan in Russland, zunächst einen Servicestandort mit drei Mitarbeitern eröffnet, der auch als russischer Servicepartner für Heißkanalsysteme von Moldmasters fungiert", berichtet Schülken. "Gründliche Schulungen der Mitarbeiter inklusive umfassendem Training-on-the-Job und ein gut dimensioniertes Lager für Verschleiß- und Ersatzteile machen uns zu einem gefragten Partner in der Region." Mittelfristig sollen in Kasan auch einfachere Werkzeuge neu gebaut werden.

Servicemodelle im digitalen Geschäftsfeld

Speziell im Service sieht Schülken aber auch Potenzial für neue digitale Ansätze: "Wir werden in Zukunft bei Serviceeinsätzen verstärkt auf Datenbrillen und Augmented Reality setzen", erklärt er. "Nicht nur unsere Servicetechniker sollen damit arbeiten, wir statten auch unsere Kunden damit aus. Vieles lässt sich damit unter Live-Anleitung eines erfahrenen Servicemitarbeiters direkt von unseren Kunden selbst beheben."

So sollen sich Störungen schneller beheben lassen und die Kunden wieder zügig produzieren können. Aufwendige Vor-Ort-Einsätze der Techniker sollen mit diesem Konzept deutlich reduziert werden. "Und selbst in Fällen, in denen der Kunde das Problem nicht selbst lösen kann, lässt es sich mit diesen Mitteln doch sehr klar identifizieren und eingrenzen", ergänzt der Werkzeugbauer. "Damit können dann Servicetechniker sehr gezielt und mit allen notwendigen Ersatzteilen zum Kunden geschickt werden."

Offensives Maketing

Für ein Unternehmen seiner Größenordnung betreibt der Formenbau ein breit angelegtes Marketing. "Wir sind auf allen Kanälen zu finden, sind in den Medien und online präsent und gehen auch auf Messen in unseren Zielländern", erklärt Schülken. "Wir versuchen aktiv, uns interessante Projekte ins Haus zu holen, und warten nicht immer erst darauf, bis uns die Ausschreibungsunterlagen ins Haus flattern. Damit wir mit neuen Herausforderungen wachsen und uns weiterentwickeln können." mf

Sie möchten gerne weiterlesen?